Gefängnis 4.0:Smart Home, smart Prison

Hong Kong Stanley Prison

Blick in das Stanley Prison in Hongkong.

(Foto: picture alliance / dpa)
  • Hongkong will für seine rund 8300 Inhaftierten in den Justizvollzugsanstalten das "Smart Prison".
  • Mit neuer Technologie soll die Überwachung sicherer und effizienter werden. Vor allem sollen Häftlinge davon abgehalten werden, sich selbst zu verletzen.
  • In verschiedenen Gefängnissen laufen bereits Tests, etwa mit Robotern, die nach Drogen suchen und mit Armbändern, die den Puls der Häftlinge überwachen.

Von Larissa Holzki

Mitarbeiter in den Gefängnissen von Hongkong haben zuweilen einen Scheißjob. Man darf das wörtlich nehmen, sie müssen mit Holzstöcken in den Exkrementen der Häftlinge wühlen. Insassen versuchen nämlich immer wieder, Drogen in ihre Zellen zu schmuggeln. Dazu würgen sie die Rauschmittel zum Beispiel vor Haftantritt gut verpackt herunter und ziehen sie im Gefängnis wieder aus dem Kot. Die Wärter sollen ihre schmutzigen Geschäfte deshalb kontrollieren. 2018 haben sie 25-mal Drogen beschlagnahmt, vor allem Heroin. In 16 Fällen hatten die Häftlinge sie in "Körperhöhlen" versteckt. Das klingt nach wenig, trotzdem soll das Problem technisch gelöst werden.

Künftig sollen Roboter die Drecksarbeit übernehmen. Hongkong will für seine rund 8300 Inhaftierten in den Justizvollzugsanstalten das "Smart Prison". In verschiedenen Gefängnissen laufen bereits Tests. Das Konzept erinnert an Smart Home, das intelligente, total vernetzte Zuhause: Wenn der Bewohner heimkommt, geht das Licht an, wenn er das Haus verlässt, schaltet sich die Alarmanlage ein. Die digitale Technik erkennt, was der Mensch tut, und reagiert darauf. Sie soll das Leben sicherer und einfacher machen. Mit ähnlichen Argumenten wirbt das Correctional Services Department (CSD), das in Hongkong für Gefangene und Gefängnisse zuständig ist, für sein Smart Prison: mehr Effizienz und Sicherheit durch Technik und Innovation.

Das Leben in den Hongkonger Gefängnissen ist bisher oft nicht sicher. Inhaftierte können sich mit Drogen vergiften und Schaden zufügen. Im vergangenen Jahr haben sich Häftlinge 48-mal selbst verletzt. Die meisten hätten rechtzeitig gerettet werden können, heißt es in einer Mitteilung des CSD. Aber eben nicht alle: "Leider sind zwei Personen in Gewahrsam trotz der unermüdlichen Bemühungen der Mitarbeiter gestorben."

Wie nützlich die Technik wirklich ist, sollen Tests zeigen

Das soll mit Smart Prison nicht mehr passieren. Wie Licht und Alarmanlage im Smart Home setzt das vernetzte Gefängnis auf Bewegungsmelder - in modernster Form. Neben den Robotern testen die Hongkonger Armbänder, die ähnlich funktionieren wie die Fitnessmesser für Sportler. Damit sollen die Wärter den Puls der Insassen beobachten können. Ist er nicht normal, wird ein Alarm ausgelöst. Wer sich selbst also unbemerkt etwas antun oder Rauschmittel schlucken wollte, müsste dabei künftig ganz ruhig bleiben - dürfte aber auch nicht zu ruhig werden. Zum Smart-Prison-Paket gehören außerdem "intelligente Kameras".

Das System wird im Dorf Pik Uk im Osten Hongkongs ausprobiert, in einer Haftanstalt mit der niedrigsten Sicherheitsstufe. Bei den inhaftierten Männern geht man davon aus, dass sie nicht gewalttätig sind - außer vielleicht gegen sich selbst. Pro Zelle sind zehn Kameras installiert, zwei weitere auf der Toilette. Die intelligente Technik weiß, wie ein Insasse sich normalerweise bewegt, und gibt Alarm, wenn einer beispielsweise seinen Kopf gegen die Wand schlägt.

Wie nützlich die Technik wirklich ist, sollen Tests zeigen. Sorgen bereitet momentan vor allem der Datenschutz. "Ob die Daten gespeichert und missbraucht werden können, ist ein heikles Thema", zitiert ein Zeitungsbericht einen Abgeordneten im Parlament.

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