Malaria:Erfolge gegen den Killer

WHO: Malaria in Algerien und Argentinien besiegt

Malaria-Prävention in Indien: Weil die Überträgermücken gegen Gifte resitent werden, ist ihre Bekämpfung immer schwieriger.

(Foto: dpa)
  • Mit Algerien und Argentinien sind zwei weitere Staaten als Malaria-frei zertifiziert worden.
  • Doch global betrachtet stagniert der Kampf gegen die Tropenkrankheit.
  • Mittlerweile gibt es einen Impfstoff, doch den großen Durchbruch wird er wohl nicht bringen.

Von Berit Uhlmann

Als sich der französische Militärarzt Alphonse Laveran an jenem Novembermorgen über sein Mikroskop beugte, entdeckte er ihn: einen kugelförmigen Körper mit zappelnden, fadenförmigen Gebilden. Kurze Zeit später setzte er die Meldung an seine Vorgesetzten ab: "Neuer Parasit im Blut von Marschenfieber-Patienten gefunden". Laveran hatte jene Einzeller entdeckt, die Malaria auslösen. Das war 1880, der Mediziner war gerade in Algerien stationiert.

Der historische Hintergrund verleiht der jüngsten Ankündigung der Weltgesundheitsorganisation WHO eine hübsche symbolische Bedeutung: Algerien ist als einer der ersten afrikanischen Staaten malariafrei. Mindestens drei Jahre lang waren in dem Land keine einheimischen Übertragungen der Fieberkrankheit mehr beobachtet worden. Damit war die Voraussetzung für die offizielle Anerkennung erfüllt. Das hatten in Afrika zuvor lediglich der Inselstaat Mauritius sowie Marokko geschafft. Zusammen mit Algerien wurde auch Argentinien als malariafrei zertifiziert. Doch so richtig laut wurde der öffentliche Jubel nicht.

Seit 1955 träumen Experten vom Sieg über die Tropenkrankheit. Errungen haben ihn bisher 38 Länder. Mehr als 80 Staaten kämpfen weiterhin mit den Infektionen, die hohes Fieber, Anämien und Krämpfe auslösen und ihre Opfer ins Koma fallen lassen können. Meist trifft die Krankheit Kinder, viele mehrmals hintereinander. 2017 wurden weltweit etwa 219 Millionen Malariafälle gezählt; 435 000 Menschen starben; das sind mehr als 1000 an jedem Tag. Anders als erhofft, sind diese Zahlen seit 2015 kaum mehr gesunken, die Zahl der Todesfälle ist sogar leicht gestiegen.

Die Stagnation geht auf spärlicher fließende Gelder, nachlassenden Enthusiasmus und zunehmende Resistenzen gegen Medikamente und jene Insektizide zurück, die die Überträgermücken fernhalten sollen. In etwa 70 Prozent aller Länder sind mindestens zwei der vier eingesetzten Insektizid-Klassen nicht mehr ausreichend wirksam. "Wir sind an einem Punkt, wo wir verzweifelt ein neues Mittel brauchen", sagt Mary Hamel, Malaria-Expertin bei der WHO.

Wie sinnvoll ist der Einsatz eines Impfstoffs, der lediglich 40 Prozent der Kinder schützt?

Ihre Hoffnung auf dieses Mittel heißt RTS,S oder Mosquirix. Es ist der weltweit erste Impfstoff gegen die uralte Erkrankung - und er hat sich zum Dilemma für Gesundheitspolitiker entwickelt. Das Vakzin schützt nur knapp 40 Prozent aller Kinder, ein Ergebnis, das schwer zu bewerten ist. Es bedeutet, dass mit dem Impfstoff Tausende Menschenleben gerettet werden können. Doch es heißt auch, dass unzählige Impfungen vergeblich sein werden, und das trotz eines großen Aufwands. Vier Spritzen müssen Kinder innerhalb der ersten zwei Lebensjahre erhalten - zu Zeitpunkten, die nicht immer mit denen der etablierten Impfungen übereinstimmen. Ist das praktikabel? Gerechtfertigt?

Zwei von der WHO eingesetzte Expertenkommissionen sahen sich zu keiner Antwort imstande und schlugen eine Art Machbarkeitsstudie vor. Mehr als 300 000 Kinder in Malawi, Ghana und Kenia sollen nun die Immunisierung unter den realen Bedingungen eines Entwicklungslandes erhalten.

Nicht alle halten den 50 Millionen Dollar teuren Versuch für sinnvoll. Es sei recht viel verlangt, wenn die Pharmaindustrie nach 30-jähriger Arbeit weitere Jahre warten müsste, bis den Leuten klar wird, wie der Impfstoff zu bewerten sei, sagte James Tibenderana von der Non-Profit-Organisation Malaria Consortium dem Fachblatt Nature. Der Impfstoff-Hersteller GlaxoSmithKline ergänzte, diese Art der Anstrengung könne das Unternehmen nicht noch einmal erbringen. "Wir müssen andere Wege finden."

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