FC Bayern:Für Trainer Kovac geht es nun um die Zukunft

1. FC Nürnberg - Bayern München

Sehnt sich nach Ruhe: Trainer Niko Kovac.

(Foto: dpa)
  • Nach dem dürftigen Remis in Nürnberg bleibt der Trainer des FC Bayern, Niko Kovac, zuversichtlich, sein Ziel zu erreichen.
  • Wenn er das avisierte Double gewinnt, darf er auch nächste Saison den FC Bayern trainieren.
  • Es könnte jedoch auch in den entscheidenden Mai-Wochen unruhig bleiben.

Von Benedikt Warmbrunn, Nürnberg

Giovanni Trapattoni hat der Fußballwelt viele mittlerweile alte Sprüche hinterlassen. In München erinnern sie sich gerne an seine Wutrede, an die Spieler, die "waren schwach wie eine Flasche leer", an sein "Ich habe fertig" und an die oft auf ihren Wahrheitsgehalt geprüfte These: "Ein Trainer ist nicht ein Idiot!" Später, in Salzburg, sagte der Freund klassischer Musik über den großen Sohn dieser Stadt, den auch er, Trapattoni, bewundert: Mozart sei der beste "Schreiber di Noten". In Salzburg arbeitete Trapattoni schon als altersweiser Trainer, aber er beeindruckte damals einen Spieler, der bereits dachte wie ein junger Trainer.

Am Sonntag saß Niko Kovac, der von 2006 bis 2008 unter Trapattoni in Salzburg gespielt hatte und nun selbst den FC Bayern trainiert, im Innenraum des Nürnberger Stadions. Jeder Gesichtsmuskel war angespannt, eine Strähne hing ihm in die Stirn, hinter Kovac lag ein zäher Abend. Ein 1:1 beim Tabellenvorletzten, den Vorsprung auf den Zweiten aus Dortmund auf zwei Punkte ausgebaut, nicht auf vier, aber Kovac, dieser Freund der Akribie, fand einen Spruch, der das alles etwas weniger düster aussehen ließ. "Wenn du nicht gewinnen kannst, darfst du nicht verlieren. Alter Spruch meines alten Trainers Trapattoni."

Was den Kampf um die Meisterschaft angeht, steckte in dem alten Spruch genau die Wahrheit, die Kovac an diesem Abend gebraucht hatte - jene eben, dass der Titel für die Münchner selbst durch dieses triste Remis in Nürnberg wahrscheinlicher geworden ist. In den verbliebenen drei Bundesligaspielen darf Bayern ein weiteres Mal Unentschieden spielen, um mit zwei Siegen den ersten Platz zu behalten, selbst bei drei Dortmunder Siegen. Darum, um den Titel in der Liga sowie um den im Pokal, geht es Kovac in den letzten Wochen seiner ersten Saison in München, dem ordnet er alles unter.

Weiter wird viel diskutiert beim FC Bayern

"Es gibt zum Saisonende immer Ergebnisse, mit denen rechnet keiner mehr", sagte Kovac, "sie können nicht sagen, sie kommen hier vorbei, grüßen alle schön und fahren mit drei Punkten wieder weg."

Ruhe. Die will sich Kovac für seinen ersten Endspurt als Bayern-Trainer erarbeiten. Er will sich nicht irritieren lassen von der Debatte um seine Person, die Präsident Uli Hoeneß und Klubboss Karl-Heinz Rummenigge gut hörbar für alle Journalisten, Spieler und sonstigen Klubmitarbeiter führen. Kovac braucht Ruhe, um das Double zu gewinnen. Wenn er das Double aus Meisterschaft und Pokal gewänne, hätte er zwei entscheidenden Argumente, um den Anspruch zu erheben, auch nächste Saison die Bayern trainieren zu dürfen - möglicherweise dann wieder mit einem Endspurt, wie es der Klub zuletzt gewohnt war, mit zweistelligem Sicherheitsabstand auf die Verfolger, mit dem Pokalfinale, vielleicht mit Duellen im Halbfinale der Champions League. Ja, möglich wäre es. Sollte es aber in München in den entscheidenden Mai-Wochen weiter so unruhig bleiben - und das macht dieses Saisonfinale so spannend - dann könnte der FC Bayern noch das Pokalfinale gegen Leipzig verlieren und in der Liga von Dortmund überholt werden.

Und sollte Kovac keinen Titel gewinnen, hätte er am Saisonende vielleicht doch ein, zwei Argumente zu wenig. "Wir hätten uns heute den ersten Matchball erspielen können", sagte der Trainer daher mit aufrichtigem Bedauern, einen Tag nach der Dortmunder Niederlage gegen Schalke. Dann hätte seine Mannschaft bei einem Sieg am nächsten Samstag gegen den Tabellenletzten Hannover bereits die Meisterschaft feiern können, unter der Voraussetzung, dass Dortmund in Bremen nicht gewonnen hätte. So aber: Hat niemand fertig. So aber: Bleiben die Diskussionen.

"Was wir mitnehmen: dass wir heute definitiv nicht gut gespielt haben, ich glaube, da sind wir uns alle einig", sagte Mats Hummels, er fügte eilig hinzu: "Ich hoffe, da sind wir uns alle einig! Es wäre wichtig, wenn wir das alle so sehen."

Warum dieses Spiel so zäh war, da waren sich die Beteiligten nicht einig

Das ist ja die andere Diskussion, die auch nach dem Spiel in Nürnberg wieder geführt werden kann: die, ob die Bayern gerade fußballerisch nicht zu sehr an die Trapattoni-Jahre erinnern, in denen es viel zu viele zähe Tage gab wie jenen in Nürnberg. Wie der Stil der Mannschaft ausgerichtet werden sollte, da waren sich in dieser Saison ja oft nicht alle einig.

Das 1:1 in Nürnberg war eines dieser Fußballspiele, wie es sie manchmal gibt, mit einem wacker kämpfenden Außenseiter und einem behäbigen Favoriten. Mit einem möglichen Sieg für den Außenseiter (der verschossene Elfmeter von Tim Leibold in der 90.), aber auch einem möglichen Sieg des Favoriten (Kingsley Comans Solo aufs Nürnberger Tor in der 95. Minute). Doch warum dieses Spiel so zäh war, da waren sich die Beteiligten nicht einig. "In erster Linie lag es an Nürnberg", lobte Kovac. Hummels sagte: "Wir hatten kein Tempo drin, fußballerisch waren wir ungenau, sehr ungenau. Wir hatten unzählige freie Ballverluste." Und: "Ich glaube, unsere Fehler basierten hauptsächlich auf uns, nicht auf der Herangehensweise des Gegners." Das Spiel verbesserte sich fußballerisch in der zweiten Halbzeit immerhin, als Kovac für den unauffälligen Thomas Müller den späteren Torschützen Serge Gnabry einwechselte. Es war ein kleines Zeichen dafür, dass Kovac selbst die Ruhe bewahrt, um die Maßnahmen zu treffen, die ihm das Double bringen könnten.

Also grüßte er alle schön, dann fuhr er mit dem einen Punkt weg, der die Meisterschaft wahrscheinlicher gemacht hat.

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