0:0 gegen Leipzig:"Wenn es ein Happy End wird, kann ich damit leben"

RB Leipzig v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Leon Goretzka schoss das aberkannte 1:0 für den FC Bayern.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Aufgrund einer Zentimeter-Abseitsstellung von Robert Lewandowski verpasst der FC Bayern die vorzeitige Meisterschaft.
  • Spieler und Trainer sind aber dennoch zufrieden mit der gezeigten Leistung.
  • Niko Kovac erwartet nun ein besonderes Saison-Finale gegen seinen Ex-Klub.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Robert Lewandowski trägt, wie aus sicherer Quelle zu erfahren war, Schuhe der Größe 44,5. Und das wiederum lässt gewisse Rückschlüsse auf die Länge seiner Fußspitze zu. Warum das wichtig ist? Es war genau diese Fußspitze, die am Samstag entscheidend dazu beitrug, dass der FC Bayern bei RB Leipzig nur zu einem 0:0-Unentschieden kam - und eine neuerliche Meisterfeier vertagen musste. Aufgrund einer Entscheidung des Videoschiedsrichters (VAR), der in Köln saß und die Bilder einer Szene betrachtete, die in einem Torschuss von Leon Goretzka mündete (50.). Der VAR zog eine sogenannte kalibrierte Linie zu Rate, und sie veranschaulichte, dass Lewandowski im Zuge des Bayern-Angriffs einen Fußspitzenbreite im Abseits gestanden hatte.

Sie hätten den Meistertitel ja ganz gern in Leipzig gefeiert. Das schon. Und sie hätten auch sicher gern verhindert, dass Borussia Dortmund punktemäßig von vier auf zwei Punkte heranrückt. Doch andererseits verheißt die Tabellensituation auch, dass Bayern eigentlich nur im Fall einer Heimniederlage den 29. Titel noch verspielen kann. Oder anders gesprochen: die Meisterschaft kommenden Samstag vor den eigenen Fans perfekt gemacht werden kann. Eine solche Konstellation gab es letzte Mal vor 19 Jahren.

"Wenn es ein solches Happy End wird, kann ich damit leben, dass ich jetzt noch eine Woche warten muss", sagte Bayern-Trainer Niko Kovac, dessen Mannschaft - bei erheblich besserem Torverhältnis - zwei Punkte vor Borussia Dortmund liegt. "Die Stimmung wird sicherlich außerordentlich gut sein", sagte Kovac. Und wirkte durchaus gut gelaunt.

Das lag auch daran, dass ihm die Partie gefallen hatte. "Das Spiel hat alles beinhaltet, was ein Bundesligaspiel ausmacht: Aggressivität, Torchancen, Umschaltspiel...", deklamierte der Kroate. Die Leipziger hatten versucht, die Bayern in den ersten fünfzehn Minuten in die Defensive zu drängen. Als die Gäste aber Leipzigs Spielmacher Emil Forsberg aus der Partie nahmen, kamen sie durch Serge Gnabry zu den ersten wirklich großen Chancen der Partie, die Torwart Peter Gulacsi vereitelte (28./38.). Die Leipziger zogen sich kompakt zurück und kamen vor der Pause eigentlich nur noch einmal gefährlich vors Tor, durch einen Schuss von Timo Werner, der von Halstenberg einen Pass in den Rücken bekommen hatte.

Bayerns Thiago wird zum Herrscher über Zeit und Raum

Auch nach der Pause waren klare Torraumszenen spärlich gesät. Dem letztlich zurecht aberkannten Tor von Goretzka ("Es war Abseits", sagte Bayern-Kapitän Thomas Müller) entsprang einer "Flipper-Situation", wie Innenverteidiger Niklas Süle sagte. Danach verfehlte Robert Lewandowski das Tor zwei Mal knapp. Zunächst mit einem Kopfball nach Gnabry-Flanke, am Ende der Partie mit einem Freistoß, der den Pfosten noch zärtlich berührte.

Ihren Unterhaltungswert bezog die Begegnung aus ihrer Leidenschaft. "Die Zweikampfführung, die heute an den Tag gelegt wurde, sieht man beim FC Bayern auch nicht jede Woche", bekannte Thomas Müller. Bayerns Thiago Alcántara wiederum schwang sich zum Herrscher über Zeit und Raum auf - und viel dazu beigetragen, der Partie auch ein fußballerisches Gütesiegel zu verleihen. "Ich bin mit der gesamten Leistung meiner Mannschaft sehr zufrieden", sagte Kovac. "Aber Thiago war heute derjenige, der die Bälle an sich gesaugt, den Takt vorgegeben hat. Er kann das Spiel verlangsamen, das Spiel schnell machen mit seiner Übersicht." Dass er sich zur 80. Minute verletzte auswechseln lassen musste, war einer ersten, oberflächlichen Diagnose zufolge nicht weiter dramatisch.

Thiago habe nicht über Schmerzen geklagt, solle aber nach der Rückkehr nach München noch einmal untersucht werden, sagte Kovac - der am Ende auch noch den Altmeistern zu einem Einsatz verhalf, die den Verein am Ende der Saison verlassen werden: Der Franzose Franck Ribéry (78.) kam für Gnabry, Arjen Robben für Coman und damit zu seinem 200. Bundesligaeinsatz (89.). In zwei Wochen steht das Pokalfinale gegen Leipzig an, und da dürften sie, wenn sie nicht noch in die Startelf rutschen, ebenfalls Minuten winken. Zuvor aber müssen sie kommende Woche in der Bundesliga gegen die Eintracht antreten, die Kovac vor einem Jahr zum DFB-Pokalsieg geführt hatte.

"Das Leben schreibt die schönsten Geschichten. Ich darf gegen meinen alten Club spielen und versuche gegen meinen alten Club, die Meisterschaft zu holen", sagte er - und wirkte entspannt. Denn auch wenn er pflichtschuldig darauf hinwies, dass die Eintracht vielleicht nicht nur um den Einzug in die Europa League, sondern sogar um die Champions League spielen wird, weiß auch er: Die Bayern sind nur noch eine Fußspitze vom Titel entfernt.

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