Machbarkeitsstudie:Radschnellweg von München nach Dachau wird konkreter

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Bis Mitte 2020 soll ein Planungsbüro eine Strecke erarbeiten, die Radler auf schnellstem Weg durch den Landkreis führt. Experten rechnen mit hohe Kosten.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Es ist der nächste kleine Schritt auf dem Weg zu einer Fahrradautobahn durch den Landkreis Dachau. Neben dem Pilotprojekt, dem Münchner Radschnellweg, der von der Landeshauptstadt nach Garching führen soll, prüfen Experten nun weitere Routen, welche die Stadt mit dem Umland verbinden sollen. Darunter ist auch der Korridor München-Karlsfeld-Dachau. Bis Mitte 2020 soll ein Planungsbüro im Rahmen einer Machbarkeitsstudie eine Streckenführung erarbeiten.

Das Thema Radschnellwege wabert schon seit einigen Jahren durch den Landkreis. Auch von einer Machbarkeitsstudie für eine Verbindung von München über Karlsfeld nach Dachau war immer wieder die Rede. Doch nun liegt erstmals ein konkretes Datum vor, das zumindest einen Fixpunkt in den Planungen markiert, die nach derzeitigen Stand rechtlich schwierig und aufwendig werden dürften.

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Anfang Mai trafen sich Landrat Stefan Löwl (CSU), Oberbürgemeister Florian Hartmann (SPD) und andere Kommunalpolitiker aus Dachau und Karlsfeld im Landratsamt. Dort stellten zwei Planerinnen des beauftragten Büros die nächsten Schritte vor. Die Mandatsträger konnten wichtige Knotenpunkte benennen. Ein Termin für einen Bürgerdialog steht bereits. Ein erstes Ziel sei, drei bis vier mögliche Trassen zu erarbeiten, sagt Löwl. Der Landrat sieht aber bei den Radschnellstrecken ein grundsätzliches Problem: "Wir haben keine zentrale Zuständigkeit."

Tatsächlich gibt es in Bayern keine verlässlichen Regelungen, welche Ebene für den Bau der Radschnellwege zahlt oder für deren Unterhalt und Sicherheit verantwortlich ist. Das Land Nordrhein-Westfalen gilt bei Fahrradverbänden vor diesem Hintergrund als Vorreiter. Hier werden die Radwege wie Landstraßen behandelt, was Klarheit bei Planung und Finanzierung schafft.

Die Radlhighways sollen vier Meter breit und zweispurig sein. Die Radler können hier mit durchschnittlich mindestens 20 Stundenkilometern unterwegs sein. Im verdichteten Raum wie der Münchner Region funktioniert das aber nur, wenn die Fahrer mittels vielen Unter- und Überführungen sowie Ampelanlagen mit Priorisierung für den Radverkehr Hindernisse wie Kreuzungen zügig überwinden können. Allein dadurch wird der Bau der Schnellwege sehr teuer. Experten schätzen die Kosten für einen Kilometer auf bis zu zwei Millionen Euro.

Die Kommunen könnten das nicht leisten, sagt Bernhard Sturm, Bündnis-Stadtratsmitglied in Dachau und Sprecher des Dachauer Kreisverbandes des Verkehrsklub Deutschland (VCD). Doch nicht nur finanziell, auch planungstechnisch und rechtlich werde es schon kompliziert, wenn ein Radschnellweg durch mehrere Gemeinden verlaufe, sagt Sturm. Deshalb fordert er, Bau und Unterhalt müsse Aufgabe des Freistaates werden. Das sieht auch Löwl so. Zwar könnte man das Radschnellwege interkommunal auf die Beine stellen, sagt er. "Aber wenn sich einer sperrt, platzt das Gesamtprojekt." Dennoch bekräftigt Löwl den Willen des Landkreises zur überörtlichen Radverkehrsförderung: "Das Fahrrad wird für die täglichen Pendlerverkehre der Zukunft eine weiter wachsende Rolle spielen. Je attraktiver wir das Infrastrukturangebot gestalten, desto mehr Leute werden wir für einen Umstieg auf das Fahrrad gewinnen können."

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Diese Meinung teilen angesichts eines drohenden Verkehrskollaps auf Straßen im Landkreis auch andere Kommunalpolitiker. Die CSU-Fraktion im Kreistag fordert in einem Antrag, ein Grundnetz von Fahrradschnellwege im Landkreis zu erstellen. Diese könnten nach Ansicht der Christsozialen entlang wichtiger Verkehrsachsen wie der A 8 oder der B 471 verlaufen. Fraktionschef Wolfgang Offenbeck sagt: "Die Mobilität der Zukunft muss umweltschonend und ressourcensparend sein, mit unserem Antrag wollen wie hierzu einen Denkanstoß geben." Der Kreisausauschuss beschäftigt sich an diesem Freitag mit dem Antrag.

Planer informieren am Mittwoch, 22. Mai, von 19 Uhr an im Adolf-Hölzel-Haus in Dachau über die Machbarkeitsstudie für einen Radschnellweg von München nach Dachau und wollen mögliche Anregungen der Bürger aufnehmen.

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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