Abtreibung:Volle Kraft rückwärts

Die Abtreibungsgegner in den USA suchen die Entscheidung.

Von Alan Cassidy

Für Amerikas religiöse Rechte und ihren Feldzug gegen Abtreibungen herrschen gute Zeiten. Mit Alabama hat diese Woche der fünfte Bundesstaat ein Gesetz verabschiedet, das Schwangerschaftsabbrüche faktisch verbietet - in dem Fall selbst bei Vergewaltigung oder Inzest und verbunden mit der Androhung drakonischer Haftstrafen für Ärzte. So sieht gesellschaftlicher Rückschritt aus.

Die Abtreibungsgegner zielen mit den Vorstößen auf den Obersten Gerichtshof: Er soll ein Grundsatzurteil von 1973 aufheben, das Abtreibung landesweit legalisierte. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, ist trotz einer rechten Mehrheit am Gericht ungewiss. Doch der Schaden, den die Abtreibungsgegner anrichten, ist bereits jetzt groß. Die Kluft zwischen progressiven und konservativen Gegenden wird tiefer.

Vor allem aber verschlechtert sich die Stellung der Frau auf eine Weise, die man im Jahr 2019 nicht mehr für möglich hält. Frauen wird, erneut, die Selbstbestimmung über ihren Körper abgesprochen. Dabei sehen dieselben Kreise, die bei der Abtreibung die Garanten des Lebens geben, kein Problem darin, dass Mütter und Kinder in prekären Verhältnissen zu Opfern eines kaputten Gesundheitssystem werden. Alabama bekenne sich zum Leben, freuen sich die Abtreibungsgegner. Und werden ob so viel Heuchelei nicht einmal rot.

© SZ vom 16.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: