Bayerische Grippekranke:Keine großen Beschwerden

Die Behörden in Bayern beobachten weiter die Menschen, mit denen die beiden Erkrankten Kontakt hatten. Gesundheitsminister Söder ruft zu Wachsamkeit auf.

M. Hägler und C. Sebald

Trotz der ersten beiden Fälle von Schweinegrippe in Bayern hat Gesundheitsminister Markus Söder vor "Panikmache" gewarnt und zu "Besonnenheit" aufgerufen . "Wir nehmen die Infektionen in Regensburg und in Kulmbach sehr ernst und sind sehr wachsam", sagte Söder, "aber es besteht kein Grund für Panik." Vordringliches Ziel der Behörden ist es nun, weitere Verdachtsfälle rasch aufzuklären und die Ausbreitung der Schweinegrippe in Bayern zu verhindern.

Bayerische Grippekranke: Der bayerische Gesundheitsminister Markus Söder (r.) spricht im Labor des Klinikums Regensburg mit dem Institutsdirektor für Mikrobiologie, Hans Wolf.

Der bayerische Gesundheitsminister Markus Söder (r.) spricht im Labor des Klinikums Regensburg mit dem Institutsdirektor für Mikrobiologie, Hans Wolf.

(Foto: Foto: ddp)

Derzeit werden vier Verdachtsfälle überprüft. "Aber das kann sich stündlich ändern", erklärte Söder. Im Gesundheitsministerium wurde ein Krisenstab gebildet, das Ministerium gab nformationen für alle niedergelassenen Ärzte heraus. Söder riet dazu, Reisen nach Mexiko zu vermeiden. "Wer nicht unbedingt hinfliegen muss, der sollte es zumindest vorerst bleiben lassen", sagte der CSU-Minister.

Den beiden Patienten, einer 37-jährigen Frau aus dem Landkreis Kulmbach und einem ebenfalls 37 Jahre alten Mann aus der Region Regensburg, geht es nach Angaben des Gesundheitsministeriums bereits wieder gut. Beide waren vergangene Woche von Rundreisen aus Mexiko zurückgekehrt und verspürten wenig später Grippesymptome. Darauf gingen sie zum Arzt. "Die Kulmbacherin ist inzwischen wieder völlig beschwerdefrei", sagte Andreas Zapf, der Präsident des Landesamts für Gesundheit. Bei der Frau traten nur sehr leichte Grippesymptome auf, sie musste nicht einmal in eine Klinik. Die Behörden stellten sie nur unter häusliche Quarantäne.

Die Medikamente wirken

Anders der Regensburger Patient. Zwar wies der Mann nach den Worten von Gesundheitsexperten Zapf ebenfalls vergleichsweise milde Grippesymptome auf. Aber er leidet an einer Herzerkrankung und die könnte sich durch die Grippeinfektion verschlimmern. "Deshalb wurde der Patient von seinem Hausarzt sofort in das Krankenhaus eingewiesen", sagte Zapf. "Aber auch bei ihm nimmt die Krankheit einen guten Verlauf. Die Medikamente wirken, der Mann ist bereits fieberfrei."

Zapf äußerte sich zuversichtlich, dass beide Patienten niemand angesteckt haben. "Natürlich überwachen wir alle Kontaktpersonen", erklärte er. "Aber bisher haben wir keinen Hinweis, dass sich welche infiziert haben." Nicht einmal der Ehemann der Kulmbacherin habe sich angesteckt. Zwar sei auch er wegen leichter Grippesymptome behandelt worden. "Aber das ist nicht die Schweinegrippe", sagte Zapf. "Das haben alle unsere Untersuchungen eindeutig ergeben." Auch der Regensburger hat aller Wahrscheinlichkeit nach niemand angesteckt. Und das, obwohl der Mann nach seiner Rückkehr aus Mexiko eine Meisterfeier der Industrie- und Handelskammer in Regensburg besucht hat. Auf ihr begegnete er unter anderem Wirtschaftsstaatssekretär Markus Sackmann (CSU). Sackmann, der derzeit die Ukraine besucht, fühlt sich "fit und gesund".

Der Freistaat ist gerüstet

Söder betonte, der Freistaat sei gegen eine Schweinegrippe-Pandemie gerüstet. "Der Freistaat hat für den Pandemiefall ausreichend Grippemittel eingelagert", sagte Söder. "Im Notfall können wir sehr rasch 20 Prozent der Bevölkerung mit Tamiflu oder Relenza versorgen." Besorgte Bürger könnten sich jederzeit über eine Hotline am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (089/315 60-101, von 10 bis 18 Uhr) und über die Internetseiten des Landesamts und des Gesundheitsministeriums informieren. "Wer sich abgeschlagen fühlt, an Husten und Schnupfen und vor allem plötzlich an Fieber leidet, sollte seinen Hausarzt aufsuchen", sagte der Minister. "Vor allem wenn in seinem Umfeld Personen gerade erst von einer Reise nach Mexiko zurückgekehrt sind."

Ansonsten wollten weder Söder noch Zapf Prognosen über den weiteren Verlauf der Schweinegrippe wagen. "Der Virus ist noch ganz neu und sehr wenig erforscht", sagte Zapf. "Da können wir keine seriösen Aussagen über den Verlauf der Infektionen und seine generelle Gefährlichkeit machen." Das einzige, was Söder "verhalten optimistisch " stimmt, sind "die Tatsachen, dass die bisherigen Krankheitsverläufe außerhalb Mexikos in den allermeisten Fällen milde sind und offenkundig die Grippemittel Tamiflu und Relenza sehr gut ansprechen".

Die Gesundheitsbehörden richten derweil ihr Hauptaugenmerk auf Reisende, die aus Mexiko zurückkehren - vor allem auf die Passagiere des wöchentlichen Fluges von Cancun nach München. Doch diesmal war alle Vorsicht zwar angebracht, aber nicht nötig. Kein einziger Passagier zeigte Symptome der gefärhlichen Grippe, erklärte Söder. Sollte ein Passagier aber eine Untersuchung oder Behandlung verweigern, kann er sogar dazu gezwungen werden. "Das Infektionsschutzgesetz bietet die Handhabe dazu", erklärte der Abteilungsleiter im Gesundheitsministerium, Günther Kerscher. Die Frage ist, wie die Gesundheitsbehörden mit den Flügen aus anderen Staaten umgehen: Denn der Grippevirus wurde bereits in den Israel, Neuseeland und den USA entdeckt. Und in den USA gibt es nun auch den ersten Todesfall.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: