Finanzbranche:Schwere IT-Panne bei der Commerzbank

Commerzbank

Führen Deutsche Bank und Commerzbank Fusionsgespräche auf Augenhöhe oder eher nicht? Der Commerzbank-Betriebsrat ist in Aufruhr.

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Stundenlang konnten Kunden keine Überweisungen tätigen oder Geld empfangen. Die Bank bemüht sich um Schadensbegrenzung. Doch Kunden müssen wohl auch selbst aktiv werden.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Rund achteinhalb Stunden dauerte das Desaster an, dann sollte alles wieder seinen Lauf gehen - und doch werden sich viele Kunden der Commerzbank wohl noch längere Zeit mit den Folgen beschäftigen müssen. Die Rede ist von einer IT-Panne am frühen Montagvormittag im Hause der Commerzbank, die dazu führte, dass Kunden weder Geld überweisen, noch empfangen konnten.

Daueraufträge, Lastschriften, offene Rechnungen: Bei vielen Kunden wurde alles abgeblockt und nur wenige Zahlungen gingen raus. Firmen oder Privatpersonen, die den Commerzbank-Kunden Geld schicken wollten, etwa per Überweisung, sahen in vielen Fällen eine Fehlermeldung, dass das entsprechende Konto nicht existiere, was für Verwirrung gesorgt haben dürfte. Betroffen sein könnten nahezu alle Kunden der Commerzbank und der Online-Tochter Comdirect, außer solche, die früher bei der Dresdner Bank waren.

Die Bank beteuert, sie regle nun alles und buche die verbleibenden Zahlungen so schnell wie möglich. Dennoch sollten sich die Kunden der Commerzbank darauf nicht verlassen, sondern selbst kontrollieren, wohin sie wann Geld gebucht haben und von wem sie Geld hätten bekommen müssen. Denn in Einzelfällen kann es sein, dass die Zahlungen nicht automatisch gebucht wurden. Daueraufträge will die Commerzbank selbst nachbuchen. Schwieriger ist das bei Überweisungen, Terminüberweisungen wie auch Lastschriften, die vom Konto hätten abgehen sollen. Es wäre demnach möglich, dass der Flug in den Urlaub, das Mietauto oder auch die Handyrechnung nicht bezahlt worden sind, was im schlimmsten Fall zu Mahngebühren führen kann.

In den sozialen Medien äußern sich Kunden entsprechend verstimmt, und fordern, dass die Commerzbank "das jetzt endlich hinkriegt". Denn die Panne ist aus zwei Gründen besonders ärgerlich und wird einige Bankkunden womöglich kein Geld, aber viel Zeit und Nerven kosten.

Wer online shoppen war, sollte überprüfen, ob das Geld auch überwiesen wurde

Zum einen ist es das Datum. Denn am ersten Arbeitstag des Monats überweisen einige Firmen ihren Mitarbeitern das Gehalt, das nun erst einmal einige Tage fehlt. Auch Stromabrechnungen oder andere Nebenkosten werden, je nach Anbieter oder Vermieter, oft am Monatsanfang abgerechnet und konnten nicht beglichen werden. Zum anderen ist es das Ausmaß, da in diesem Fall - anders als bei vielen IT-Pannen, bei denen meist lediglich Zahlungausgänge und einzelne Zahlungen blockiert werden - auch Zahlungseingänge sowie Daueraufträge und Lastschriften betroffen sind. Die Kunden dürften sich noch Tage damit herumschlagen, dass Geld für die Handyrechnung, die Strom-Abschlagszahlung oder die Vorauszahlung für die Ferienwohnung nicht ankam. Im schlimmsten Fall drohen Mahngebühren. Wer die zahlen wird, ist noch nicht ganz klar. Vermutlich wird die Commerzbank die Zahlung aus Kulanzgründen übernehmen, explizit hat sie das jedoch noch nicht angekündigt. Was also tun? Wenn Kunden aktiv versucht haben, eine Zahlung im Online-Banking anzuweisen und diese bisher nicht verbucht worden ist, sollten sie es noch einmal versuchen oder sich an den Bankberater wenden. Wer andersherum auf Zahlungen von seinem Arbeitgeber, einem Geschäftspartner oder einem Käufer bei Ebay wartet, fragt sich: Wurde das Geld noch nicht überwiesen, oder ist es aufgrund der Panne nicht angekommen? Auch in diesem Fall sollten Kunden sich mit dem Bankberater in Verbindung setzen und im Zweifelsfall direkt beim Arbeitgeber oder Geschäftspartner nachfragen.

Bei Daueraufträgen hat die Commerzbank zwar verlauten lassen, dass sie diese nachbucht und das Geld spätestens in den kommenden Tagen vom Konto abgehen wird. Sollten Kunden jedoch Geld erwarten, das sie normalerweise per Dauerauftrag bekommen, kann die Commerzbank die Buchung nicht veranlassen. Versucht der Arbeitgeber also nicht aktiv noch einmal, das Gehalt aufs Konto zu buchen, müssen sich die Kunden mit der Firma in Verbindung setzen oder bei ihrem Bankberater vorstellig werden.

Bleibt zuletzt noch die Lastschrift. Wenn man ein Bahnticket gebucht hat oder online shoppen war, dann hat die entsprechende Firma eine Fehlermeldung erhalten, dass das Geld nicht eingezogen werden konnte. Sie dürfte es in den kommenden Tagen erneut versuchen. Das kann allerdings Mahngebühren nach sich ziehen, weshalb sich auch diese Kunden an ihren Bankberater wenden sollten.

Die Panne bei der Commerzbank ist beachtlich, allerdings nicht die erste in dieser Größe. Vor einigen Jahren musste die Direktbanktochter Comdirect eingestehen, dass Kunden zeitweise Zugriff auf andere Kundenkonten hatten. Die Deutsche Bank buchte 2016 bei rund 2,9 Millionen Kunden Zahlungen doppelt und stürzte einige damit für kurze Zeit ins Dispo.

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