Deutschlandtakt:Flixbus attackiert Deutsche Bahn

Deutschlandtakt: Wettbewerb, jetzt auch auf der Schiene: Flixtrain setzt auf Reisende, denen die Deutsche Bahn zu teuer, der Fernbus aber zu langsam ist.

Wettbewerb, jetzt auch auf der Schiene: Flixtrain setzt auf Reisende, denen die Deutsche Bahn zu teuer, der Fernbus aber zu langsam ist.

(Foto: Christian Charisius/dpa)
  • Bahn-Konkurrenten wie Flixbus fürchten durch den geplanten Deutschlandtakt von Deutscher Bahn und Bundesverkehrsminister Scheuer große Nachteile.
  • Auch für Passagiere bringe der Plan längst nicht nur Vorteile - und auch die Klimaziele ließen sich durch Wettbewerb besser erreichen.

Von Markus Balser, Berlin

Die Ankündigungen von Deutscher Bahn und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) versprachen vergangene Woche viel: Der geplante Deutschlandtakt der Bahn, der ab 2021 im ganzen Land eingeführt werden soll, habe eigentlich nur Vorteile. Kunden könnten die Bahn nutzen wie eine S-Bahn - mit festen Fahrzeiten in jede Richtung. Zugfahren solle so pünktlicher und schneller werden, das Erreichen der Anschlüsse direkter und verlässlicher.

Doch nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sehen das private Bahn-Konkurrenten ganz anders. Sie fürchten massive Nachteile. In der Branche regt sich offener Protest gegen das Vorhaben. Die Betreiber privater Bahnen fürchten, dass es in einem engmaschigen Takt noch schwerer wird, Kunden alternative Angebote zu ICEs und ICs zu machen. Deutlich wird etwa der Plattformbetreiber Flixbus aus München. "Man muss aufpassen, dass aus dem Deutschlandtakt kein DB-Takt wird", sagt Fabian Stenger, der Deutschland-Chef von Flixbus. "Für den Fahrgast wäre das eine Katastrophe."

Stengers Plattform bietet über die Tochter Flixtrain bislang vier Fernstrecken auf der Schiene an und gehört damit zu den erfolgreichsten Konkurrenten der Bahn auf der Fernstrecke. Dazu zählen die Verbindungen von Köln nach Berlin und Hamburg sowie zwischen Berlin und Stuttgart. Nur durch Wettbewerb könnten die hohen Passagierziele für die Schiene und die Klimaziele für das Land wirklich erreicht werden, glaubt Stenger. Wettbewerb zwinge die Bahn zudem, besser zu werden. Produktinnovationen würden ohne Konkurrenz ebenfalls der Geschichte angehören. Nach den Plänen der Bahn wird es allerdings im eigenen Netz deutlich enger. ICEs sollen bis 2030 im ganzen Land wie S-Bahnen im Stadtverkehr immer zur gleichen Zeit abfahren. Zwischen den größten Städten plant die Bahn einen 30-Minuten-Takt und damit viel mehr Verbindungen als heute. Zwischen anderen Zielen ist ein 60-Minuten-Takt geplant, auf Nebenstrecken wenigstens einer im Zwei-Stunden-Rhythmus. Vom "größten Projekt im Eisenbahnbereich seit der Bahnreform von 1994" sprach Bundesverkehrsminister Scheuer, als die Pläne publik wurden.

Vom größten Problem für den Wettbewerb spricht der Manager eines anderen Konkurrenten der Bahn, der nicht genannt werden will. Ein immer engerer Takt für die Bahn und ein aufeinander abgestimmtes Netz erschwerten demnach neuen Wettbewerbern den Zugang. "Eigenwirtschaftliche Bahnen im freien Wettbewerb würden massiv dazu beitragen, die Passagierzahlen im umweltfreundlichen Personenverkehr auf der Schiene zu verdoppeln und den Steuerzahler dabei nicht einmal etwas kosten", sagt auch Stenger und greift die Bahn an: "Warum sollte die DB allein ausgerechnet jetzt etwas bewegen, wozu sie 25 Jahre nicht in der Lage war?"

Im ICE zahlen Passagiere sieben Prozent Mehrwertsteuer, im Fernbus aber 19

Die Bahn-Konkurrenz ist derzeit auch aus anderen Gründen nicht gut auf den Bundesverkehrsminister zu sprechen. Scheuer will durch eine Steuersenkung Bahntickets im Fernverkehr günstiger machen. Geplant ist eine Absenkung der Mehrwertsteuer auf Tickets von 19 auf sieben Prozent. Laut Scheuer könnten Bahnfahrer im Fernverkehr dadurch um bis zu 400 Millionen Euro pro Jahr entlastet werden.

Nun zieht auch die Busbranche nach und fordert ähnliche Privilegien. Es sei nicht zu verstehen, warum Passagiere in Taxis oder dem ICE sieben Prozent Mehrwertsteuer zahlen sollten, im Fernbus aber 19 Prozent, sagt Flixbus-Manager Stenger. Die Verkehrsträger unterschiedlich zu besteuern sei aus "Verbrauchersicht völlig unverständlich", warnt er - zumal schließlich auch der Bus ein klimafreundliches Verkehrsmittel sei.

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