Mitten in Hof :Schimpftirade mit Nachspiel

Beleidigen will gelernt sein, dann kann es gar zur Kunstform werden. Das allerdings ist dem stellvertretenden Vorsitzenden der Volkshochschule in Hof nicht geglückt. Im Gegenteil: Wegen seiner Wortwahl ermittelt die Staatsanwaltschaft

Kolumne von Olaf Przybilla

Wer sich in der Kunst der Beschimpfung übt, muss sich mit den Großen vergleichen lassen, mit Thomas Bernhard und Peter Handke. Wobei die aus der Beschimpfung Kunst machen, was im Fall des stellvertretenden Vorsitzenden der Volkshochschule Hof einer Überprüfung bedürfte. Vorläufig beschäftigt sich keine Jury mit dessen Elaborat, sondern nur die Staatsanwaltschaft. Die aber mit wachsender Begeisterung, darf man unterstellen. Sechs Strafanzeigen für nur sechs Seiten Brieftext, eine imposante Quote. Und alle stammen aus dem Rathaus, rechnet Rainer Krauß vor. Der ist seit elf Jahren Stadtsprecher, eine so hohe Beleidigungsquote pro geschriebener Zeile aber sei ihm noch nicht untergekommen, sagt er. Man glaubt beinahe, Bewunderung durchzuhören.

Ohne Oberseminar in Hofer Grundfragen ist der Brief nicht zu durchschauen, macht aber nichts. Im Kern geht's darum, dass die Stadt von der VHS wissen wollte, was die eigentlich mit den Zuschüssen anstellt. Das aber nicht zur Zufriedenheit beantwortet wurde, weshalb die Stadt den Geldhahn abgedreht hat. Die Causa beschäftigt bereits etliche Juristen - und neuerdings eben auch die Hofer Staatsanwaltschaft, deren Behördenleiter Rainer Lieb poesiefrei mitteilt, man führe "ein Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung. Die Ermittlungen dauern noch an."

Und damit ab in den Text eines pensionierten Gymnasiallehrers, der in den letzten Zeilen in 28 Ausrufezeilen ausläuft. Davor dürfen sich Stadträte von dem VHS-Vorstand als "nichtsnutzige Quadratnullen" und "widerwärtige Lynch- und Femerichter" angesprochen fühlen. Hof tritt auf als "von interessierten rechtsbruchaffinen Kreisen bewusst gesetz- und rechtsfrei gehaltenes Gemeinwesen". Inzwischen müsse "der Dümmste - und damit sogar Sie" etwas gemerkt haben, werden die Räte bezirzt. Auch müsste ein Ratsmitglied sich eigentlich Fragen stellen, "so es seinen Kopf nicht nur besitzt, um das Stroh nicht in den Händen tragen zu müssen". Stattdessen: eine "Allianz von Willigen und Billigen". Ein Verwaltungsmensch darf sich sogar einer "hochinfektiösen malignen Charakterinsuffizienz" rühmen lassen. Und der OB? Ein "macht- und titelgeiler Tropf", umkränzt von "nichtsnutzigen christsozialen Spießgesellen". Ach, ewig könnte man lesen.

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