Offener Brief:"Verletzung der Pressefreiheit"

Französische Journalisten gehen mit dem Verhalten der Ordnungskräfte während der Gelbwesten-Proteste hart ins Gericht.

Von Nadia Pantel

Seit Beginn der Gelbwesten-Proteste in Frankreich werden Journalisten immer wieder in ihrer Arbeit behindert. Zum einen wurden Fernsehteams wiederholt von Demonstranten bedrängt, zum anderen häufen sich auch die Berichte von Gängelungen der Berichterstatter durch die Polizei. In einem offenen Brief, der vom Nachrichtensender France Info veröffentlicht wurde, beklagen 350 Journalisten deren Vorgehen: "Unsere Arbeit wird immer riskanter, schwieriger, um nicht zu sagen unmöglich. Wir stellen fest, dass dies nicht in erster Linie an den Demonstranten liegt, sondern am Verhalten der Ordnungskräfte." Die Journalisten beklagen "Missachtung, systematisches Duzen, Einschüchterung, Beleidigung" und auch "Beschlagnahmung von Arbeitsmaterial, Schläge, Tränengas und Gummigeschosse".

Besonders betroffen sind freie Fotografen und Videojournalisten, die von den Demonstrationen berichten. Beispielhaft für diesen Konflikt zwischen Staat und Medien steht die Festnahme des Reporters Gaspard Glanz, der am 20. April für knapp 48 Stunden in Polizeigewahrsam genommen wurde, nachdem er auf einer Demonstration der Gelbwesten abgeführt worden war. Reporter ohne Grenzen und die französischen Journalistengewerkschaften sprechen von einer "Verletzung der Pressefreiheit". Die Gewerkschaften fordern seit Donnerstagabend einen Termin im Innenministerium.

Dort vertritt der zuständige Minister Christophe Castaner bislang die Position, dass verhaftete Journalisten "natürlich nicht in ihrer Eigenschaft als Journalisten festgenommen werden, sondern wegen der festgestellten Straftaten". Im Fall von Glanz konnten keine Straftaten nachgewiesen werden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: