Verkehr:Streit übers Radwegekonzept

Radwegweiser

Hinweise für Radfahrer: Dass Wegweiser wie dieser ganz oder teilweise abgebaut werden, das wollen ADFC und BN verhindern.

(Foto: Thomas Brückner)

Mehrere Routen sollen aus dem überarbeiteten Entwurf des Landkreises gestrichen, deren Schilder demontiert werden. ADFC und Bund Naturschutz sehen darin eine Verschlechterung und gewinnen Kreisräte als Verbündete

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Das neue Radwegekonzept des Landkreises ist Anlass für Ärger. Thomas Brückner vom Bund Naturschutz (BN) und Adi Stumper vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) üben in einem Schreiben heftige Kritik am Landratsamt, weil bestehende Radl-Routen nicht mehr in das neue Konzept übernommen werden sollen. Hinweisschilder, die die Radler führen, sollen abgebaut werden. Die beiden Verfasser halten dies für eine Verschlechterung des momentanen Zustands.

Bereits 1993 haben laut Brückner Naturschützer und Freizeitradler das erste Radwegekonzept für den Landkreis erarbeitet. Er habe deshalb erwartet, dass diejenigen, die sich seit Jahrzehnten um dieses Thema kümmern, auch in die Arbeit für das neue Konzept eingebunden würden. In Gesprächen mit Sebastian Klaß, dem Radverkehrsbeauftragten des Landratsamts, haben die Vertreter von BN und ADFC laut ihrem Schreiben bereits Kritik daran geübt, wie das neue Radwegekonzept aussehen soll. Seitdem haben sich beide Seiten offensichtlich nicht verständigen können.

Darüber ärgern sich auch einige Kreisräte. Max Keil (ÖDP) sagte in der Sitzung des Kreis-Planungsausschusses am Dienstag, er sei bei der Lektüre des Schreibens "schockiert" gewesen. Jakob Drexler (UBV) mutmaßte, die Vorschläge von Naturschützern und Fahrradklub seien "vom Tisch gewischt worden", und sagte in Richtung Verwaltung: "Das kann nicht sein." Beide Kreisräte betonten, wie wichtig die gesellschaftliche Akzeptanz sei, wenn es um den Umstieg vom Auto aufs Fahrrad geht. Deshalb müssten die Vertreter der Freizeitradler eingebunden werden. Sebastian Klaß rechtfertigte das Verhalten der Verwaltung. Bund Naturschutz und ADFC seien in die Gespräche eingebunden gewesen, sagte er.

Verstanden haben sich beide Seiten offensichtlich aber dennoch nicht. Brückner und Stumper listen fünf Kritikpunkte auf. So fordern sie, dass die Verbindung von Aich nach Moorenweis im Konzept verbleibt. Laut Brückner gibt es eine Verbindung, die aus asphaltierten Wegen abseits der Bundesstraße besteht. Weil es unterwegs eine Kiesgrube gibt, wolle der Landkreis die Strecke nicht beschildern, sagt Brückner und kritisiert, dass keine Alternative angeboten werde. Auch Routen, die in Nachbarlandkreise führen, sollen nicht ins neue Konzept übernommen werden. Dabei sind es gerade die Strecken ins Fünf-Seen-Land, die Freizeitradler besonders gerne nutzten, sagt Brückner. Das Argument, so manche dieser Strecken sei zu lang, lässt er mit Verweis auf die zunehmende Zahl von E-Bikes nicht gelten.

In der Sitzung ging Klaß kurz auf einige Kritikpunkte ein. So soll das Radroutennetz mit den Strecken, die aus dem Landkreis hinausführen, zu einem späteren Zeitpunkt wieder beschildert werden. Auf anderen Strecken nehme man die Schilder ab, weil Wege gemeinsam für Radler und Wanderer ausgewiesen seien. Wanderer aber sollten ihre eigenen Hinweistafeln bekommen. Schließlich missfällt dem Landratsamt und der von ihm beauftragten Planerfirma laut Klaß auch, dass viele Freizeitrouten auf die Kreisstadt ausgerichtet seien. Genauere Erklärungen gab Klaß nicht ab, denn Landratsstellvertreterin und Sitzungsleiterin Martina Drechsler (CSU) wollte das Thema nur im nichtöffentlichen Teil behandeln.

Brückner setzt auf ein Gespräch mit Landrat Thomas Karmasin (CSU). Er hofft, dass einige der bestehenden Routen doch Hinweisschilder bekommen und ins Radwegekonzept aufgenommen werden. Schließlich stammen sie zu einem großen Teil von Naturschützern und Mitgliedern des Fahrradklubs. Auf eine derartige Lösung drängen auch Kreisräte. Neben Drexler und Keil machte auch Jan Halbauer von den Grünen darauf aufmerksam, dass in den bisherigen Routen viel Arbeit von Ehrenamtlichen steckt. Und die hätten es verdient, dass ihre Vorschläge berücksichtigt werden, sagte er.

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