Radio:Beklagen hilft ja nicht

'wer WAGENITZ, der nicht gewinnt'

Die Performance-Künstlerin Annika von Trier (Mitte) mit dem Produktionsteam von "Wer Wagenitz, der nichts gewinnt".

(Foto: Thomas Ernst/rbb)

Schwester von, Frau von, Geliebte von: Im Hörspiel reden Schauspielerinnen als Bettine von Arnim, Jenny Marx und Hanna Höch über Männer.

Von Stefan Fischer

Den Männern werde es leicht gemacht, und den Mädchen erzähle man nichts. Das sei doch die eigentliche Dialektik der Aufklärung! Darin sind sich Bettine von Arnim, Jenny Marx und Hanna Höch einig. Die drei resoluten Frauen beklagen sich aber nicht über ihr Schicksal in Annika von Triers Hörspiel Wer Wagenitz, der nichts gewinnt, denn davon würde nichts besser.

Die Performancekünstlerin von Trier hat sich in ihrem ersten Hörspiel auf das Schloss der von Arnims eingeladen und fantasiert sich dort in fiktive Begegnungen mit den drei lebensfrohen, lustigen und selbstbewussten Frauen. Es geht, klar, um Männer, denn ohne sie ging leider nichts für die Damen: Bettine von Arnim ist vor allem Clemens Brentanos Schwester, Jenny Marx die Frau von Karl und Hanna Höch die Geliebte an der Seite des Dadaisten-Kollegen Raoul Hausmann.

Dennoch sind sie selbstbestimmte Wege gegangen, auch wenn manche davon Umwege waren, die ein Mann eher nicht gehen muss. So hat Jenny Marx etwa ihren Mann als Sprachrohr benötigt, um sich durch ihn politisch äußern zu können. Es sind keine Probleme von gestern, die von Trier verhandelt. Die Frage nach weiblicher Autonomie - im Leben wie in der Kunst - stellt sich heute noch. Das macht die Autorin am eigenen Beispiel klar. Ihr, der Regisseurin Heike Tauch und den Schauspielerinnen Astrid Meyerfeldt, Valery Tscheplanowa und Lisa Hrdina gelingt es, die Debatte leicht und spielerisch, teils kalauernd zu führen. Und sie trotzdem ernst zu nehmen.

Wer Wagenitz, der nichts gewinnt, Kulturradio RBB, Freitag, 22.04 Uhr.

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