Relegation zur dritten Liga:Wundermittel gegen die Wunden

Bayern Muenchen II v VfL Wolfsburg II - Third League Playoff Second Leg

Ein Vorbereiter und ein Torschütze beim Jubeln: Wooyeong Jeong (2.v.l.) und Jannik Rochelt (2.v.r.), zwei der vielen offensiven Ausnahmekönner des FC Bayern II.

(Foto: Sebastian Widmann/Getty)

Der FC Bayern München II liegt gegen den VfL Wolfsburg II nach dem 1:3 im Hinspiel auch im Rückspiel 0:1 zurück - und dreht die mitreißende Partie dann zu einem 4:1-Sieg.

Von Christoph Leischwitz

Die Feier der Bayern auf dem Marienplatz war gerade erst vorüber, und es gab dann auch noch einige besondere Fans, die es rechtzeitig aus der Innenstadt nach Giesing ins Stadion an der Grünwalder Straße geschafft hatten, um das Aufstiegsspiel der zweiten Mannschaft auch noch mitzunehmen: Zumindest ab der 23. Spielminute gesellten sich Niklas Süle, David Alaba, Franck Ribéry, Serge Gnabry und Sportdirektor Hasan Salihamidzic zu den Zuschauern auf die Haupttribüne und feuerten lautstark an - eine Gruppe, die offensichtlich Lust hatte, mit einem Kaltgetränk in der Hand ein Fußballspiel zu konsumieren. Und ganz zum Schluss, nach einer dramatischen Aufholjagd nach der 1:3-Niederlage im Hinspiel, nach sieben gelben Karten, einer hochdramatischen Schlussphase und fünf Minuten Nachspielzeit, gab es dann noch etwas mehr zu feiern: Die U23 der Bayern spielt in der kommenden Saison dank eines 4:1 (2:1) über den VfL Wolfsburg II zum ersten Mal seit 2011 wieder in der dritten Liga - und das, im Selbstverständnis der Bayern standesgemäß, als einzige Zweitvertretung der Republik.

Bevor die Edelfans eingetroffen waren, hatten die jungen Bayern allerdings erst einmal wieder der viel umschriebenen individuellen Klasse im Kader auch krasse individuelle Fehler entgegengesetzt. In der achten Spielminute schien schon die Vorentscheidung in der Aufstiegsfrage gefallen zu sein, als Bayern-Verteidiger Lars Lukas Mai den Ball an Daniel Hanslik verlor - der sprintete allein auf Torwart Ron-Thorben Hoffmann zu und traf souverän zur Führung. Die Bayern hatten in der Anfangsphase viel Ballbesitz, zunächst aber wenige klare Möglichkeiten. Zunächst wurde noch ein Schuss von Kwasi Wriedt aus kurzer Distanz noch geblockt (27.), dann aber hatte sich die Anfeuerung von allen Seiten gelohnt: Jannik Rochelt traf nach perfektem Zuspiel von Wriedt zum Ausgleich (33.).

Wolfsburgs Robin Ziegele trifft in der 89. Minute nur die Unterkante der Querlatte

Und obwohl auch das 2:1 noch nicht zum Aufstieg reichte, hatten sich die Bayern in der 41. Minute einen psychologischen Vorteil erkämpft: Mai machte seinen Fehler wieder wett und köpfelte nach einem Eckball zum viel umjubelten Führungstreffer ein. Die Profis auf der Haupttribüne begannen erstmals zu hüpfen.

Nach der Pause hatte die Mannschaft von Holger Seitz dann die Partie komplett im Griff. Der Torschützenkönig der Regionalliga Bayern, Kwasi Wriedt, musste eine Hereingabe von Wooyeong Jeong nur noch über die Linie drücken (49.). Wiederum eine Viertelstunde später hatten die Bayern dann den Rückstand aus dem Hinspiel gedreht: Kapitän Nicolas Feldhahn pflückte am Fünf-Meter-Raum eine Flanke herunter, zögerte lang, stocherte herum, dann staubte erneut Wriedt ab (64.).

Doch so sehr sich Trainer Seitz auch im Anschluss darum bemühte, seiner Mannschaft weiter Ballbesitz und Offensivspiel zu predigen: das Spiel kippte. Wolfsburgs Blaz Kramer kam innerhalb von neun Minuten zu drei guten Kopfballchancen, die beste in der 71. Minute; dann musste Innenverteidiger Maxime Awoudja verletzt vom Platz (73.), Kwasi Wriedt folgte wenige Minuten später und verabschiedete sich mit ausführlichem Applaus von den 7200 Fans. Es folgten zahlreiche harte Zweikämpfe und Grätschen, dann fehlten den Wolfsburgern nur Zentimeter, um das Duell erneut zu drehen, doch Robin Ziegele traf für den VfL nur die Unterkante der Querlatte (89.).

Die Edelfans aus der Profiabteilung herzen ihre potenziellen Nachfolger

Im Gegensatz zum knappen Verpassen des Aufstiegs vor fünf Jahren gegen Fortuna Köln gelang er den Bayern diesmal ebenso knapp, obwohl der eingewechselte Joshua Zirkzee in der Nachspielzeit zwei große Chancen zur Entscheidung gegen Wolfsburgs Torwart Phillip Menzel vergab. Plötzlich war er da, der Schlusspfiff, die Riesenweißbiergläser waren sofort griffbereit, die Edelfans aus der Profiabteilung liefen aufs Feld und herzten ihre potenziellen Nachfolger, Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge klatschten Beifall. "Es ist unheimlich wichtig für uns, dass die zweite Mannschaft jetzt wieder in der dritten Liga spielt, weil der Sprung zu den Profis nicht mehr so groß ist. Das ist für die Entwicklung der Jungs ein wichtiger Schritt", sagte Hoeneß. Es war gelungen, was die Fans auf ein riesiges Banner geschrieben hatten: "Lasst vergessen die Wunden, die Fortuna schlug."

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