Österreich:FPÖ-Politiker fordern Rauswurf von ORF-Moderator

Österreich: Armin Wolf arbeitet als Journalist beim ORF.

Armin Wolf arbeitet als Journalist beim ORF.

(Foto: PR Foto / Christian Wind)
  • Mehrere Politiker der rechtspopulistischen FPÖ fordern den Rauswurf des ORF-Moderators Armin Wolf.
  • Wolf hatte den FPÖ-Spitzenkandidaten bei der Europawahl, Harald Vilimsky, durch den Vergleich eines Cartoons der steirischen FPÖ-Jugend mit einer antisemitischen Zeichnung aus dem Stürmer herausgefordert.
  • Die FPÖ fühlt sich dadurch provoziert. Mittlerweile ist eine Debatte über Medienfreiheit und politische Einflussnahme entbrannt.

Von Peter Münch, Wien

Der Schlagabtausch zwischen dem ORF-Moderator Armin Wolf und der FPÖ geht in immer neue Runden und weitet sich aus zu einer Debatte über Medienfreiheit und politische Einflussnahme in Österreich. Mehrere Politiker der rechtspopulistischen Regierungspartei haben inzwischen den Rauswurf Wolfs gefordert. Anlass war ein Interview in der abendlichen Nachrichtensendung ZiB 2, in der Wolf den FPÖ-Spitzenkandidaten bei der Europawahl, Harald Vilimsky, durch den Vergleich eines Cartoons der FPÖ-Jugend mit einer antisemitischen Zeichnung aus dem Stürmer herausgefordert hatte. Vilimsky drohte daraufhin bereits im Live-Gespräch, dass dies "Folgen" haben werde.

Seither steht Wolf unter Dauerbeschuss der FPÖ. Die Wiener FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel, die früher selbst die Zeit im Bild moderiert hatte, griff Wolf mit einem Nazi-Vergleich an und warf ihm einen "Verhörton" vor, mit dem er "im Volksgerichtshof auftreten" könnte. Der von der FPÖ entsandte Vorsitzende des ORF-Stiftungsrats, Norbert Steger, empfahl dem Moderator eine Auszeit: "Ich würde ein Sabbatical nehmen, auf Gebührenzahler-Kosten durch die Welt fahren und mich neu erfinden."

Rückendeckung bekam Wolf von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, der erklärte, er lasse sich "nicht zurufen, wer bei uns die ZiB moderiert". Auch der ORF-Redakteursrat protestierte vehement gegen Einschüchterungsversuche, und mittlerweile hat sich sogar der Deutsche Journalistenverband demonstrativ mit Wolf solidarisiert. Die FPÖ wird vermutlich trotzdem nicht nachlassen mit den Angriffen, weil sich die Inszenierung als Opfer vermeintlich linker Medien immer schon ausgezahlt hat für die Partei.

Armin Wolf selbst verteidigte sein Vorgehen am Sonntag auf seinem Blog (hier ist auch der strittige Cartoon zu sehen) und stellte unter anderem klar: "... die Frage, worin sich die rassistische RFJ-'Karikatur' (RFJ = Ring Freiheitlicher Jugend Österreich; Anm. d. Red.) von rassistischen Bildern im Stürmer unterscheidet, würde ich jedenfalls wieder stellen. Eine konkrete Antwort darauf habe ich bis heute nicht gehört." Außerdem ist sich Wolf sicher: Hätte ein entsprechender Leitartikel im Standard oder in der Presse gestanden, "wäre ziemlich wenig passiert. Möglicherweise hätte sich die FPÖ nichtmal über einen solchen Zeitungskommentar beschwert." Und zum Schluss bekräftigt er: Eine Auszeit werde er nicht nehmen.

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