Finanzindustrie:Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank gescheitert

  • Die Deutsche Bank und die Commerzbank werden nicht fusionieren.
  • Nach wochenlangen Gesprächen sind die Vorstände beider Banken der Auffassung, ein Zusammschluss hätte keinen ausreichenden Mehrwert geboten.
  • Bundesfinanzminister Olaf Scholz findet aber nach wie vor, "die global agierende deutsche Industrie braucht konkurrenzfähige Kreditinstitute, die sie in aller Welt begleiten können".

Aus einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank wird nichts. Die Gespräche über einen Zusammenschluss seien ergebnislos beendet worden, gaben die Geldinstitute am Donnerstag jeweils per Ad-hoc-Mitteilung bekannt. Nach gründlicher Prüfung seien die Vorstände beider Banken demnach zu dem Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde.

Beide Banken verwiesen auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch großen Integration einhergegangen wären. "Es war sinnvoll, diese Option einer innerdeutschen Konsolidierung zu prüfen", sagte Commerzbank-Chef Martin Zielke.

Die zwei größten deutschen Privatbanken hatten seit Mitte März formelle Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss geführt. Beide Seiten hatten von Beginn betont, eine Fusion sei keineswegs ausgemachte Sache. Durch eine solche wäre die mit Abstand größte deutsche Bank entstanden. Allerdings wären dabei wohl auch mehrere zehntausend Jobs weggefallen, weshalb die Gewerkschaften von Beginn an strikt gegen die die Pläne waren. Auch große Investoren der Deutschen Bank, darunter das Emirat Katar und der chinesische Mischkonzern HNA, sahen das Unterfangen skeptisch.

Bundesfinanzminister Scholz und sein Staatssekretär, der ehemalige Goldman-Sachs-Deutschlandchef Jörg Kukies, hatten sich in den vergangenen Monaten hingegen ungewöhnlich offensiv für große, international aufgestellte deutsche Banken ausgesprochen. Daran hielt Scholz auch nach dem Scheitern der Fusion fest: "Die global agierende deutsche Industrie braucht konkurrenzfähige Kreditinstitute, die sie in aller Welt begleiten können", sagte er am Donnerstag. Eine große deutsche Bank für den Exportweltmeister Deutschland politisch mitzubauen, wäre ein schöner Erfolg für ihn gewesen. Scholz hätte beweisen können, dass die Deutschen nicht nur Autos bauen, sondern auch Bankgeschäfte weltmeisterlich abwickeln können. Dass nach dem Ende der Fusionsgespräche von Commerzbank und Deutscher Bank daraus erst einmal nichts wird, ist eine schlechte Nachricht für den Minister.

Zuletzt war immer klarer geworden, dass es womöglich zu viele Hindernisse für ein Zusammengehen geben könnte - von der Struktur einer neuen Bank, deren Geschäftsmodell, der Finanzierung des Deals bis zu dem erwarteten Jobabbau. Insider hatten die Chancen auf eine Fusion oder Übernahme der kleineren Commerzbank durch die Deutsche Bank allerdings lange als 50 zu 50 bewertet.

Deutsche Bank steht nun mit leeren Händen da

Die Deutsche Bank müht sich seit Jahren, an frühere Milliardengewinne anzuknüpfen und schaffte 2018 nach drei Verlustjahren in Folge gerade so die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Skandale und Prozesse verschlangen über Jahre Milliarden, der Aktienkurs ist im Keller. Nach der gescheiterten Fusion steht die Deutsche Bank nun mit leeren Händen da und muss nach Ansicht von Beobachtern relativ schnell einen Plan B auf den Tisch legen - möglicherweise mit weiteren harten Einschnitten. Der Branchenprimus will seine Zwischenbilanz nach dem ersten Quartal am Freitag veröffentlichen. Analysten rechnen mit einem deutlichen Gewinnrückgang.

Die Commerzbank, die im vergangenen Herbst in die zweite Börsenliga abgestiegen war und ist ebenfalls seit Jahren im Umbruch ist, könnte unterdessen das Interesse einer ausländischen Großbank auf sich ziehen - unter anderem hat Insidern zufolge die italienische Großbank Unicredit ein Auge auf das Institut geworfen. Auch die niederländische ING-Bank gilt als Interessent. Der Bund ist mit gut 15 Prozent größter Anteilseigner der Commerzbank.

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