USA versus Huawei:Keiner wird gewinnen

Inside Huawei, China's Tech Giant

Was steckt noch drin? Blick ins Huawei-Labor

(Foto: Getty Images)

Google muss die Beziehungen zu Huawei stark einschränken, US-Chiphersteller dürfen nicht mehr liefern. Verlierer ist in jedem Fall der freie Welthandel.

Kommentar von Helmut Martin-Jung

Smartphones haben die Welt nicht ohne Grund erobert. Sie bieten Zugang zu einer Vielzahl von Funktionen und Diensten und sind dabei so leicht zu handhaben, dass schon Kleinkinder intuitiv erfassen, wie das geht. Aber was einfach daherkommt, erfordert meist die größten Anstrengungen. Das gilt für die Benutzeroberfläche, also die Software, ebenso wie für die Hardware. Die ersten Mobiltelefone konnten nichts außer Telefonieren, waren aber klobige Knochen. Moderne Smartphones sind eine Symphonie aus höchstentwickelter Technik und Software, nur wer Zugriff auf die besten Zutaten hat, kann auch hervorragende Smartphones bauen.

Dass die USA nun dem chinesischen Technologiekonzern Huawei den Zugang zu Googles Android-Software versperren und dazu auch noch US-Chiphersteller dazu verpflichten will, nicht mehr an Huawei zu liefern, ist deshalb ein schwerer Schlag gegen den ambitionierten Konzern. Der Schritt trifft aber auch die US-IT-Branche. Ein weiteres Mal zeigt sich damit, dass in einer wirtschaftlich immer enger verflochtenen Welt Zölle und wirtschaftlich motivierte Handelsbeschränkungen allen Beteiligten schaden.

Huawei ist zwar ein sehr forschungsstarkes Unternehmen. Den Vorsprung, den sich amerikanische Chiphersteller wie Intel oder Qualcomm über die Jahre erarbeitet haben, kann aber auch der ambitionierte Konzern aus der Technologiemetropole Shenzhen nicht so einfach aufholen. Sobald die Vorräte an Chips, die Huawei wohlweislich schon gehortet hat, aufgebraucht sein werden, sieht es düster aus für Huawei, wenn es bis dahin nicht zu einer Einigung mit den USA gekommen ist.

Ähnlich hart träfe es Huawei, wenn der Konzern nicht mehr Zugang zu Googles Android bekäme. Zwar gibt es auch eine quelloffene Version von Android, die jeder nutzen darf. Huawei tut das auch - für die Handys, die im Heimatmarkt China verkauft werden, dort sind viele der Google-Anwendungen nicht populär oder verboten. Anders sieht es bei Geräten aus, die außerhalb Chinas verkauft werden. Auf dem westlichen Markt wäre es ein gewaltiger Konkurrenznachteil, wenn die Nutzer keinen oder einen erschwerten Zugang zu Googles Playstore bekämen, dem größten Angebot für Android-Apps. Huawei-Smartphones würden dadurch ziemlich schnell zu Ladenhütern werden.

Und Huawei - im ersten Quartal der zweitgrößte Smartphone-Anbieter nach Samsung - verlöre auch den Einfluss auf die Weiterentwicklung von Android, müsste abwarten, bis die Open-Source-Version fertig ist, und zusehen, wie man damit zurechtkommt. Das würde anderen Anbietern, die schon im Entwicklungsstadium mit Google kooperieren und eigene Vorstellungen einbringen können, einen Vorteil verschaffen.

Trumps Vorstoß wird den Ehrgeiz der Chinesen nur noch mehr anstacheln

Betroffen von dem Ukas aus dem Weißen Haus werden aber auch die US-Unternehmen sein. Huawei ist einer ihrer größten Kunden, auch wenn der Konzern auf dem US-Markt selbst kaum präsent ist. Bricht das Geschäft mit Huawei so mir nichts, dir nichts weg, können auch Intel oder Qualcomm das nicht einfach wegstecken. Und auch Google wird es spüren, wenn seine Anwendungen, die über Werbung das Geld für den Internetkonzern hereinbringen, nicht mehr auf Huawei-Smartphones aufgespielt werden dürfen. Google beeilte sich daher auch mitzuteilen, dass bereits verkaufte Huawei-Handys nicht von dem Bann betroffen seien.

Mit dem neuerlichen Vorstoß der Regierung Trump wird der Einsatz in dem großen Spiel - als solches empfindet es der US-Präsident offenbar - noch einmal um ein gutes Stück erhöht. Ob es gelingt, China damit zum Nachgeben zu bewegen, wird immer unwahrscheinlicher, je mehr Peking damit in Gefahr gerät, sein Gesicht zu verlieren. Auf jeden Fall wird es den Ehrgeiz der Chinesen weiter anstacheln, technologisch auf eigenen Füßen zu stehen. Für den freien Welthandel sind das keine gute Aussichten.

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