Theaterfestival "Radikal jung":"Hallo, hier bin ich!"

Lesezeit: 3 min

Der Münchner Philipp Moschitz arbeitet als Schauspieler und immer öfter auch als Regisseur. Er ist überzeugt: Im Konkurrenzkampf um Inszenierungen hilft eine Portion Frechsein immer weiter

Interview von Christiane Lutz

Bisschen arg hoch gestapelt? Ach was, da geht doch noch mehr. Die Familien Malingear und Ratinois konkurrieren in "Um die Wette" darum, wer das schönere Mobiliar und überhaupt das bessere Leben hat. (Foto: Alexi Pelekanos)

Philipp Moschitz redet extrem schnell und viel, mit der Energie eines jungen Hundes. Er hat gerade Entwarnung bekommen: Er muss doch nicht für einen Sänger einspringen in Pforzheim, wo er die Rock-Oper "Everyman" inszeniert hat. Seit vier Jahren arbeitet Moschitz, gelernter Schauspieler und Sänger, auch als Regisseur. In München hat er zum Beispiel "Alice" und "Das Abschiedsdinner" am Metropoltheater inszeniert, bei "Radikal jung" ist er mit "Um die Wette" zu Gast.

SZ: Warum machen Sie Regie, wo Sie doch studierter Schauspieler sind?

Philipp Moschitz: Warum ein Multitalent? Blöd, ne? (lacht)

Sehr bescheiden.

Selbstbewusstsein braucht man in dem Beruf. Als Schauspieler extrem, als Regisseur vielleicht nicht unbedingt.

Meinen Sie? Warum?

Als Regisseur gibt es Inszenierungen, bei denen ich bis zur Premiere nicht da hin gekommen bin, wo ich hin wollte. Doch dann ist die Arbeit abgegeben. Als Schauspieler aber musst du das Ding weiter rocken, es verteidigen, auch wenn die Kritiken dagegen knallen und das Publikum ausbleibt.

Brauchen Sie beides, um erfüllt zu sein?

Es ist zur Zeit verdammt viel auf einmal, ich hab in den letzten drei Monaten 80 Vorstellungen gespielt. "Black Rider" am Metropoltheater, dann die Hauptrolle "Catch me if you can" in Hamburg. Aber ich sehe mich als Künstler, der sich auf verschiedene Weisen ausdrückt. Ich brauche beides.

Also: Wie sind Sie Regisseur geworden?

Nach meinem Schauspielstudium hatte ich einen Job bei Serien wie "Sturm der Liebe". Ich war dafür da, dass der Schauspieler sich auskennt: Was ist der Anschluss? Wie geht es der Figur? Da kriegst du einen schnellen Blick, was stimmt und was nicht stimmt. Dann kam mir 2015 die Idee, "Tschick" von Wolfgang Herrndorf zu inszenieren. Die München-Rechte waren erstaunlicherweise frei. Eigentlich waren acht Vorstellungen an der Theaterakademie geplant, aber auf einmal waren 40 Vorstellungen ausverkauft. Ich hab frech Intendanten und Dramaturgen von anderen Theatern eingeladen und gesagt, ich wolle bei ihnen auch mal so was machen.

Philipp Moschitz, 34, ist in Osnabrück geboren und hat dort das Theater entdeckt. Er studierte Schauspiel an der Theaterakademie August Everding, als nächstes inszeniert er "Shakespeare in Love" in Wunsiedel. (Foto: Kate Mosch)

Wie wichtig ist Frechsein und Selbstmarketing als Regisseur?

Sehr wichtig. Ich habe keine Agentur, also verschicke ich Trailer, Kritiken, Premiereneinladungen an Häuser, mit denen ich sowieso schon in Kontakt stehe. Ich fahre auf Premieren und sage "Hallo, hier bin ich, erinnern Sie sich?" Ich kann Gott sei Dank gut auf Menschen zugehen. Jetzt, zehn Jahre nach Studienabschluss, trägt das Klinkenputzen Früchte. Jetzt werde ich überstädtisch wahrgenommen.

Es läuft also von allein?

Ja. Es rufen Theater an, bei denen ich als Schauspieler immer spielen wollte. Crazy!

Wie viel Glück ist beim Erfolg dabei?

Total viel. Dass ich als unstudierter Regisseur gerade so viele Angebote bekomme, ist Riesenglück. Aber auch ein Ergebnis aus guten Stücken, guten Setzungen, wahrscheinlich Talent und viel Freude. Ich hab so viele Kollegen, die nicht zu hunderttausend Prozent dahinter stehen. Aber wenn du brennst und mit einem guten Stoff, mit guten Leuten arbeitest, und wenn dann die Theatergeister das Publikum und die Kreativen kitzeln, dann kann's was werden.

Gibt es viel Neid unter Regisseuren? Die Plätze an renommierten Theatern sind rar, die Konkurrenz ist groß.

Das weiß ich gar nicht. Ich hab gar keine Zeit, neidisch zu sein.

Die Jury von "Radikal jung" kann ja gar nicht alle Inszenierungen junger Regisseure gesehen haben, wenn sie eine Auswahl trifft. Ist so ein Festival fair?

Ja, weil man ja die Juroren einladen könnte. Man muss die Chuzpe haben, zu sagen, kommt mal vorbei. Das hab ich gemacht. Und sie kamen.

Ich-Erkundungen

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(Foto: Bas de Brouwer)

Ariah Lester ist ein Multitalent. Mit 16 machte er einen Abschluss an einer Kunsthochschule, danach an einer Schauspielschule. Modern Dance und klassisches Ballett studierte er in Venezuela, später Tanz in Mexiko-Stadt und Amsterdam. Sein erstes Musikalbum soll dieses Jahr erscheinen. So facettenreich seine Ausbildung, so multidisziplinär ist auch seine Theaterarbeit. White [Ariane] (Sa., 4. Mai, 17 und 21.30 Uhr, So., 5. Mai, 17 und 21 Uhr, Volkstheater) bewegt sich zwischen Burleske, Videokunst, Interaktion mit dem Publikum und Tanz. Es ist ein zutiefst persönliches Ein-Mann-Stück, produziert vom Frascati Theater in Amsterdam, in dem Ariah Lester den Zuschauern die Geschichte seiner Mutter erzählt. Sie schrieb vor Jahren ein Tagebuch an ihre ungeborene Tochter, stattdessen stellt sich nun aber ihr Junge auf die Bühne.

Frischekur für Goethe

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(Foto: Julian Baumann)

Der gute Faust ist ja seit jeher auf der Suche nach dem, was die Welt "im Innersten zusammenhält". Regisseurin Leonie Böhm greift ihm dabei beherzt unter die Arme und biegt sich den Goethe-Klassiker so hin, dass er mehr einem knalligen Musikvideo gleicht als einem Proseminar-Stoff. Auch der Name Yung Faust (Dienstag, 30. April, 21 Uhr, Kammerspiele) verrät, dass es sich bei Böhms Zugriff um einen dramatischen Verjüngungsversuch nicht von Faust selbst, sondern des kompletten Werks handelt. Die Regisseurin arbeitet gern mit klassischen Stoffen und reduziert diese auf eine, zwei für sie zwingende, bisher zu kurz gekommene Perspektiven. Das tat sie auch in "Nathan die Weise", eine Produktion des Thalia Theaters, mit der sie vor zwei Jahren schon einmal bei "Radikal jung" zu Gast war.

Offene Rechnungen

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(Foto: Gabriela Neeb)

Das Volkstheater schickt in diesem Jahr das Stück Amsterdam ins Rennen (Donnerstag, 2. Mai, 17 Uhr und 21 Uhr, Volkstheater). Das Stück von Maya Arad Yasur erzählt die abenteuerliche Geschichte einer jungen israelischen Violinistin, der in ihre Amsterdamer Wohnung plötzlich eine Gasrechnung von 1944 flattert. Regisseurin Sapir Heller schickt drei Schauspieler auf eine Recherchereise nach dem Ursprung dieser Rechnung - die Rekonstruktion ist bedrückend und führt mitten in den Zweiten Weltkrieg. Doch Heller wählt als Transportmittel ihrer Geschichte eine glitzernde, überdrehte Unterhaltungsshow, durch die klar wird: Jeder Blick auf die Geschichte ist ein inszenierter, eine für alle gültige Wahrheit gibt es nicht.

Der Feind nebenan

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(Foto: Armin Smailovic)

Als drittes Münchner Theater ist diesmal auch das Residenztheater beim Festival dabei, mit Blanka Rádóczys Bühnenadaption von Der Mieter (Sonntag, 5. Mai, 14 Uhr, Residenztheater). Der beklemmende Roman von Roland Topor wurde durch Roman Polanskis gleichnamige Verfilmung berühmt. Er erzählt die Geschichte von Trelkovsky, dem Mieter, der in eine Pariser Wohnung einzieht und zunächst sehr zufrieden ist. Nach und nach aber gerät sein Alltag aus den Fugen. Auf der Gemeinschaftstoilette geschehen unheimliche Dinge, dann fühlen sich seine Nachbarn von ihm gestört, obwohl er ein sehr leiser Mieter ist. Schließlich scheint Trelkovskys Leben immer mehr mit dem seiner Vormieterin zu verschmelzen, die auf tragische Weise umgekommen ist.

Bis an die Grenze

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(Foto: Sebastian Hoppe)

Auch Florian Fischer ist ein steter Gast bei "Radikal jung": 2016 und 2017 war er schon zum Festival eingeladen, sein dritter Streich ist nun die Uraufführung "Operation Kamen" (Samstag, 4. Mai, 19.30 Uhr, Volkstheater) vom Staatsschauspiel Dresden. In dem von Fischer verfassten, dokumentarischen Theaterstück erzählt er mit nur einem Schauspieler die Nachkriegsgeschichte der Tschechoslowakei, in der 1948 die kommunistische Partei die Führung übernahm. Politische Gegner sollten mit Hilfe der Operation Kamen überführt werden. Sie erhielten die Information, sie seien in Gefahr, so dass sie sich schließlich auf die Flucht begaben und an der Grenze von amerikanischen Beamten über Unterstützer und Pläne verhört werden konnten. Alles inszeniert, nur um kurz darauf von der tschechoslowakischen Polizei festgenommen zu werden.

War doch nett gemeint

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(Foto: Julian Röder)

Einen feministischen Doppelabend, entstanden am Berliner Ensemble, beschert die Regisseurin Christina Tscharyiski mit Revolt. She Said. Revolt Again von Alice Birch und Mar-A-Lago von Marlene Streeruwitz (Freitag, 3. Mai, 19.30 Uhr, Volkstheater). Der erste Teil "Revolt" will das Dating-Regelwerk auf den Kopf stellen und Perspektiven umdrehen. Was passiert zum Beispiel, wenn in der "Mädchen trifft Junge"-Geschichte das Mädchen plötzlich die Ansagen macht und sich nicht fortpflanzen, geschweige denn heiraten will? Im zweiten Teil "Mar-A-Lago" sollen fünf Schauspielerinnen, die alle mal was mit dem selben erfolgreichen Regisseur hatten, gemeinsam in einem von ihm inszenierten Stück arbeiten. Keine der Frauen fühlt sich missbraucht und sie arbeiten fröhlich daran mit, das Lügenkonstrukt aufrecht zu erhalten.

Reich und reicher

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(Foto: Alexi Pelekanos)

Stellen Sie sich vor, die Tochter verknallt sich beim Klavierunterricht in einen jungen Mann, will den heiraten, und plötzlich steht der mit seiner gesamten Sippschaft vor der Tür. Würden Sie nicht auch einen besonders guten Eindruck machen wollen? Eben. Den Familien Malingear und Rationois geht es genau so. Und so übertrumpfen sie sich gegenseitig in Hochstapelei und aberwitzigen Behauptungen, geben mit schönen Möbeln und gutem Essen an, prahlen mit nicht vorhandenem Reichtum. Um die Wette (Sonntag, 5. Mai, 20 Uhr, Volkstheater) heißt die Wohlstands-Farce von Eugène Labiche, die Philipp Moschitz ordentlich entstaubt und am Landestheater Niederösterreich in St. Pölten inszeniert hat.

"Um die Wette" von Eugène Labiche ist ihr Stück bei "Radikal jung", eine Farce um zwei um Wohlstand konkurrierende Familien. Mögen Sie es?

Anfangs konnte ich nichts damit anfangen. Das Stück läuft unter dem Namen "Trüffel Trüffel Trüffel " an den Kammerspielen, mit so hohem Tempo, dass man bloß nicht mitkriegt, um was es eigentlich geht. Ich wollte es knacken. Wir haben uns Fragen gestellt wie: Warum ist es schön, nicht mit dem zufrieden zu sein, was man hat? Warum muss man immer nach etwas Besserem streben? Und warum sieht man den Menschen gern beim Scheitern zu.

Was kann "Radikal jung" jungen Regisseuren bringen?

Austausch! Neue Ästhetiken sehen! Für mich ist Miteinander Inspiration. Andersartigkeit erst recht. Jetzt hab ich endlich mal wieder eine Woche Zeit, Theater zu schauen.

Sie haben gerade "Everyman", eine sogenannte Rock-Oper, am Stadttheater Pforzheim inszeniert. Wie lief das?

Der Everyman, also der "Jedermann", war zudem für mich erst mal so ein Stoff wo ich dachte, oh Gott! Moral? Also entschied ich, die Vorlage stark zu überhöhen: Hieronymus Boschs "Garten der Lüste" war meine Inspiration. Ich hab zum ersten Mal mit einem Chor gearbeitet, mit Tänzern, einem Orchester - und einer Heavy-Metal-Band. Bei der Premiere war der letzte Ton verklungen, und alle sprangen auf und jubelten, 15 Minuten lang Standing Ovations. Any questions?

Sind Sie ein guter Motivator?

Total. Das ist eine Stärke von mir: Leute zum Spielen zu bringen. Als Kopf einer Produktion habe ich mir außerdem geschworen, immer positiv zu sein.

Optimier' dich

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(Foto: German Palomeque)

Die Menschen sind besessen von Fitness und Körperoptimierung, von Schönheit und schönem Schein. Irgendwas kann man immer verbessern. Die Performance-Gruppe "The Agency" (Magdalena Emmerig, Rahel Spöhrer, Belle Santos und Yana Thönnes), die regelmäßig an den Kammerspielen gastiert, beschäftigt sich mit Körpertrends und löst in ihren Produktionen zuverlässig die Grenzen zwischen Zuschauer und Verbraucher auf, fragt nach dem Nutzen von Theater für das Selbstwertgefühl. Medusa Bionic Rise (Sa., 27. bis Mo., 29. April, je 17 Uhr, Z Common Ground, Zschokkestraße 36), produziert für die Treibstoff Theatertage Basel 2017, lädt Zuschauer in die "Base" einer großen Fitnessbewegung ein, wo sie Work-outs beiwohnen und erfahren können, wie sie sich selbst am besten optimieren.

Das Herz Europas

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(Foto: Matthias Heschl)

Martin Susman mag Senf und Bier, er arbeitet in der Generaldirektion für Kultur der Europäischen Kommission. Deren Ansehen ist eher mittelprächtig, das soll Susman ändern, mit einem Festakt zum 50. Geburtstag der Kommission. Robert Menasses Roman Die Hauptstadt wurde oft als Manifest für Europa gelesen und mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Er verknüpft verschiedene Handlungsstränge zu einem breit gefächerten, oft skurrilen Einblick in die bürokratische Welt europäischer Beamter. Die Regisseurin Lucia Bihler adaptiert "Die Hauptstadt" (Montag, 29. April, 20 Uhr, Volkstheater) selbst für die Bühne und inszenierte den Roman als Österreichische Erstaufführung am Schauspielhaus Wien.

Sie wollen nur helfen

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(Foto: Barbara Braun)

Nora Abdel-Maksouds Theater ist von einem derart hohen Tempo und schrägen Witz, dass man als Zuschauer immer zwei, drei Sekunden hinterher hinkt. Erst recht, bis man kapiert, das einem gerade noch Gesellschaftskritik untergejubelt wird. Die Regisseurin war 2015 mit "Kings" schon bei "Radikal jung" zu Gast, 2017 mit "The Making of", einer Farce über das Filmbusiness. Diesmal zeigt sie Café Populaire (Samstag, 27. April, 20 Uhr, Volkstheater), wie immer eine eigene Stück-Kreation, diesmal für das Theater am Neumarkt Zürich. "Café Populaire" dreht sich um Gutmenschentum, politische Korrektheit und Klassenunterschiede. Im Zentrum steht Hospizclown Svenja, die ein altes Gasthaus vor der Gentrifizierung retten und zur Kulturstätte umbauen will.

Menschenscheu

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(Foto: Diethild Meier)

Vergangenes Jahr sorgte Anta Helena Reckes "Mittelreich" für die angeregteste und aufgeregteste Zuschauerdebatte. Recke hatte eine bestehende Inszenierung des Romans von Josef Bierbichler hergenommen und mit dunkelhäutigen Schauspielern eins zu eins nachgestellt. Die Gespräche kreisten um Rassismus und Diskriminierung, um den dominierenden Blick weißer Zuschauer. Diesmal ist sie mit Angstpiece dabei (Sonntag, 28. April, 21 Uhr, Volkstheater), einer Koproduktion der Gessnerallee Zürich und der Sophiensäle Berlin. Recke hat gemeinsam mit Julia oder Julian Meding ein Stück über sogenannte Agoraphobie verfasst, eine Angst vor Menschenmengen, die zum kompletten sozialen Rückzug führen kann. Meding ist ein queerer Schauspieler und versucht, sich auf der Bühne selbst von seiner Angst zu therapieren.

Philosophie des Leids

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(Foto: Bjorn Bolinder)

Eine minimalistische Bühne, zwei Frauen, zwei Monologe. In weniger als einer Stunde versprechen die Theatermacher Peter Mills Weiss und Julia Mounsey, das "völlig Unbedenkliche" in etwas "Ultra-Gewalttätiges" zu verwandeln. Was die beiden Künstler aus den USA interessiert, ist alles rund um Gewalt. Wieso sind Menschen bereit, gröbste Gewalt auszuüben? Wie banal kann Gewalt sein? Wie ergeht es Frauen, die Gewalt erfahren haben? Die Autorin selbst, Julia Mounsey, und die Performerin Mo Fry Pasic stellen in der Produktion [50/50] Old School Animation das Leid vor und philosophieren im nächsten Atemzug darüber (Mo., 29. April, 22 Uhr, Di., 30. April 18.30 Uhr, Mi., 1. Mai, 11 und 18 Uhr, Volkstheater). Man sollte sich für starke Emotionen bereit machen: "Hass, Hoffnung und Heilung", schrieb die New York Times nach der Uraufführung.

Unmögliche Mission

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(Foto: Kraft Angerer)

Will man die Grenzen neu definieren, kommt man an einer grundlegenden Frage nicht vorbei: Wie viel Globales und wie viel Nationales passen in ein Staatskonzept? Der österreichische Autor Thomas Köck, ausgezeichnet mit dem Mülheimer Dramatikerpreis, schrieb das Stück Dritte Republik, um dieser Frage in einer szenischen Parabel nachzugehen (Mittwoch, 1. Mai, 20 Uhr, Volkstheater). Im Zentrum des Geschehens steht eine griesgrämige Landvermesserin (angelehnt an Kafkas Figuren), die im Jahr 1918, unmittelbar nach der Ausrufung der ersten demokratischen Republik, die Außengrenzen neu vermessen muss. Der Auftrag wird durch einen fürchterlichen Schneesturm zur mission impossible. Im November vergangenen Jahres wurde das Stück am Thalia Theater in Hamburg uraufgeführt, Regie führte Köck mit Elsa-Sophie Jach.

Vor der Wirklichkeit

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(Foto: Marie Charbonnier)

Der Auslöser ist schon gedrückt, die Kamera hat den Moment eingefangen. Das ist gespeicherte Jetzt-Zeit. Aber noch ist dieser Moment nicht entwickelt, noch nicht ganz da. Genau dieser Zwischenbereich der Existenz, den analoge Fotografie produziert, interessiert die französische Regisseurin Camille Dagen. In Durée d'exposition, das sie mit ihrer Performance-Gruppe Animal Architecte entwickelte, beschäftigt sich Dagen mit dem Spiel zwischen Wirklichkeit und Vorstellungskraft (Sa., 27. April, 17 und 22 Uhr, So., 28. April, 11 und 15 Uhr, Volkstheater). Es ist Dagens erste Arbeit außerhalb des Schauspielstudiums in Straßburg, sie gewann aber sogleich den ersten Preis des Regie-Festivals "Fast Forward".

© SZ vom 26.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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