Frankreich:Macron verlangt besseren Schutz der EU-Außengrenzen

Macron Reformen Frankreich

Emmanuel Macron bei seiner Ansprache im Élysee-Palast.

(Foto: AP)
  • Frankreichs Präsident Macron hat eine "Agenda 2025" angekündigt, die das Land "reindustrialisieren" und Vollbeschäftigung bringen solle.
  • Er kündigte eine Senkung der Einkommensteuer, einen Inflationsausgleich für Renten und eine Mindestrente an.
  • Außerdem kritisiert Macron das System des Schengen-Raums und den aus seiner Sicht unvollständigen Schutz der EU-Außengrenzen.

Von Leo Klimm und Nadia Pantel, Paris

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat eine fundamentale Reform des Schengen-Raums gefordert, der Grundlage für den freien Personenverkehr innerhalb eines Großteils der EU. "Der Schengen-Raum funktioniert nicht", sagte er bei einer Pressekonferenz im Pariser Élysée-Palast. Er wünsche sich "ein Europa, das seine Grenzen schützt", sagte Macron.

Der Staatspräsident kritisierte den seines Erachtens lückenhaften Schutz der EU-Außengrenzen gegen unkontrollierte Einwanderung sowie mangelnde Solidarität unter den Schengen-Mitgliedern. Es könne nicht sein, dass manche EU-Staaten von den Vorteilen grenzenlosen Reisens innerhalb des Schengen-Raums profitieren wollten, sich aber gegen die Verteilung von Flüchtlingen sträubten. Das System und die ganze EU-Zuwanderungspolitik müssten reformiert werden. Einige - von Macron nicht genannte - Länder müssten den Schengen-Raum womöglich verlassen.

Macron macht seinen Vorstoß einen Monat vor der Europawahl, in der seine Partei La République en Marche befürchten muss, in Frankreich vom rechtsextremen Rassemblement National überholt zu werden. Hauptthema seines Auftritts vor mehreren Hundert Journalisten waren die Lehren, die er aus den Protesten der Gelbwesten-Proteste ziehen will.

Frankreichs Präsident kündigte zudem einen "Produktivpakt" an. Dessen Ziel soll Vollbeschäftigung bis zum Jahr 2025 sein. Macron sprach von einer "Agenda 2025", die das Land "reindustrialisieren" solle. Es brauche einen klaren Plan, um sich den großen Umwälzungen der Gegenwart zu stellen. Zu diesem Plan gehöre auch eine neue Bildungspolitik. In Vor- und Grundschule soll die Klassenstärke die Zahl von 24 Kindern pro Klasse nicht mehr überschreiten. Aufsehen erregte Macrons Ankündigung, die vielen Franzosen verhasste Elitehochschule Ena abzuschaffen, die er selber durchlaufen hat. Traditionell besetzen die Ena-Absolventen einen Großteil der Spitzenposten in Staat und Wirtschaft.

Macrons Ankündigungen waren Teil seiner Bilanz des von ihm initiierten Grand débat. Von Mitte Januar bis Mitte März haben laut Zahlen des Élysée-Palastes 1,9 Millionen Franzosen online an der "großen Debatte" teilgenommen. Macron hatte das Format als Reaktion auf die Protestbewegung der Gilets jaunes entwickelt. Macron griff in seiner Rede zahlreiche Anregungen der Gelbwesten auf: So versprach er eine Senkung der Einkommensteuer und einen Inflationsausgleich für Renten. Zudem sicherte er eine Mindestrente von 1000 Euro für jeden, der in die Rentenversicherung eingezahlt habe. Außerdem stimmte er seine Landsleute darauf ein, dass sie künftig länger arbeiten müssten.

In den Beziehungen zu Deutschland räumte der Präsident Konflikte ein, etwa in der Frage der EU-Handelspolitik. Deutschland habe wirtschaftlich von der Krise der Eurozone nach 2008 und von Sozialdumping innerhalb der EU profitiert, so Macron. "Dagegen bin ich." Er glaube an den deutsch-französischen Motor, der stets einen Kompromiss finden müsse.

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