Iran-Sanktionen:Trump treibt den Ölpreis - Chaos droht

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Allein wegen der Unruhen in Venezuela und Libyen fehlen dem Ölmarkt etwa 150 000 Fass Öl - jeden Tag. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)
  • Die Sanktionsdrohungen der US-Regierung gegen Iran treffen den Ölmarkt in einem hochsensiblen Moment.
  • Schon jetzt fehlen pro Tag große Mengen Öl. Würde nun auch noch ein Großteil der iranischen Ölexporte wegbrechen, dürfte Chaos ausbrechen.
  • Wirklich profitieren tut von alledem nur ein Land: Saudi-Arabien.

Von Victor Gojdka

Es war eine doppelte Nullnummer, die US-Außenminister Mike Pompeo Anfang der Woche zu verkünden hatte. Künftig gebe es keine Ausnahmen mehr für iranische Ölexporte. Auch Länder wie China, Japan oder Südkorea dürften künftig keinen Tropfen iranischen Öls mehr importieren, wenn sie nicht in den Bannstrahl Washingtons geraten wollen. "Wir gehen auf null", sagte Pompeo. "Null, und zwar durch die Bank."

Ausgerechnet diese Nullnummer entfaltete am weltweiten Ölmarkt nun die Kraft eines Erdbebens. Denn Trumps Konfrontationskurs trifft den Markt in einem hochsensiblen Moment: Das einstmals wichtige Ölförderland Venezuela versinkt im Chaos, im Ölstaat Libyen kämpfen Rebellen und Regierung um die Hauptstadt Tripolis. Allein deswegen fehlen dem Ölmarkt ohnehin viele Fass Öl - jeden Tag. Und als ob all das noch nicht genug für die Ölhändler wäre, könnte jetzt auch noch ein Großteil der iranischen Ölexporte wegbrechen. Noch mal etwa 900 000 Barrel weniger, schätzen Experten. Und vor allem: noch mehr Chaos.

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Dass ab dem 2. Mai auch noch die Importausnahmen für acht Länder - darunter China, Indien, Japan und Südkorea - wegfallen sollen, hatte viele Ölhändler nach den Feiertagen auf dem falschen Fuß erwischt. Nach der Ankündigung am Montag schossen die Preise für ein Fass der Nordseesorte Brent bereits um drei Prozent hoch, am Dienstag nahm der Preis sogar Kurs auf die Marke von 75 Dollar.

Doch nicht nur Ölhändler dürften nun vor großen Problemen stehen, auch die US-Administration könnte bald feststellen, dass sie sich mit dem Konfrontationskurs einen Bärendienst erweisen dürfte. Dass sie Gefahr läuft, eine echte Nullnummer zu landen."Das müssen die USA selber auslöffeln", sagt Ölexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank.

Bei steigenden Ölpreisen könnte US-Präsident Donald Trump nämlich schon bald den Furor seiner Wähler zu spüren bekommen. "Das sind Wähler mit geringen Einkommen, die aber umso größere und durstige Autos fahren", sagt der Energieexperte Andreas Goldthau vom Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung. Da in den USA der Steueranteil am Benzinpreis geringer ist als hierzulande, schlagen Veränderungen beim Ölpreis an der Tankstelle drastischer durch.

(Foto: SZ-Grafik)

Saudi-Arabien ist mit dem höheren Ölpreis sehr zufrieden

Während Trump im eigenen Land also Ärger kriegen dürfte, tut er mit den steigenden Ölpreisen ausgerechnet dem Anführer des verhassten Ölkartells Opec einen Gefallen: Saudi-Arabien. "Die können jetzt gewissermaßen die Trump-Dividende abschöpfen", sagt Goldthau. Denn Saudi-Arabien ist mit dem höheren Ölpreis sehr zufrieden. Die Saudis brauchen gute Öleinnahmen schließlich für ihre Staatskasse und einen möglichen Börsengang des staatlichen Ölgiganten Saudi-Aramco.

Donald Trump zeigte sich zwar optimistisch, dass die Saudis den Gutteil der wegfallenden iranischen Ölexporte ausgleichen könnten. Doch die zeigten sich in ersten Statements denkbar gelassen: "In den nächsten Wochen wird unser Königreich intensiv mit anderen Produzentenländern sprechen", sagte der saudische Ölminister Khalid al-Falih. Eile hört sich anders an.

Zumal andere Länder sauer werden könnten, wenn das saudische Königreich in die Lücke springt und sich zu viel des iranischen Marktanteils sichert. Insbesondere der Kreml in Russland ist schon seit Wochen unzufrieden mit den aktuellen Förderkürzungen der Opec-Länder, denen es sich angeschlossen hat. "Die Russen wollen sich von den Fesseln dieses Abkommens lösen", sagt Commerzbank-Ölexperte Carsten Fritsch. Am Ende könnte also ausgerechnet einer der ärgsten politischen Widersacher der USA ein Gewinner von Trumps Ölpolitik sein.

Außerdem könnte ausgerechnet Trumps Konfrontationskurs am Ölmarkt die Bedeutung des Dollar als Leitwährung weiter unterhöhlen. Die chinesische Regierung nämlich dürfte weiter iranisches Öl kaufen, könnte Iran in seiner misslichen Lage aber zwingen, das Öl nicht in Dollar zu handeln. Sondern in chinesischen Yuan. Ein weiterer Kratzer für den Nimbus des Petrodollar.

© SZ vom 24.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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