Tödliche Unfälle zwischen Lastwagen und Radfahrer:Abbiegeassistenten dürfen keine Kostenfrage sein

SZ-Leser kritisieren, dass Politik, Verkehrsplaner und Polizei die Gefahren für den Zweiradverkehr zu wenig ernst nehmen

Nach tödlichen Abbiege-Unfällen

Nach tödlichen Abbiege-Unfällen zwischen Lastwagen und Radfahrern, wie gerade wieder in München, wird der Ruf nach Assistenzsystemen laut.

(Foto: Stephan Rumpf)

"Im toten Winkel" vom 22. Mai:

Japan und Lettland vorbildlich

Immer wieder gibt es tödliche Unfälle beim Abbiegen, wenn sich Fußgänger oder Radfahrer im toten Winkel von einem Lastwagen befinden. Anstatt nun sauteure Assistenzsysteme in die Lastwagen einzubauen, würde es eine einfache und sehr effektive Lösung für das drängende Problem geben. Man muss nur die Steuerung der Ampeln an einer Kreuzung umprogrammieren. Erst hat der Längsverkehr, dann der Querverkehr grün und in der dritten Phase nur die Fußgänger und Radfahrer. So werden die Autos und Laster aus dem Kreuzungsbereich ausgeschlossen, und die Passanten oder Radfahrer können auch diagonal die autofreie Kreuzung sicher queren. Was in Japan oder in Lettland vorbildlich funktioniert, sollte doch auch in Deutschland anwendbar sein?

Wie viele Kinder, Radfahrer oder Fußgänger müssen noch grausam, von einem Lastwagen überrollt, zu Tode kommen, bis endlich die Politik reagiert? Armin Glas, Deutenhausen

Heillos im Rückstand

Es macht sprachlos, wenn die Polizei den Eltern des getöteten 11-Jährigen entgegenhält, dass "wir in München keine gefährlichen Kreuzungen haben". Angesichts von 13 getöteten Radfahrern in den letzten 15 Monaten und 355 an Kreuzungen verletzten Radfahrern allein durch rechtsabbiegende Lkw und Pkw im Jahr 2018 lässt sich diese Aussage schwerlich nachvollziehen. Jeder Radfahrer, der durch München fährt, wird regelmäßig bedrängt, geschnitten und durch abbiegende Kraftfahrzeuge massiv gefährdet. Man muss diese Zustände zu Recht als gefährlich bezeichnen.

Die Rechtfertigung des Kreisverwaltungsreferats ist ebenso kläglich. Im SZ-Beitrag wird auf die wenigen Farbklecksereien auf den Straßen verwiesen, anstatt endlich ein konsistentes Konzept umzusetzen, wie Radfahrer durch bauliche Maßnahmen und klare Verkehrsführung geschützt werden können. Nicht nur die Niederlande und Dänemark zeigen, wie wirkungsvoll schwere Unfälle für Radfahrer vermindert werden können. Man könnte es auch London nachmachen und zum Beispiel Abbiegeassistenten verbindlich vorschreiben. Edeka rüstet seine Laster mit Abbiegewarnsystemen aus. Die Lösungen gibt es, sie können sofort umgesetzt werden.

Man sollte nicht immer nur "prüfen", man muss einfach handeln. Dann wären eventuell einige der getöteten Radfahrer noch am Leben. Auch die Argumente der Stadt München sind dünn: Laut der Stabsstelle für den Radverkehr gibt München im Jahr klägliche 10 Millionen Euro für den Radverkehr aus. Im Vergleich dazu: Allein der geplante Autotunnel an der Landshuter Allee soll 550 Millionen Euro kosten, die Sanierung des Altstadtring-Tunnels 96 Millionen. Das ganze Gerede von der "Radlhauptstadt" ist absurd angesichts dieser Zahlen, der Unfallzahlen und des Rückstands zu anderen Städten. Helmut Costa, München

Assistenzsystem vorschreiben

Wie lange wollen wir, die Gesellschaft, eigentlich noch solch tragische Unfallnachrichten wie die des in München am 20. Mai mit dem Rad tödlich verunfallten Jungen lesen? Alle naslang kommt es zu ähnlichen vermeidbaren tödlichen Unfällen zwischen Lkw und Radfahrer. Das wäre durch einen Abbiegeassistenten vermeidbar gewesen! Wir sollten in Deutschland keine Lkw mehr akzeptieren, die ohne eine solche Hilfe fahren. Die Politik sollte endlich tätig werden! Es hätte jeden auf dem Rad treffen können. Mein aufrichtiges Beileid an die Eltern, welch Tragödie. Christine Wenner, Düsseldorf

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