Hüttentouren:"Drei Tage an der frischen Luft, dann konnten wir endlich schlafen"

Reise - Hüttengaudi

Berge, Natur und eine einsame Hütte - manchmal ein Traum, manchmal auch nicht.

(Foto: Illustration Alper Özer)

So richtig abenteuerlich wird eine Wanderung erst mit einer Übernachtung auf einer Berghütte. SZ-Autoren schildern ihre schaurig-schönsten Erlebnisse.

Was man im Matratzenlager so alles mitbekommt

Die ärmellosen T-Shirts waren gefaltet, die Brote dünn mit Salami belegt und die Griffe der Zahnbürsten zur Hälfte abgeschnitten, um Gewicht im Rucksack zu sparen auf der Alpenüberquerung via Fernwanderweg E 5 von Oberstdorf nach Bozen. Wir kamen uns ganz schön schlau vor, mein Kumpel und ich, so frisch nach dem Abitur, das wir mit einem Abenteuer feiern wollten. Von Hütte zu Hütte, zehn Tage lang.

Die Tage waren dann auch kein Problem. Aber die Nächte. Am Ende der ersten Etappe, auf der Kemptner Hütte im Allgäu, wurden wir Mitglieder im Alpenverein. So gab es die Schlafplätze im Matratzenlager zum halben Preis - mit vollem Programm: eingekeilt zwischen anderen Wanderern, darauf bedacht, die kratzigen Decken eng am Körper zu halten und bloß keine Bewegung zu machen, die im besten Fall zur Berührung fremder Beine, im schlechtesten zu einem Lungenzug Schnapsausdünstungen geführt hätte.

Von unten drückte die Pritsche, vom Deckenbalken baumelten verschwitzte Socken. Da schälten sich aus dem Rasseln der Schnarcher und etwas weniger melodischen Körpergeräuschen neue Töne heraus: Reißverschlussratscher, unterdrückte Seufzer, synkopisches Schlafsackrascheln. Anscheinend fanden hier noch zwei andere keinen Schlaf, sie suchten aber auch definitiv etwas anderes. Beim Frühstück sahen wir aus, als hätten wir Sonnenbrillen auf. Das waren die Augenringe. Wir gingen trotzdem weiter. Drei Tage an der frischen Luft, dann konnten wir endlich schlafen. Jochen Temsch

Über die Schnapsidee, Silvester auf einer Hütte zu feiern

Schon die Frage gleicht einer Körperverletzung: "Was macht ihr dieses Jahr Silvester?" Meist fällt einem nämlich kurz vor dem Jahreswechsel keine Antwort ein, außer: "Eine Hütte in den Bergen wäre schön." Doch auch hinter dieser eskapistischen Idee kann sich eine schmerzhafte Illusion verbergen.

Hiking Across The Karwendel Mountain Range

Das Karwendelhaus steht auf knapp 1800 Metern Höhe.

(Foto: Getty Images)

Die Gruppe planloser Silvester-Suchender hatte sich erst bei Einbruch der Dunkelheit im Risstal im Karwendel versammelt. Wenige Stunden zuvor hatte jemand die böse Frage gestellt, ein anderer die typische Hütten-Antwort gegeben und ein dritter gesagt, man könne ja spontan den Winterraum einer Alpenvereinshütte aufsuchen. So marschierten wir also mit Taschenlampen durch das verschneite Karwendel. Der Weg bis zum Karwendelhaus zog sich so elend in die Länge, dass die Idee mit der Hütte schon vor Ankunft allen Zauber verlor. Als wir dort um etwa 23.45 Uhr eintrafen, platzte der Winterraum aus allen Nähten. Das Bettenlager war dreifach belegt, im Schnee vor dem Haus standen Zelte, der Ofen voller Töpfe, und die Nerven langen blank.

"Na bravo", sagte einer der Typen, die vor uns auf der Hütte angekommen waren, zum Größten aus unserer Gruppe, "jetzt haben wir uns hier endlich sortiert, da kommst du Kaschperl mit deinem Summit-Club angekrabbelt." Die Provokation kam nicht gut an: Zwei Kerle standen sich im knallvollen Hüttenraum gefährlich nah gegenüber und überlegten laut, ob es nicht Zeit für eine echte Körperverletzung sei. Die Schlägerei blieb zum Glück aus, die Gemütlichkeit dann aber auch. Sebastian Herrmann

Ganz nett hier oben - bis alle anderen gehen, sogar der Wirt

Die Einsamkeit kommt oft unverhofft daher. Wer rechnet Anfang August schon damit? Selbst in den Bergen. Plötzlich ist niemand mehr da, dabei hatten wir das gar nicht gebucht. Mit der siebenjährigen Tochter dauert der Aufstieg zum Duisitzkarsee in der westlichen Steiermark zwei Stunden. Oben hat die Szenerie etwas Disneyfilm-Artiges: Die Berge spiegeln sich im Wasser, rund um die Holzhütten am Ostufer tummeln sich Kaninchen, Katzen, Ziegen; Kühe und Pferde trotten vorbei. Es herrscht Wildpark-Atmosphäre. Doch damit ist bald Schluss. In diesem Sommer ist es kalt, nicht weit oberhalb des Sees auf etwa 1680 Metern liegt Schnee. In der Fahrlechhütte dampft der Kaiserschmarrn. Abends verabschiedet sich ein Gast nach dem anderen, wir sind die Letzten.

Als wir rüber gehen in die Nachbarhütte, wo unter dem Dachstuhl der Schlafsaal mit 16 Matratzen liegt, sperrt hinter uns der Wirt die Gaststube zu, steigt in einen Geländewagen und fährt ins Tal. Die Glocken an den Ziegen bimmeln nicht mehr, die Katzen jagen lautlos. Stille. Dunkelheit. Der Gang aufs Plumpsklo erfordert dringend eine gute Taschenlampe. Im unbeheizten Schlafraum brauchen wir zwei Decken übereinander und Wollmützen. Gut, dass Kuscheltier Elvis, der Eisbär, dabei ist. Irgendwer muss schließlich für Sicherheit sorgen. Als es wieder hell wird, sind in der Ferne Kuhglocken zu hören. Und ein Auto. Eine Mitarbeiterin sperrt die Stube auf, macht Frühstück. Bald kommen die ersten Wanderer und mit der Einsamkeit ist es vorbei. Thomas Hummel

Wenn Stammtischbrüder kein Ende finden, hilft nur mitfeiern

Mal was anderes: Geburtstag feiern auf 1630 Metern Höhe, mitten im Dezember und inmitten der Salzburger Kalkalpen. Vier Paare treffen sich zum Sieben-Gänge-Menü auf der verschneiten Ostpreußenhütte. Während im Gastraum die Stubenmusi einsetzt, schlemmen sich die Freunde im Nebenraum hingebungsvoll durch die Kreationen eines jungen Wilden aus der Steiermark. Irgendwann geht nix mehr rein, da hilft nur Schnaps. Als nichts mehr hilft, schleppt sich die Gruppe hinauf in die Zimmer. Dort atmet nicht nur das alte Gebäude den Geist des Jahres 1928. Auch die Ruhelosen schnaufen schwer, denn die urgemütlichen Doppelzimmer, die man wohlweislich gebucht hatte, um dem schlafraubenden Lager zu entgehen, liegen unmittelbar über der Gaststube, wo es jetzt richtig zünftig wird. Die Dielenböden sind so beschaffen, dass die Feier auch optisch weitergeht. Weil man von oben den Stammtisch durch die Fugen sieht - und hört, natürlich. An Schlaf ist nicht zu denken. Der Mann erhebt sich entschlossen, zieht sich die Hosen über, ein Donnerwetter ist zu befürchten. Doch bevor man ihn zurückhalten kann, verkündet er: "Da kann ich gleich wieder runtergehen und mitmachen." Kurz darauf sieht man ihn (durch die Fugen der alten Dielen) bei den Stammtischbrüdern sitzen - neben ihm zwei weitere Freunde aus den Nebenzimmern, die dieselbe gute Idee hatten. Na toll. Violetta Simon

Liebe, Durst und Kaiserschmarrn im Schnee

Ohne volle Anstrengung wäre das Essen nur halb so gut

Die Eckdaten der Wanderung klangen nicht besonders herausfordernd: 5,1 Kilometer und 529 Höhenmeter - machbar, auch für eine Gruppe mit einem halben Dutzend Kinder und Menschen, die ihre Bergstiefel für das Hüttenwochenende in den Tiefen des Kellers hatten suchen müssen. Von der unteren Gnadenalm zwischen Ober- und Untertauern sollte es rauf gehen zur "Süwie", zur Südwienerhütte. Voller Elan setzte sich der 15-köpfige Trupp in Bewegung. Nach 500 Metern war er in viele Grüppchen zerfallen. Nach einem Kilometer kehrten die ersten um (erste Lektion für junge Eltern: Schotterweg + Bogaboo = Anstrengung¹⁰). Nach drei Kilometern entdeckten die Kinder am Wegrand den ersten Schnee. Nach vier Kilometern war er überall, auf den Bäumen, auf dem Weg - vor allem: in den Schuhen. Die kindliche Begeisterung schlug in Gejammer um. Doch jetzt umkehren? Auch blöd. Und als fast alle Kinder nur noch auf den Rücken ihrer abgekämpften Eltern fortzubewegen waren, blitzte sie plötzlich wie eine Fata Morgana zwischen den Bäumen hindurch: die Süwie. Selten hat der Anblick einer Hütte solche Begeisterungsstürme ausgelöst. Und eine Viertelstunde später stand er in gusseiserner Pfanne vor uns: der weltbeste Kaiserschmarrn, bestäubt mit Puderzucker. Oder war es vielleicht doch Schnee? Ann-Kathrin Eckardt

Ein Skitourenkurs mit Folgen für die ganze Familie

In der Beschreibung der Anforderungen klang der Einsteiger-Skitourenkurs harmlos. Bisschen Kondition, bisschen Skifahren - passt schon. Aber dann lag so viel Schnee, dass wir Anfänger wegen der Lawinengefahr über einen Umweg zur Simonyhütte des Österreichischen Alpenvereins am Dachstein aufsteigen mussten. Und wie Anfänger so sind - die eine fällt hin, der andere ist langsam, der dritte latscht dem Vordermann auf den Ski: Die Sache zog sich, es begann zu dunkeln. Dann kam auch noch eine tief verschneite steile Stelle, über die die ersten Möchtegern-Bergsteiger irgendwie hochrobbten und sie dabei zur Piste präparierten, während die letzten hilflos hängen blieben. Der Tourenleiter hatte schon auf der Hütte ein Seil zur Bergung geholt, bis sie doch noch hochkamen. Als man endlich auf der Hütte saß, waren alle völlig fertig mit den Nerven. Außer dem tiefenentspannten Tourenleiter, der nichts am Aufstieg zu finden schien. Aber nach diesem Start waren es herrliche Tourentage. Außer dem Wirt, seinen zwei Spezln und uns war niemand auf der Hütte, und es konnte wegen der Lawinenlage auch keiner mehr hoch; dafür war viel feiner Rotwein da. Und der Tourenleiter erwies sich dann doch als sehr sympathisch. Inzwischen haben wir drei Kinder. Marlene Weiß

Ein lebensrettender Fund in der Biwakschachtel

Eine echte Spitzenidee ist das mal wieder gewesen: alleine den Jubiläumsgrat von der Zug- bis zur Alpspitze gehen, nur mit dem allernötigsten, darunter zwei Flaschen Wasser, weil leichtes Gepäck das Tempo erhöht. Und natürlich antizyklisch, an einem Mittwochnachmittag, mit geplanter Übernachtung in der neuen Biwakschachtel, die sich die Münchner Sektion des Alpenvereins von einem namhaften Bergstiefelmacher hat sponsern lassen. So hatte ich den Jubiläumsgrat mit seinen Kletterpassagen und Abgründen bald nur für mich, bei Sonnenschein und knapp 20 Grad auf fast 3000 Metern, während die Menschen im Tal in der Hitze kochten. Am Grat gibt es keine Quellen, keinen Brunnen, nicht einmal Schneefelder, jeder weiß das. An der Biwakschachtel war nach vier Stunden Schwitzarbeit schon ein Gutteil des Wasservorrats aufgebraucht und weit und breit kein Wasserträger in Sicht. Ganz sicher wäre ich dort oben so einsam wie folgerichtig verdurstet. Doch auf dem Tisch in der Notunterkunft stand eine Plastikflasche, zu zwei Dritteln mit Wasser gefüllt, einfach so. Ich weiß bis heute nicht, wie lange sie dort schon gewartet oder ob der Vorbesitzer Herpes hatte. Nur der Magen grummelte am nächsten Tag ein wenig. Vielleicht war das aber auch der Hunger. Dominik Prantl

Unterwegs in den Dolomiten - mit den falschen Stiefeln

Es war wie jeden Morgen auf dieser Tour im August durch die Dolomiten: Die Hütte war voll, wirklich voll. Und wer nicht barfuß weiter laufen wollte, musste nach dem Kampf um die Wurst beim Frühstück seine Wanderstiefel aus dem Haufen der anderen Wanderstiefel fischen. Für Paula, die Tochter, war das dann doch nicht so schwer: Ihre Schuhe waren schick und neu, die Schnürsenkel neongrün, cool halt. Nur an diesem Tag waren die Schuhe nicht so cool. Alle Stunde mussten sie geschnürt werden, trotzdem rutschten ständig die Füße. Doofe Socken? Schrumpffüße? Abends dann die junge Frau mit suchendem Blick, in der Hand ein Paar Schuhe, schick und neu, die Schnürsenkel neongrün. Ob jemand noch so welche hätte? Ihre Füße jedenfalls waren eine halbe Nummer größer als Paulas, und ihr Tag war nicht sehr schön gewesen. Nimmst halt meine Turnschuhe zum Laufen, hatte die Hüttenwirtin am Morgen der Verzweifelten gesagt. Und packst die anderen hier ein. Es laufen sowieso alle die gleiche Etappe. Und all die verschwitzten Schuhe sammeln sich am Abend zum gleichen großen Haufen, da geht nichts verloren. Und so geschah es dann ja auch. Matthias Drobinski

Strenge Regeln, ein Ehrgast und die Erlösung am Morgen

Kein Zusammenleben ohne festes Regelwerk

Wer die Freiheit in den Bergen sucht, der wird sie finden, aber nicht unbedingt in den Hütten, in denen er übernachtet. Dort mag man abends ausgelassen Mäxchen spielen und zufrieden vor seinem Bergsteigeressen sitzen - ein festes Regelwerk gehört immer zum alpinen Zusammenleben. Die Hüttenruhe muss eingehalten werden. Mit Wanderstiefeln nicht die Schlafräume betreten. Der Müll gehört brav ins Tal gebracht. Diese kleine Hütte aber, die wir an einem warmen Spätsommertag in den Voralpen erreichten, bot alles auf, was an Verboten, Hinweisen und eher ernst als gut gemeinten Ratschlägen geht. Statt Wanderkarten der Umgebung hingen überall Schilder, durchgestrichene Bergstiefel (sofort hier ausziehen!), durchgestrichene Wasserhähne (kein Trinkwasser!), durchgestrichene Hunde (nicht erlaubt). Dazu in semi-lustiger Schrift ausgedruckte Anweisungen, wo man sein Geschirr NICHT hinstellen darf, wann man zu bezahlen hat, wie Hüttenschlafsack und Alpenvereins-Ausweis handzuhaben sind. Die Hälfte dieser Sprüche war unrund gereimt, damit es nicht ganz so barsch klang, etwa an der Essensausgabe: "Wir sind auf der Arbeit und nicht auf der Flucht." Wir machten Witze, ob irgendwo ein Hütten-BGB liegt, wo man noch einmal alles nachschlagen kann, als eine empört von der Toilette kam: Dort hänge ein Schild, auf der Hütte werde zur Überwachung gefilmt, auch am stillen Örtchen. Das stand dort tatsächlich. Allerdings diesmal nicht ernst gemeint. Denn direkt daran war ein anderes Schild getackert: "Humor ist, wenn man trotzdem lacht." Mareen Linnartz

Eine anstrengende Klettertour mit traumhaftem Ende

Der spektakulärste Anstieg auf die Zugspitze führt von Hammersbach durch das Höllental - eine neun Stunden lange, anstrengende Tour mit 2200 Höhenmetern bis direkt zum Gipfelkreuz. Vor einigen Jahren kam ich dort zusammen mit drei Freunden völlig fertig an, um uns herum Blitz, Donner und Graupelschauer. Selten habe ich mich über einen dermaßen hässlichen, zubetonierten Gipfel so gefreut - denn auf 2964 Meter steht das Münchner Haus, die höchstgelegene Alpenvereinshütte Deutschlands, und wir hatten Schlafplätze gebucht. Die Hütte ist eher zweckmäßig eingerichtet. Es gibt keinen Waschraum, nur 36 Plätze im Matratzenlager, Trinkwasser ist kostenpflichtig. Egal, ich wollte nur etwas Warmes essen und dann ab in den Schlafsack.

150 Jahre Deutscher Alpenverein

Einsamkeit sieht anders aus: Das Münchner Haus auf der Zugspitze.

(Foto: dpa)

Um 16.45 Uhr transportierte die Seilbahn die letzten Ausflügler ins Tal. War es die magische Ruhe? Die Erschöpfung? Das Weißbier? Jedenfalls begann ich im Sitzen zu träumen. Ein bärbeißiger Hüttenwirt rief meinen Namen: "Titus! Titus!! Titus!!!" Wollte er mich rauswerfen? Sollte ich wegen unzureichender Kletterausrüstung für den Jubiläumsgrat disqualifiziert werden? Da merkte ich: Der Wirt rief tatsächlich. Ich hob unsicher die Hand. Der Wirt eilte, nun mit freundlicherem Gesicht, zu mir, unterm Arm das Hüttenbuch. "Hier, schau!" Er zeigte auf meinen Namen. "Tausendster Hüttengast in dieser Saison! Glückwunsch." Er gab mir und meinen Freunden eine Runde Schnaps aus und überreichte mir eine Urkunde. Ich bedankte mich tausendmal und blieb sehr gerne sitzen. Titus Arnu

Zwei Bergsteigerinnen allein unter Männern

Eine Hütte wird mit jedem Höhenmeter, den man aufgestiegen ist, schöner. Ganz besonders schön erscheint uns beiden Bergsteigerinnen an diesem Sommerabend die Theodulhütte. Sie liegt auf 3317 Metern Höhe zwischen Zermatt in der Schweiz und Breuil-Cervinia auf italienischer Seite. Rundum Gletscher, das Matterhorn, das Breithorn, die Dufourspitze. Wir sind aus dem Aostatal aufgestiegen, immer wieder hat es gedonnert und geregnet. Den Plan, vielleicht noch nach Zermatt abzusteigen, verwerfen wir angesichts des Wetters, der Tageszeit und nicht zuletzt unserer Unerfahrenheit wegen. Wir haben nicht reserviert, frei nach dem Motto: "Zwei Frauen in den Bergen finden schon noch ein Plätzchen." Die Hüttenwirtin, die gerade gefühlt 1000 Gäste mit Abendessen versorgt, schaut uns mit großen Augen an. Nicht gebucht? Äh, nein.

Sie löst das Problem ganz italienisch. Wir sollen uns doch erst einmal hinsetzen, essen, und dann sucht sie was für uns. Ein guter Plan, denn mit dem Essen im Bauch sind wir ohnehin schon zufrieden. Die Wirtin taucht wieder auf, heißt uns, unsere Rucksäcke zu nehmen, und öffnet die Tür zu einem großzügigen Lager. Total dunkel - und total voll. 50 Männer vom Alpenverein Bormio. Alle im besten Alter zwischen 20 und 70 Jahren und alle hocherfreut über die Gesellschaft zweier Frauen, was sie im Vertrauen darauf, dass wir ja nichts verstehen werden, unverhohlen kommentieren. Wir nehmen die zwei Plätze an der Außenwand. Nie war ein Morgen schöner. Johanna Pfund

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Reiseknigge für die Berghütte
:Über allen Gipfeln ist Ruh, zum Kuckuck

Schnarcher im Bettenlager, die ihre schmutzigen Bergstiefel zum Auslüften mit in den Schlafraum nehmen und zum fünften Mal im Dunkeln über den Nachbarn stolpern, weil sie keine Stirnlampe mitgenommen haben, machen sich nicht wirklich beliebt. Benimmregeln für die Berghütte.

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