Städtereise USA:New York, auch im Kleinen großartig

Lesezeit: 5 min

Bekenntnis in und für New York. (Foto: Jon Tyson/Unsplash)

Die Aussicht vom Metropolitan Museum of Art ist grandios - aber es gibt eine, die ist ebenso schön und billiger. Tipps für die Städtereise von den "New-York-Nomaden" Christina Horsten und Felix Zeltner.

Protokoll von Katja Schnitzler

Ein Jahr lang sind die deutschen Journalisten Christina Horsten und Felix Zeltner immer wieder mit ihrer kleinen Tochter in New York umgezogen, Monat für Monat in ein anderes Viertel (hier lesen Sie das Interview über die vielen Gesichter New Yorks): Ihre alte Wohnung war ihnen gekündigt worden, in der neuen fühlten sie sich nicht wohl. Welches Viertel wirklich zu ihnen passt, versuchten sie durch ihr Jahresprojekt herauszufinden - und lernten neue Facetten ihrer Herzensstadt kennen.

Ihre Tipps, wo Reisende ein anderes New York abseits der ausgetretenen Touristenpfade entdecken können:

Ungewöhnlicher Ausblick

"Eine hervorragende Aussicht haben die Staten Island Yankees und ihre Gäste. Jeder kennt die New York Yankees mit ihrem großen Stadion in der Bronx. Aber es gibt noch die kleinen Brüder, die ihr Stadion auf Staten Island haben. Das ist gemütlich klein und kostet deswegen auch viel weniger Eintritt, man kann aber ebenfalls guten Baseball sehen. Und: Von dort aus blicken die Besucher über den ganzen New York Harbor hinweg auf die Südspitze von Manhattan (freier Eintritt mit dem New York Pass, sonst ab 12 Dollar). Mit etwas Glück sieht man die Sonne untergehen und noch ein Feuerwerk am Ende des Spiels - zu einer Aussicht, die schwer zu toppen ist. Je weiter oben man sitzt, desto besser. Aber jeder kann sich umsetzen für einen anderen Blickwinkel oder einen Hotdog essen gehen. Die Stimmung beim Baseball ähnelt sowieso einem lustigen Familienpicknick - der Sport ist gar nicht die Hauptsache." (Noch mehr Tipps für schöne Ausblicke auf New York finden Sie hier von SZ-Korrespondentin Johanna Bruckner.)

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Gutes Essen mit politischer Botschaft

" La Morada ist der beste Mexikaner, den wir kennen. Dabei ist es ein ganz einfaches Lokal in der Bronx in Mott Haven, dort hatten wir auch gewohnt. Die Bronx hat sehr viele schöne und viele nicht so schöne Ecken. Und Mott Haven ist eine der überraschenderen, weil man in der Bronx nicht unbedingt so tolle Hausreihen aus Sandstein erwartet. La Morada ist aber nicht nur deshalb etwas Besonderes für uns, weil es 'unser' Mexikaner in der Nachbarschaft war und das Essen dort so wahnsinnig gut ist. Sondern weil dieser Laden von einer Familie geführt wird, die sehr politisch ist und in der Stadt und dem ganzen Land dafür bekannt, dass sie viel für Immigranten tut - vor allem für irreguläre Einwanderer, die ohne Arbeitserlaubnis da sind.

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Die ganze Familie ist auch schon mit vielen Preisen bedacht worden für ihren Einsatz für die Menschen im Land und in ihrer Nachbarschaft. Es sind sehr spezielle Leute, so dass auch im Lokal eine sehr spezielle intellektuell-politische Stimmung herrscht: Da sind nicht nur Tische und Stühle und eine offene Küche, sondern da gibt es zum Beispiel auch ein großes Regal mit Literatur, die man sich nehmen kann, auch Kinderbücher. Und wie gesagt: Das Essen ist einfach fantastisch."

Kunst, kostenlos im Vorübergehen

"Das Bronx Documentary Center ist eine Galerie, die von einem Fotografen der New York Times mitgegründet wurde. Sie hat sich spezialisiert auf Künstler aus der Bronx oder andere Kreative, die über die Bronx arbeiten, meistens Fotos oder Videos. Immer wieder sind kleine Juwelen dabei: tolle Ausstellungen, die am Mainstream vorbeigehen. Das Center liegt in einer Gegend, in der sonst nicht allzuviel geboten ist - in die man sonst also gar nicht hinkommen würde, dabei ist es dort sehr spannend.

Natürlich sind MoMa, Guggenheim und das Metropolitan Museum of Art toll, dort auf dem Dach im Cantor Roof Garden ist jedes Jahr eine andere Installation von einem anderen Künstler und man hat einen traumhaften Blick über die ganze Stadt - und eine Dachbar gibt es auch.

Skulptur "ParaPivot" von Alicja Kwade auf dem Metropolitan Museum of Art (Foto: AFP)

Doch diese Museen kennen schon viele, außerdem sind sie leider sehr teuer. Wer in ein Museum will, ohne 25 Dollar Eintritt zu zahlen, sollte im American Folk Art Museum auf der Upper West Side vorbeischauen.

Dort wird Volkskunst gezeigt von Menschen, die sich ihre Kunst sozusagen selbst beigebracht haben; gerade ist eine neue Dauerausstellung eröffnet worden, es gibt viel New-York-Spezifisches zu sehen - immer umsonst. Das allein ist in New York ja etwas Besonderes, man kann also einfach mal reinspazieren. Und: Das Folk Art Museum hat einen Souvenirshop, in dem es besonders ausgefallene Mitbringsel gibt, auch für Kinder."

Mode-Shopping und nicht nur sich selbst Gutes tun

"Leider stimmt es nicht mehr, dass man in New York die Sneakers günstiger bekommt. Am besten ist es, hier Second Hand zu kaufen, da kann man wirklich noch Schnäppchen machen. Den Vintage Thrift Shop gibt es gleich zweimal, eine Filiale im West Village und eine auf der 3rd Avenue, die sind ein bisschen kleiner und da findet man wirklich Top-Schnäppchen. Und was das Allerbeste ist an den Second-Hand-Läden in New York: Jeder kauft mit gutem Gewissen ein, weil eigentlich alle Second-Hand-Läden für einen guten Zweck verkaufen. Beim Vintage Thrift Shop geht das Geld an eine jüdische Wohltätigkeitsorganisation, sonst fließt es oft in die Krebs- oder Aidsforschung. Also: auf jeden Fall mit leerem Koffer anreisen."

Rundum glückliche Kinder

"New York ist für Kinder viel cooler, als man denken würde. Es gibt sehr, sehr schöne Spielplätze. Sie sind meist aufwändig und verspielt gebaut, viele haben verschiedene Zone für unterschiedliche Altersgruppen mit entsprechenden Bauten: für ganz kleine Kinder sehr flach, für die größeren gibt es Hängebrücken, steilere Rutschen und höhere Schaukeln.

Einer unserer Lieblingsspielplätze ist der Adventure playground im Central Park, Höhe 66. Straße, Westseite, direkt hinter einem Eingang. Dieser Abenteuerspielplatz liegt sehr schön oben auf einem kleinen Hügel, in der Mitte steht eine kleine Burg. Rundherum sind viele Bänke, hier trinken die Eltern ihren Kaffee und entspannen. Die neueren New Yorker Spielplätze haben eine Art 'Vollgummischwingboden': Wenn die Kinder hinfallen, können sie sich fast gar nicht weh tun, weil der Boden fast unrealistisch weich ist. Und die Spielplätze sind eingezäunt, man muss also nicht die ganze Zeit den Kleinen hinterher rennen, wenn man nicht will.

Mit ältern Kindern macht das Mathe-Museum MoMath Spaß. Da wird zwar auch ein bisschen Mathematik erklärt, aber eigentlich ist es ein Erlebniszentrum, in dem man viele Sachen ausprobieren kann: zum Beispiel auf einem Fahrrad mit eckigen Rädern zu fahren auf einem Boden, in den die viereckigen Reifen genau passen, so dass man trotzdem vorankommt. Es liegen immer mathematische Regeln zugrunde, aber alles ist auf Selbsterfahrung ausgelegt - da haben alle Spaß."

Auch sehr schön sind die Karussells am Wasser: Es gibt in Manhattan das SeaGlass Carousel am Battery Park, also ganz unten am Ende, wo man auch die Fähre zur Freiheitsstatue nimmt. Es ist der Unterwasserwelt nachempfunden: Die Kinder sitzen in großen Fischen, die rauf und runter schwimmen, dazu gibt es passende Lichteffekte und Meeresmusik.

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Ein weiteres Karussell am Wasser steht im Brooklyn Bridge Park - einer der vielen Parks, die es erst seit dem Wirbelsturm Sandy gibt, der 2012 viel Küstenlinie zerstört hat. Diese Areale wurden oft in Parks umgewandelt. Im Brooklyn Bridge Park steht nun ein altes, museales Karussell sehr fotogen am East River. " Jane's Carousel" ist eingeglast, also kann man es bei jedem Wetter fahren - bei schönem Wetter stehen die Glasscheiben offen. Hier werden auch Geburtstage gefeiert, es spielt Musik - einfach ein richtig schöner Ort für Kinder."

Was jeder in New York einmal gemacht haben sollte

"Den Broadway ablaufen, so weit die Füße tragen - von ganz unten so weit hoch wie möglich. Das ist die einzige Straße in Manhattan, die nicht auf dem Grid liegt, also dem Straßennetz: Sie kreuzt alle anderen Avenues, weil sie dem alten Indianerpfad folgt, den die Ureinwohner der Insel benutzt haben. Der Broadway ist eine Straße, die wahnsinnig viel New York zusammenbringt. Wenn man schon mal auf dem Broadway ist, sollte man auch eine Straßenpizza essen für einen Dollar, sich in einem Diner an die Bar setzen und einen Milchshake trinken, einfach ein bisschen die Stadt aufnehmen und ihr zuhören."

Christina Horsten und Felix Zeltner schreiben über ihr New York auch auf www.stadtnomaden-buch.de und zeigen Bilder auf Instagram.

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New York
:"In der Bronx sind die Menschen am freundlichsten"

Christina Horsten und Felix Zeltner zogen ein Jahr in New York um - jeden Monat in ein anderes Viertel. Ein Gespräch über das wahre Chinatown und den Stadtteil mit den meisten kleinen Geheimnissen.

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