Türkische, japanische und italienische Empfehlungen:"Ist das berühmt?"

Türkische, japanische und italienische Empfehlungen: Baris Çelebi macht auf der Internetseite Gezipgördüm den türkischen Reisenden die Stadt schmackhaft - von den Kirchen bis zu den Biergärten. Screenshot: SZ

Baris Çelebi macht auf der Internetseite Gezipgördüm den türkischen Reisenden die Stadt schmackhaft - von den Kirchen bis zu den Biergärten. Screenshot: SZ

Was Menschen aus anderen Ländern sich von der Stadt erwarten und was sie in ihrer Sprache über München lesen können

Türkei

Die Isar hat es Ahmet Usar angetan, Autor von Gezimanya, einem populären Internet-reiseportal: "Sie können die Isar entlanglaufen, die durch die Stadt fließt, und Sie werden Ruhe und Gelassenheit finden." Auch das "unvergleichliche Grün" des Englischen Gartens begeistert den Türken, "dort können sie die Natur umarmen". Vermutlich stammt der Autor aus dem verkehrslärmgeplagten Istanbul. Denn erwähnenswert ist für ihn auch, dass München "auf flachem Grund gebaut ist", was das Herumschlendern erleichtere - im Gegensatz zu Istanbul, das auf vielen Hügeln thront. Auch die üblichen Sehenswürdigkeiten werden aufgelistet: Rathaus mit Glockenspiel, Schloss Nymphenburg, Viktualienmarkt und Hofbräuhaus: "Kehrt nicht in die Türkei zurück, ohne diesen Ort zu sehen!" Und die Menschen "in ihrer regionalen Bekleidung, in Dirndl und Lederhose". Obazda sollte man dort bestellen, weiß der türkische Autor, der noch eine Liste der "populärsten Biergärten" mitliefert. Auch die Empfehlungen von Baris Çelebi auf der Seite Gezipgördüm richten sich offensichtlich nicht an fromme Muslime, die einen Bogen um Biergärten machen dürften. "Wenn Sie die Stadt im Oktober besuchen, sollte das Oktoberfest unbedingt auf ihrer Liste sein", heißt es bei diesem Fremdenführer. Der Viktualienmarkt fehlt auch hier nicht. Daneben gibt es Hinweise auf Kirchen, das Deutsche Museum und die Esskultur: "Auf Fleisch fixiert." Pratik Seyahat weiß Abhilfe und empfiehlt "Mustafas Gemüse Kebap" am Stachus, wo die Schlange selten abreißt. Das Essen: "Helal natürlich". Also auch für strenge Muslime super. Christiane Schlötzer

Japan

Touristen aus Japan sind meist keine Entdecker, sondern Bestätiger. Sie suchen kein Jugendstil-Kleinod in Schwabing, das keiner kennt, sondern sie wollen den Marienplatz und das Glockenspiel am Rathaus sehen. "Ist das berühmt?" fragen sie; wenn nicht, interessiert es sie weniger. Es muss der Viktualienmarkt sein, kein anderer Markt, auf dem sie ihre "original Münchner Weißwurst" essen: nicht unbedingt mit Senf, aber sicher mit Selfie - und nicht primär, um es rumzuzeigen, sondern zur eigenen Erinnerung. In Japan gilt, das Erlebnis ist flüchtig, die Reise oft beschwerlich, die Erinnerung dagegen süß, und sie bleibt. Zumal Japaner, die in Gruppen reisen, also die meisten, normalerweise in Eile sind: fünf Länder in acht Tagen. Zu den berühmten Sehenswürdigkeiten, die der Reiseführer "Süddeutschland" des japanischen Globe-Trotter-Verlags empfiehlt, gehören das Hofbräuhaus und der Franziskaner. Dazu lehren die Autoren ihre Leser, "Bier bitte" zu sagen. "München ist Bier, Bier ist München", verkündet der Reiseführer und empfiehlt das Oktoberfest. Ein eigenes Kapitel widmet er den Christkindlmärkten. Seit 1972, als Sapporo die Winter- und München die Sommerspiele durchführten, sind die beiden Städte Partner. In Sapporo gibt es einen jährlichen "Münchner Weihnachtsmarkt". Was ist da schöner, als das Original besucht zu haben? Zumal sich dort die größte Sorge reisender Japaner mit Sightseeing verbinden lässt: Was bringen sie als sogenannte "Omiyage", Mitbringsel, den Verwandten, Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen mit. Ohne Omiyage wagt sich kein Japaner heim. Ein hübsch verpacktes kleines Nichts, ein Lebkuchen-Herz etwa. München sei warmherziger als andere Großstädte, meint der Reiseführer noch, der Himmel blauer. Christoph Neidhart

Italien

Halten Sie sich an Ihrer Mass fest: Die Isar friert im Winter zu! Darauf erst mal einen Schluck. Wie, Sie haben kein Bier parat? Aber Sie lesen doch gerade - und da hält man in München einen Masskrug in der Hand. Steht so in der italienischen Cosmopolitan, "sieben Bücher, die man vor der Reise nach München gelesen haben muss, mit Masskrug in der Hand" (darunter "Das Parfüm" von Patrick Süskind, Thomas Manns "Tod in Venedig" und "Der Nussknacker" vom bekannten Münchner Autor E.T.A. Hoffmann). Das mit der Isar steht im italienischen Wikitravel, und damit wären SZ-Texte widerlegt, in denen es heißt, es bilde sich an Isar-Ufern maximal ein sogenanntes Randeis. Vabbene, um fair zu sein: Die meisten italienischen Reiseführer haben einen recht vernünftigen Blick auf München. Eine Stadt mit reicher Geschichte, großartigen Museen, Biergärten und Oktoberfest. Passt scho. Es geht viel um Marienplatz, Residenz, Kunstareal, vielleicht um einen Ausflug nach Neuschwanstein. Der Lonely Planet schlägt auf seiner italienischen Homepage die Asamkirche vor. Außerdem im Lonely Planet: Jazzclub Unterfahrt, Bar Kilombo, Café Ruffini, sogar der Bergwolf. München-Reiseführer auf Italienisch gibt's in einer Version extra für Schulausflüge, oder kombiniert mit dem Schwarzwald ("360 km di Romantische Strasse" inklusive) oder mit Worms und Weimar ("Germania sud"). Was beim Blättern noch zu erfahren ist: Man kann super Autofahren in München, dank der optimalen Verkehrsregulierung, nur Parken ist im Zentrum schwierig. Kulinarisch sind Innereien verbreitet, von Lüngerl über Nierchen bis Kalbszunge. München hat ein bewegtes Nachtleben. Nein, der Reiseführer ist nicht aus den Achtzigern, sondern von 2015. Darauf erst mal einen Schluck aus dem Masskrug. Elisa Britzelmeier

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