Dritte Liga:Das Badener Prinzip

Preußen Münster - Karlsruher SC

Alle schauen hinterher: Münsters Torwart Maximilian Schulze-Niehues kassiert den Treffer zum 0:3 durch den Torschützen Anton Fink (l.) aus

(Foto: Friso Gentsch/dpa)

Der Karlsruher SC ist wieder da, wo er nach seinem Selbstverständnis hingehört: in der zweiten Liga.

Von Christoph Ruf

Viele Münsteraner Spieler waren längst geduscht und auf dem Nachhauseweg, als der KSC-Anhang auf dem Rasen des Preußen-Stadions noch den Aufstieg seines Teams in die zweite Liga feierten. Variationen des Steigerlieds ("Wir steigen auf") wurden angestimmt und die Hymne "Für immer KSC". Der 4:1-Auswärtssieg nach Toren von Marvin Pourié (33. Minute), Damian Roßbach (45.+2, ), Anton Fink (55.) und Martin Röser (57.) besiegelte den Triumph, im letzten Saisonspiel gegen Halle geht es um nichts mehr.

"Es war ein hartes Stück Arbeit, nach diesen vielen Rückschlägen etwas Neues aufzubauen", sagte Trainer Alois Schwartz. Er hatte das Team im August 2017 von Marc-Patrick Meister übernommen, dem es nach dem Abstieg aus der zweiten Liga nicht gelungen war, die Mannschaft zu stabilisieren. Schwartz schaffte mit pragmatischem, auf solider Abwehrarbeit basierendem Umschaltfußball die Wende. Erst in der Relegation waren die Badener vorigen Sommer an Erzgebirge Aue gescheitert. Diese Saison ist nun, abgesehen von einer kleinen Schwächephase im Februar, souverän verlaufen. Der VfL Osnabrück, unbestritten die beste Mannschaft des Klassements, steht seit Wochen als Aufsteiger fest. Nun folgt mit dem KSC ein Team, das auswärts 37 Punkte sicherte und insgesamt sieben Treffer mehr erzielte als Osnabrück. "Karlsruhe beweist einfach eine brutale Effizienz", stellte Münsters Trainer Marco Antwerpen fest: "Das ist der Unterschied zwischen einem Team, das aufsteigen darf, und einer guten Mannschaft wie uns, die im gehobenen Mittelfeld landet." Großen Anteil daran haben Pourié mit 22 Saisontoren und Fink (14), mit 135 Toren auch Drittliga-Rekordtorschütze; Verlass war auf die Innenverteidiger Daniel Gordon und David Pisot sowie Torwart Benjamin Uphoff.

Überschattet wurde der Tag nur von Angriffen Münsteraner Anhänger auf KSC-Fans in einem Café in der Stadt.

Einfach wird die nächste Saison für den KSC kaum werden. Viele Leistungsträger sind älteren Semesters wie Gordon, 34, Pisot, 32, Fink, 31, Marc Lorenz oder Manuel Stiefler, beide 30. Zudem verlängern sich manche Verträge dank des Aufstiegs automatisch, auch der von Topverdiener Dominik Stroh-Engel, 33, der in dieser Saison zwei Einsatzminuten hatte, im kommenden Jahr aber weiter dem Kader angehören wird - zu verbesserten Bezügen. Sportdirektor Oliver Kreuzer will das Team dennoch auf einigen Positionen verstärken, um konkurrenzfähig zu sein.

Von der Selbstwahrnehmung her ist der KSC ohnehin ein geborener Zweitligist, mindestens. Ganz irrational ist das nicht: Trotz jahrelangen Missmanagements und eines Kleinkriegs mit der Stadt, die über 90 Prozent des 123 Millionen teuren Stadionumbaus finanziert, gibt es einen soliden Sponsorenpool. Die Wirtschaftskraft im Großraum Karlsruhe ist enorm. Zudem verfügt der KSC über eine solide Fanbasis. Zu den Heimspielen kommen durchschnittlich 13 700 Zuschauer, nach Münster reisten 3 500 Unterstützer mit, was Torjäger Pourié tief beeindruckte: "Das ist der emotionalste Moment meiner Laufbahn. Jetzt sind wir in der Zweiten Liga - also da, wo wir hingehören."

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