Migration:Europa wandert nach Westen

Hunderttausende EU-Bürger ziehen von den ärmeren Mitgliedsstaaten im Osten in Richtung West- und Nordeuropa. Was das für die Staaten bedeutet, zeigen diese Grafiken.

Von Christian Endt und Dalila Keller

Innerhalb der Europäischen Union findet eine große Bevölkerungsverschiebung statt: Hunderttausende Unionsbürger ziehen von den ärmeren Mitgliedsstaaten im Osten des Kontinents in Richtung West- und Nordeuropa. Dadurch verändern sich die Gesellschaften: Die Zielländer profitieren von jungen, häufig gut ausgebildeten Arbeitskräften. In den Herkunftsländern bleibt eine alternde Bevölkerung zurück.

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sich die Bevölkerung in den EU-Staaten sehr unterschiedlich entwickelt, vor allem durch Migration. Die älteren Mitgliedsländer, die vor 2004 der EU beitraten, haben allesamt dazugewonnen, die neuen Staaten häufig verloren.

Prozentual gesehen ist das kleine Luxemburg am stärksten gewachsen. Von 1990 bis 2018 wuchs die Bevölkerung um 58,7 Prozent auf gut 600 000 Einwohner an. Bezogen auf den letzten Fünfjahreszeitraum, für den die Daten vorliegen, sind 1,7 Millionen Menschen mehr nach Deutschland eingewandert, als das Land im gleichen Zeitraum verlassen haben.

In Spanien überstieg die Zahl der Auswanderer die der Zuzügler um 570 000. Relativ ausgeglichen sind die Zahlen beispielsweise auf Malta. Hier überstieg von 2010 bis 2015 die Zahl der eingewanderten Menschen die der Auswanderer nur um etwa 9000.

Interessant ist auch ein Blick auf die Altersstruktur. In allen europäischen Ländern steigt der Anteil der über 60-Jährigen an der Bevölkerung. Das liegt an niedrigen Geburtenraten. In den Zuzugsländern wird der Effekt durch die Migration abgeschwächt, in den Auswanderungsstaaten wird er verstärkt.

Der Anteil der Kinder und jungen Erwachsenen in Spanien etwa ist zwischen 1990 und 2015 von 52 auf 36 Prozent abgesunken. In Rumänien ist die Entwicklung ähnlich.

Auf Deutschland bezogen sind die Einwanderungszahlen für so manchen Betrachter möglicherweise überraschend. Den stärksten Zuzug bekommt Deutschland nicht aus Kriegsländern wie Syrien und dem Irak, sondern von Staaten im Osten und Südosten der EU.

Zugleich ziehen Jahr für Jahr viele Menschen aus Deutschland zurück in ihre Heimatländer. Hier fällt allerdings auf, dass etwa nach Syrien verhältnismäßig wenige Menschen zurückkehren. Bei Staaten innerhalb der Europäischen Union ist der statistische Unterschied zwischen Ein- und Auswanderern deutlich geringer.

Der Fortzug aus Rumänien ist schon seit Jahrzehnten auf hohem Niveau. Seinen Höhepunkt erreichte er aber in den Jahren um den EU-Beitritt 2007. Damals wanderten innerhalb von fünf Jahren 775 000 Menschen mehr aus Rumänien ab als einwanderten. Seither gehen die Zahlen deutlich zurück, doch weiterhin verliert Rumänien Jahr für Jahr Einwohner im Ausmaß einer mittelgroßen Stadt.

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