Mini Cooper S Cabrio:Das Go-Go-Go-Kart

Dieser Mini zählt die dachlosen Stunden und verführt seinen Fahrer zur lustbetonten Kurvenräuberei. Manchmal ist er aber auch ganz still. Ein Praxistest

Günther Fischer

Es sieht gut aus, vor allem offen. Denn eines ist bei Cabrios besonders wichtig: die Anmut. Und die zeigt sich nun mal nur bei geöffnetem Verdeck. Das Vorgänger-Modell hatte in diesem Punkt ein gewaltiges Problem: Die beiden Überrollbügel, gerne auch hässliches Hirschgeweih genannt, ragten da wie Fremdkörper aus dem Heck, auch der Blick in den Rückspiegel hinterließ einen, wohlwollend formuliert, eigenwilligen Eindruck.

Mini Cooper S Cabrio: Hat an Kofferraum und Fahrspaß (plus fünf PS im Vergleich zum Vorgänger) hinzugewonnen: Mini Cooper S Cabrio

Hat an Kofferraum und Fahrspaß (plus fünf PS im Vergleich zum Vorgänger) hinzugewonnen: Mini Cooper S Cabrio

(Foto: Foto: Mini)

Diese Zeiten sind vorbei. Die neuen Überrollbügel verstecken sich verschämt hinter den Kopfstützen, wollen einfach nicht mehr im Weg sein. Nur im Falle eines Überschlags schnellen sie automatisch nach oben. Geschlossen ist die Übersicht nach hinten allerdings nach wie vor schlecht - nur: Das weiß man in diesem Fall vorher. Die Furcht vor Schab-Schäden an den Felgen schwingt dennoch ständig mit und lässt uns übervorsichtig in die Parklücken zirkeln. Was immer dann schade ist, wenn man mit diesem Show-Cabrio eigentlich Eindruck schinden möchte.

Ansonsten unterscheidet sich das neue Mini Cabrio nur wenig von seinem Vorgänger. Er fühlt sich besser an, das ja, dank gelungener Materialien und weniger Hartplastik - gleichzeitig blieb die angenehme Verspieltheit des Innenraums erhalten. Etwas mehr Kofferraum gibt es jetzt auch - ganze fünf LIter bei offenem Verdeck. Immerhin.

Das Verdeck wiederum hat sich in einem Punkt entscheidend verbessert: Die hervorragend gedämmte Stoffkapuze lässt sich bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h innerhalb von 15 Sekunden automatisch öffnen und schließen, der vordere Teil kann zudem wie ein Schiebedach verwendet werden. Auch prima: die fast verwindungsfreie Karosserie, die nur ab und zu ein Knistern von sich gibt. Neu ist auch das Zusatzinstrument namens Always-Open-Timer (nur in Verbindung mit zwei Aufpreis-pflichtigen Ausstattungspaketen zu haben), das die mit offenem Verdeck absolvierte Fahrzeit misst und anzeigt. Irgendwie sehr Mini, ein solches Instrument.

Kein Ökomobil, sehr wohl aber ein Spaßmobil

Bleibt das Fahren. Wo früher ein Kompressor sirrte, pfeift jetzt ein Turbolader. Der aus der BMW-Kooperation mit dem französischen PSA-Konzern (Citroën, Peugeot) stammende 1,6-Liter-Vierzylinder bringt es nicht nur auf spaßtreibende 175 PS, er gibt sich auch alle Mühe, effizient mit dem Kraftstoff umzugehen. Die serienmäßige Start-Stopp-Automatik schaltet den Motor an Ampeln aus und an, auch die Servolenkungspumpe läuft nur dann, wenn sie wirklich benötigt wird.

Sparen geht trotzdem nur mit Bummeltempo, dann erreicht man so ungefähr die Werksangabe. Aber das Cooper S Cabrio will behände um die Ecken geworfen werden - nur lässt es sich dann nicht mehr wirklich als Sparmobil bezeichnen. Zumindest nicht mit dem von uns erfahrenen Durchschnittsverbrauch von 8,9 Litern auf 100 Kilometer.

Die präzise Lenkung und das agile Fahrwerk lassen den Mini wie auf Schienen fahren und machen süchtig nach Kurven. Wer es darauf anlegt, kann im frontgetriebenen Mini Cabrio sogar einen Heckschwenk per Lastwechsel provozieren. Tempo 100 ist nach 7,4 Sekunden erreicht, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 222 km/h. Unterlegt wird das Ganze vom sonoren Klang der mittig montierten Auspuffanlage, beim Gaswegnehmen sprotzt der Mini genüsslich eine Pseudo-Fehlzündung ins Freie. Macht Spaß, das. Nur bei untertouriger Langsamfahrt kriecht mitunter ein unangenehmes Brummen in den Innenraum.

Kritik? Gibt es. Vor allem beim Blick auf den Preis. Alles, was das Fahren angenehmer macht, kostet extra: zum Beispiel das Ablagenpaket (60 Euro), die Motorhaubenstreifen (110 Euro), die Beifahrerairbag-Deaktivierung (40 Euro), das CD-Radio mit MP3-Funktion (210 Euro), die Heckgepäckträger-Vorbereitung (80 Euro). Wer dann noch Leder (1440 Euro), Xenonlicht (670 Euro) und ein Navi (2450 Euro) haben möchte, landet schnell bei einem Gesamtpreis von mehr als 30.000 Euro. Für einen Kleinwagen, wohlgemerkt.

Gut ... ... dass die Fahrspaßgarantie nach wie vor ab Werk vorhanden ist. Aber ... ... unterm Strich überrascht der Preis - vor allem, wenn man sich bei den Extras nicht zurückhält. Also ... ... eine gute Laune verbreitende offene Renndose für Männer mit viel Taschengeld.

Mini Cooper S Cabrio: 128 kW (175 PS); max. Drehmoment: 240 Nm bei 1600 bis 5000 U/min; 0-100 km/h: 7,4 s; Vmax: 222 km/h; Testverbrauch: 8,9 l Super (lt. Werk: 6,4 l Super); CO2: 153g/km, Euro 4; Grundpreis: 26.500 Euro

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