Talentiade 2019:Haferflocken und Protein-Shakes

Gewichtheben Eichenau

Hoch die Hantel! Lukas Müller, Gewichtheber vom Eichenauer Sportverein.

(Foto: Günther Reger)

Lukas Müller ist deutscher Jugendmeister im Gewichtheben. Neben dem Training legt er viel Wert auf die Ernährung. Nun tritt er in einer höheren Gewichtsklasse an.

Von Karl-Wilhelm Götte, Eichenau

Gewichtheber Lukas Müller hat eine Grundüberzeugung. "50 Prozent macht die Ernährung aus", sagt er und nickt dabei sich selber zustimmend. "Was ich früher alles an Süßigkeiten gegessen habe!", setzt er wieder an und schüttelt den Kopf. Mittlerweile beginnt der Tag für Lukas Müller mit Haferflocken, und abends nach dem Training beim Eichenauer SV endet er mit einem Protein-Shake. Auch Garnelen oder Fleisch und Reis kommen dann auf den Tisch. "Nach dem Training sind die beanspruchten Muskeln nährstoffbereit", sagt Müller, entsprechend müsse er eiweißhaltig essen.

Das Richtige zu essen, ist fest verankert im Kopf von Lukas Müller. Das ist umso erstaunlicher, ist der Eichenauer Gewichtheber doch erst 18 Jahre alt. Aber als ausgebildeter Fitnesstrainer weiß er das, und der sportliche Erfolg gibt ihm ebenfalls Recht. 2018 ist er deutscher Meister und sogar Internationaler deutscher Meister in der Jugendklasse geworden. Da startete er noch in der Klasse bis 77 Kilo und gewann die deutschen Titelkämpfe mit sieben Kilo Vorsprung vor der Konkurrenz. Jetzt mit 18 Jahren muss er sich in der Juniorenkategorie bis 21 Jahre bewähren. "Die Gewichtsklasse hat sich auch geändert", erzählt Müller. Die geht jetzt bis 81 Kilo Körpergewicht. Da musste der kleine untersetzte Heber einige Kilo zunehmen. "80,5 Kilo habe ich jetzt", sagt er zufrieden. Zugelegt hat er vor allem an Muskelmasse. Man sieht es an seinen Oberarmen und auch an den enormen Oberschenkeln, die durch die lange dunkle Trainingshose drücken. "Ich merke den Unterschied", sagt der Fachoberschüler der zwölften Klasse und lächelt. "Im Spiegel sehe ich es."

Talentiade

Zum zehnten Mal sucht die SZ junge Sportlerinnen und Sportler sowie Vereine, die sich in den vergangenen beiden Jahren - unabhängig von Sportart, Medaillen oder Titeln - besonders engagiert haben. Mit der Talentiade 2019 will die SZ sowohl die Leistung der Talente als auch die hervorragende Nachwuchsarbeit der Sportvereine auszeichnen. Teilnahmevoraussetzung: Die Kandidaten müssen in München (Stadt und Landkreis) oder einem der umliegenden Landkreise wie Fürstenfeldbruck wohnen oder einem dort beheimateten Verein angehören. Sie dürfen nicht älter als Jahrgang 2000 sein.

Ausgelobt sind neun Förderpreise, die mit je 1500 Euro dotiert sind. Das Preisgeld geht an die ausbildenden Vereine. Die Jugendlichen erhalten Sachpreise im Wert von je 100 Euro, gestiftet von Sport Schuster. Die Münchner Dr.-Ludwig-Koch-Stiftung vergibt darüber hinaus einen Handball-Sonderpreis im Gesamtwert von 5000 Euro. Erstmals gibt es auch den mit 1500 Euro dotierten Schulsportpreis "Klasse!". Auszeichnungswürdig sind sportwissenschaftliche Arbeiten inklusive Sportangebote oder besondere Projekte im Rahmen des Sportunterrichts wie etwa gemeinsame Tanz- oder Kletterkurse. Der Wettbewerb ist offen für sämtliche Schularten. Bewerben können sich Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte.

Die Bewerber für den Talentiade-Preis können jetzt vorgeschlagen werden. Dabei sollte auch kurz beschrieben werden, warum der jeweilige Sportler oder die Sportlerin oder der genannte Verein preiswürdig ist. Alle Preisgelder kommen zweckgebunden der Jugendarbeit in den Vereinen zugute, damit neue Talente entdeckt und gefördert werden können. Eine Fachjury aus Vertretern des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV), des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV), der Dr.-Ludwig-Koch-Stiftung, des Sporthauses Schuster, des Kultusministeriums sowie der SZ ermittelt die Gewinner.

Wer mitmachen möchte, schickt entsprechende Vorschläge bis spätestens Dienstag, 18. Juni, an sz.de/talentiade2019 oder lkr-fuerstenfeldbruck@sueddeutsche.de. Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 24. Juli, im SZ-Verlagshaus in München statt. Zu den prominenten Paten, die in diesem Jahr die Preise an die Ausgezeichneten überreichen werden, gehören Deutschlands erfolgreichster Fahrer im alpinen Ski-Weltcup, Felix Neureuther, die Formel-3-Pilotin Sophia Flörsch sowie der Handball-Weltmeister von 2007, Dominik Klein. SZ

Es sind aber nicht nur die Arme und Beine, die beim Gewichtheben wichtig wären. "Es ist das Komplettpaket, auf das es ankommt", bekräftigt Müller und zieht im Training die überschwere Hantel gleich mehrfach bis an die Knie hoch. "Ein stabiler Körper und Beweglichkeit sind die Kunst beim Gewichtheben." Am möglichst optimalen Bewegungsablauf arbeitet sein Trainer Konstantin Konstantinov mit ihm seit vielen Jahren mit. "Der kleine Müller ist mit neun Jahren zu mir gekommen", erzählt der Trainer und macht Komplimente: "Er ist bei mir aufgewachsen und hat sich seitdem wunderbar entwickelt." Der Bulgare war und ist selbst Gewichtheber. Zu seinen besten Zeiten schaffte er in der 67-Kilo-Klasse 115 Kilo im Reißen und 135 im Stoßen. Heute ist Konstantinov 46 Jahre alt, und es reicht immer noch zu 97 und 120 Kilo. Das hilft dem Eichenauer SV im Mannschaftskampf sehr, um in der Bayernliga im Mittelfeld zu rangieren.

Lukas Müller ist aktuell bei 110 und 136 Kilo angelangt. Das nahe Ziel sind 115 und 140 Kilo zum hochkarätig besetzten Internationalen Juniorenturnier demnächst in Österreich. Ende Juli fliegt Müller mit dem Nationalkader zu Wettkämpfen nach Japan. Zum Jahresende, wenn die Deutschen Meisterschaften in der Juniorenklasse anstehen, sollen es sogar 125 Kilo im Reißen und 150 Kilo im Stoßen sein. "Jedes Kilo mehr muss ich mir hart erarbeiten", sagt Müller. Dazu ist er bereit. Der junge Gewichtheber kennt auch Rückschläge und weiß diese einzuordnen. Vor drei Jahren ist er länger mit Rückenproblemen ausgefallen. Seitdem hat sich Müller sein Motto zurechtgelegt: "Aufgeben kann jeder, die Starken zeichnet aus, dass sie einfach weitermachen."

Von Montag bis Freitag wird jeden Abend in Eichenau trainiert. Der Verein, der vor vielen Jahren in der Bundesliga angetreten ist, hat eine Heber-Tradition und verfügt über beste Bedingungen hinten in der Friesenhalle, dem Eichenauer Bürgerhaus. Dort gibt es einen Extratrakt für die Gewichtheber. "Wir trainieren täglich von 17 bis 20 Uhr", klärt Konstantinov auf und wirkt in der Stimme ziemlich unerbittlich. Er will da auch Vorbild für Lukas Müller sein. "Er sieht, dass ich auch schwitze", sagt der Trainer und schmunzelt", das motiviert ihn zusätzlich." Er hat sich vorgenommen, seinen Schützling auf die internationale Bühne zu bringen. "Ich prügele ihn dahin, wenn er sich sträubt", versichert Konstantinov und lacht. So rau wird es nicht zugehen, aber eines ist sicher: Was der Trainer sagt, gilt für Lukas Müller.

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