Nahverkehr:Land der weiten Wege

Bayern schneidet bei einem ÖPNV-Vergleich schlecht ab

Von Maximilian Gerl, München/Berlin

Mancherorts gut, im Schnitt ausbaufähig: Um überhaupt eine Fahrt mit Bus oder Bahn antreten zu können, müssen viele Menschen in Bayern weite Wege zurücklegen. Das ist das Ergebnis eines deutschlandweiten Vergleichs des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene. Demnach sind nur in Mecklenburg-Vorpommern ÖPNV-Halte schlechter zu erreichen als im Freistaat. Als ausreichend kurzer Weg gilt, wer nur 600 Meter Luftlinie bis zur nächsten Bushaltestelle oder 1200 Meter bis zum nächsten Bahnhof bewältigen muss; die Stopps müssen außerdem mindestens 20 Fahrtmöglichkeiten pro Tag bieten. Daten und Kriterien stammen laut Bündnis vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.

Die fünf Landkreise mit den weitesten Wegen liegen laut bundesweitem Vergleich alle in Bayern. Besonders schlecht sei das Netz in Freyung-Grafenau. Nur jeder siebte Einwohner könne dort innerhalb der angegebenen Radien einen regelmäßig angefahrenen Halt erreichen. Es folgen Dingolfing-Landau, Rhön-Grabfeld, Straubing-Bogen und Cham. Mit Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim und Pfaffenhofen an der Ilm haben es zwei weitere Regionen in die schlechtesten zehn geschafft. Allerdings kommt auch der Spitzenreiter des Rankings aus Bayern. Besonders kurz sollen die Wege in der Stadt Schweinfurt sein. Bamberg landete auf dem vierten, Fürth auf dem achten Rang.

Von der Vorbildfunktion, die Bayern gerne für sich in Anspruch nehme, sei in diesem Fall nichts zu sehen, heißt es von Allianz pro Schiene. Das Bündnis spricht sich für eine Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken aus. Daneben bemühen sich inzwischen vermehrt lokale Initiativen um eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots, auch im gescholtenen Freyung. Dort experimentieren Stadt und Privatwirtschaft mit einem Rufbussystem via Handy-App - als mögliche Ergänzung zum etablierten Busverkehr.

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