Sexueller Missbrauch in Lügde:Kinder offenbar zu Übergriffen auf andere Kinder gezwungen

Abriss der Parzelle auf dem Campingplatz in Lügde

Plüschtiere liegen in einem Wohnwagen vor der zum Teil abgerissenen Parzelle des mutmaßlichen Haupttäters auf dem Campingplatz Eichwald. Mittlerweile sind die Behausungen der beiden Hauptbeschuldigten komplett abgerissen.

(Foto: dpa)
  • Im Missbrauchsfall von Lügde hat die Ermittlungskommission ihre Akten samt Abschlussbericht an die Staatsanwaltschaft Detmold übergeben.
  • Den Hauptbeschuldigten werden darin schwerste Missbrauchshandlungen an mehr als 40 Kinder vorgeworfen.
  • Einer der Hauptbeschuldigten soll Kinder gezwungen haben, an anderen Kindern sexuelle Handlungen vorzunehmen.

In dem Missbrauchsfall von Lügde sind weitere Details bekannt geworden. Die zuständige Ermittlungskommission hat ihre Akten samt Abschlussbericht an die Staatsanwaltschaft Detmold übergeben. Darin wird dem Hauptbeschuldigten Andreas V. nach Informationen des Westfalen-Blatts der sexuelle Missbrauch von 28 Opfern zur Last gelegt. Sein Komplize Mario S. aus Steinheim soll 18 Opfer missbraucht haben. Die Taten der beiden Männer reichten den Ermittlungen zufolge bis zur Vergewaltigung kleiner Kinder.

Aus der Ermittlungsakte ergibt sich außerdem, dass missbrauchte Kinder auf dem Campingplatz gezwungen worden sein sollen, an anderen Kindern sexuelle Handlungen vorzunehmen. Sie sollen dabei von Andreas V. dirigiert worden sein, der die Taten aufgenommen haben soll.

"Was in Lügde passiert ist, übersteigt jede Vorstellung", zitiert das Westfalen-Blatt Rechtsanwalt Peter Wüller, der vier mutmaßliche Missbrauchsopfer vertritt. Erste Missbrauchstaten an einem Mädchen soll der Hauptbeschuldigte V. bereits in den Neunzigerjahren begangen haben, sie können aber wegen Verjährung nicht mehr verfolgt werden.

Auf Grundlage der Ermittlungsakte wird die Staatsanwaltschaft Detmold voraussichtlich in dieser Woche erste Anklagen erheben. In der vergangenen Woche hatte sie den Verteidigern der Beschuldigten und den Opferanwälten zum ersten Mal Einblick in die Akten gegeben. Derweil ermittelt die zuständige Ermittlungskommission "Eichwald" weiter.

Andreas V. und einem Komplizen wird vorgeworfen, auf dem Campingplatz Eichwald im lippischen Lügde mehr als 40 Kinder über Jahre hinweg missbraucht und dabei gefilmt zu haben. Die beiden Männer und ein Verdächtiger aus Stade (Niedersachsen) sitzen in Untersuchungshaft. Zudem wird in dem Fall gegen weitere fünf Beschuldigte wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs, des Besitzes von kinderpornografischem Material oder Strafvereitelung ermittelt.

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