Animationsfilm:Partnersuche für Bigfoot

Lesezeit: 2 min

Der Weg ist das Ziel: Mr. Link reist von den wilden Wäldern Nordamerikas zu den Schneeparadiesen des Himalaja. (Foto: Entertainment One)

"Mr. Link": Ein herrlicher Animations-Abenteuerfilm von den Stopmotion-Künstlern des Laika-Studios.

Von Anke Sterneborg

Im kleinen Boot auf dem Loch Ness vertreibt sich Sir Lionel Frost das Warten aufs legendäre Ungeheuer mit einem Tee. Mit gespreiztem Finger führt er die Porzellantasse zum gespitzten Mund, während er seinen Butler wegen der lauen Temperatur des Gebräus rügt.

Nachdem sich Chris Butler als Drehbuchautor in "Kubo" von der hohen japanischen Kunst des Samurai-Kampfes inspirieren ließ, und auch als Regisseur den kleinen "ParaNorman" mit Geistern und Zombies konfrontiert hat, geht es nun in "Mister Link" etwas bodenständiger zu. Für den neuen Film der Stopmotion-Animationstüftler des Laika-Studios aus Portland, die dem schrägen britischen Aardman-Spirit sehr viel näher sind als den Disney Studios, ließ Butler sich vom viktorianischen England inspirieren. Traditionell sind Animationshelden versponnene Außenseiter und schräge Einzelgänger, die sich gegen die Gemeinschaft einer Gruppe sperren, in Wirklichkeit aber einfach nur dazugehören wollen. Solche wie Sir Lionel Frost und Mister Link.

Sie reisen zu Lande und zu Wasser, auf Pferd und Elefant, auf dem Schiff und im Zug

Der eine ist ein Abenteurer, der auf der ganzen Welt nach spektakulären Entdeckungen sucht, die ihm die Anerkennung einer Gesellschaft aufgeblasener, britischer Gentlemen bringen sollen. Der andere ist ein einsamer Bigfoot, der Letzte seiner Art in den Wäldern Nordamerikas, ein brauner Yeti mit animalischem Aussehen und menschlichen Sehnsüchten. Wie schon frühere Laika-Produktionen betört auch diese mit einem Reichtum an Ausstattungsdetails, die sich zur visuellen Landkarte für Lebensgeschichten und Charaktereigenschaften verbinden. Zum Beispiel das Sammelsurium der Fundstücke in Sir Lionels Wohnung, eine wilde Kreuzung aus Junggesellenbude und Kuriositätenkabinett mit aufgespießten Insekten, ausgestopften Tieren, eingelegten Präparaten und allerlei seltsamen Gerätschaften. Fast möchte man den Film anhalten, um all die wundersamen Kleinigkeiten zu bewundern, die dem Blick schnell wieder entrissen werden.

Zum ersten Mal ist ein Laika-Held kein Kind, sondern ein Mann, der allerdings mit einer guten Portion kindlicher Fantasie ausgestattet ist. Im Original ist er von Hugh Jackman inspiriert und gesprochen, in der deutschen Synchronisation von Christoph Maria Herbst. Auf seiner Suche nach Entdeckungen trifft Sir Lionel in den Wäldern Nordamerikas auf das fehlende Bindeglied in der Evolution vom Affen zum Menschen, einen "Bigfoot", der darunter leidet, in diesem Teil der Welt der Letzte seiner Art zu sein.

Es braucht nicht viel, um Sir Lionel von der Idee zu begeistern, ihn zu seinen weißen Artgenossen in den abgelegenen Bergen des Himalaja zu geleiten, über die amerikanische Prärie, durch kleine Westernstädte, über die Meere in den indischen Dschungel und von dort in die Eis- und Schneeparadiese des Himalaja, zu Lande und zu Wasser, auf Pferd und Elefant, auf dem Schiff und im Zug. Und weil die fortschrittsfeindlichen Konkurrenten aus London die Exkursion mit einem fiesen Auftragskiller torpedieren, kommen Slapstick und Tempo in die Reise. Aufgemischt wird die Männergesellschaft von der beherzten Forscherwitwe Adelina Fortnight, die keinen Mann braucht, der sie rettet. Und natürlich stellt sich im Lauf dieser irrwitzigen Reise heraus, dass der Weg das Ziel ist, und das Glück nicht in der Ferne liegt, sondern in unmittelbarer Nähe.

Missing Link , USA 2019 - Regie, Buch: Chris Butler. Originalstimmen: Hugh Jackman, Zach Galifianakis, Emma Tompson. Deutsche Stimmen: Christoph Maria Herbst, Bastian Pastewka, Collien Ulmen-Fernandes. Entertainment One, 95 Minuten.

© SZ vom 29.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: