Basketball:Personaltest

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Trainer Dejan Radonjic (re.) wird genau beobachten, wie fit Robin Amaize (hier gegen David Brembley im Spiel gegen den MBC) ist. (Foto: Christian Kolbert/imago)

Dejan Radonjic, der Trainer des FC Bayern, hat für die anstehenden Playoffs die Qual der Wahl - am letzten Doppelspieltag kann der Montenegriner seine Spieler noch einmal unter die Lupe nehmen.

Von Ralf Tögel, München

Was am 10. März geschah? Einiges. Kronprinz Ludwig Friedrich Wilhelm von Wittelsbach wurde nach dem Tod seines Vaters Maximilian II. als König Ludwig II. von Bayern proklamiert. Ist schon ein bisschen her, genau 155 Jahre, aber hat was mit Bayern zu tun. Nicht mit dem FC Bayern, also: Giovanni Trapattoni, Trainer des FC Bayern München, sagte am 10. März 1998 seinen legendären Satz, dass Struuuunz spiele "wie ein Flasche leer". Als er fertig hatte, war der Fußball um ein Bonmot reicher, hat aber nichts mit Basketball zu tun, richtig. Am 10. März 2019 hat die Mannschaft des FC Bayern zum letzten Mal in der Basketball-Bundesliga (BBL) verloren. Das ist weniger historisch und bedeutungsbeladen, zeigt aber, welche Ausnahmestellung das Team im Kampf um die Meisterschaft einnimmt. An diesem Freitag gastiert Ulm im Audi Dome (20.30 Uhr), am Sonntag beenden die Münchner in Bonn (18 Uhr) die Hauptrunde.

Auf dem ersten Platz, daran können die beiden Spiele nichts mehr ändern. Der deutsche Meister hat also ganz gute Karten auf dem Weg zur Titelverteidigung, nicht zuletzt weil ihm die bislang souveräne Saisongestaltung in den bevorstehenden Playoffs Heimrecht bis in die finale Runde der Best-of-five-Serien garantiert. Eine entscheidende fünfte Partie würde also immer in der eigenen Halle stattfinden, mit den eigenen Fans im Rücken.

Münchens Playoff-Gegner wird noch gesucht, Sonntags-Gegner Bonn ist ein Kandidat

Was dies bedeuten kann, durften Mannschaften wie der FC Barcelona oder Fenerbahçe Istanbul erfahren - die Türken stehen im Übrigen im Final Four der Euroleague und gelten als Topfavorit auf den bedeutendsten europäischen Titel. Das Euroleague-Halbfinale ist am 17. Mai, da trifft es sich gar nicht schlecht, dass die Bayern nicht mit von der Partie sind. Der deutsche Meister ist ja nach der Hauptrunde denkbar knapp ausgeschieden. Denn am Samstag, 18. Mai, starten die Münchner im Audi Dome (20.30 Uhr) in die BBL-Playoffs, gegen wen ist ebenso unklar wie scheinbar unbedeutend, angesichts des zuletzt gezeigten Leistungsstands des Meisterschaftsfavoriten.

Noch balgen sich in Bonn, Würzburg, Ludwigsburg, Frankfurt und Braunschweig fünf Mannschaften um die beiden letzten Playoff-Plätze im Achterfeld. Das Credo der Bayern ist ohnehin, dass man nur auf sich selbst schaue. Kein schlechter Anblick derzeit, in Robin Amaize ist nur ein Akteur malad, der deutsche Nationalspieler ist aber bereits wieder im Individualtraining und wird rechtzeitig zu Beginn der K.-o.-Runde zurückerwartet. Auch dass die knüppelharte Zusatzbelastung Euroleague weggefallen ist, kommt den Bayern sichtlich zugute, zu sehen bei den Siegen in Berlin und zu Hause gegen Bamberg. In den vergangenen Wochen hatte Coach Dejan Radonjic dadurch auch die Möglichkeit, seine Mannschaft in aller Ruhe und mit aller Trainingshärte für den Meisterschaftsendkampf zu präparieren.

Nun also die Probe aufs Exempel, die am Freitagabend in einer Partie gegen die Ulmer beginnt, für die es ebenfalls um nichts mehr geht - die Schwaben sind vom sechsten Platz kaum mehr zu verdrängen. Was für den Sonntagsgegner nicht gilt: Bonn ist zwar Siebter, hat aber nur zwei Punkte Polster auf die folgenden Teams. Es könnte am Sonntag zum entscheidenden Vergleich mit dem FCB kommen. Ein willkommener Härtetest, wie Radonjic findet, der ihm zusätzlichen Aufschluss über das Befinden seines Personals geben wird.

Denn der Montenegriner hat die Qual der Wahl. Angesichts von sieben Ausländern im Team wird er immer einen von ihnen aus dem Kader rotieren müssen, denn nach der 6+6-Regel der BBL dürfen maximal sechs internationale Akteure auf dem Spielberichtsbogen stehen. Radonjic wird seine Wahl vom Gegner abhängig machen. Angesichts der Qualität seiner Auswahl dürfte es wohl zuvorderst Braydon Hobbs oder Nemanja Dangubic treffen. Die Qualitäten des Amerikaners liegen in der Offensive, die des Serben in der Defensive. Der Meister kann also ganz gelassen abwarten, was so passieren wird.

© SZ vom 10.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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