Fürstenfeldbruck:Das Wetter in der Kunst

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Eine Ausstellung im Museum Fürstenfeldbruck zeigt, wie das Klima und seine Phänomene Malerei und Wissenschaft prägen

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Man braucht sich nur den Kontrast der vergangenen Wochen anzusehen: Erst Dauerregen, dann Sommerhitze, so plötzlich hintereinander, dass Natur und Mensch es bisweilen nicht so leicht hatten, sich auf die neuen Wetter-Gegebenheiten einzustellen. Wie die jeweiligen Witterungsbedingungen das menschliche Miteinander seit jeher prägen und wie sich der Mensch über die Jahrhunderte hinweg damit arrangierte, zeigt von diesem Donnerstag an die Sonderausstellung "Wetter und Mensch" im Museum Fürstenfeldbruck.

"Wetter ist zwar nicht gleich Klima, aber wenn wir heute zur Zeit des Klimawandels übers Wetter reden, ist es fast so existenziell wie früher", sagt Museumsleiterin Angelika Mundorff. Deshalb habe man auch versucht, bei aller historischer Rückschau die Gegenwart nicht ganz aus dem Blick zu verlieren. So ruft eine Foto-Installation die globale Protest-Initiative "Fridays for Future" in Erinnerung, für die Schüler für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen.

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(Foto: Voxbrunner Carmen)

Düster sieht der Himmel im Gemälde von Carl Spitzweg aus.

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(Foto: Voxbrunner Carmen)

Historische und moderne Schirme zeigen die Entwicklung des Wetterschutzes.

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(Foto: Voxbrunner Carmen)

Etwa im 18. Jahrhundert beginnt die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Wetter. Fotos: Carmen Voxbrunner

Ansonsten konzentrieren sich die Exponate aber mehr auf die Zeiten, in denen die Qualität der Ernte über Leben und Tod entscheiden konnte und man einen Sturm noch als Strafe Gottes betrachtete. Aufgeteilt sind die Ausstellungsobjekte nach drei inhaltlichen Schwerpunkten: Alte Aufzeichnungen und Instrumente geben Einsicht in die Anfänge der Vorhersage und Vermessung des Wetters. Gänge voller Gemälde, die meist aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen und aus verschiedenen Sammlungen zusammengetragen wurden, illustrieren die Präsenz von Wetterphänomenen in der Kunst. Schließlich lässt sich anhand religiöser Traditionsobjekte nachvollziehen, wie die Menschen selbst das Wetter empfunden haben. In einen Dachziegel ist beispielsweise ein Hahn eingeritzt, eine Geste, durch die die Gläubigen bei Gott vorteilhaftes Wetter erbaten. Einem ähnlichen Zweck dienten auch Wetterkerzen oder der, ebenfalls in der Ausstellung zu sehende, sogenannte Wettersegen, ein etwa um 1750 entstandenes Votivbild aus diversen Materialien.

Oft wurden solche Gebete freilich nicht erhört. Immer wieder suchten Wetterkatastrophen auch die Bevölkerung in Fürstenfeldbruck und der Umgebung heim. Alles, was das Museumsteam dazu in Chroniken seit dem 16. Jahrhundert finden konnte, ist in der Ausstellung vermerkt. Eine verheerende Überschwemmung gab es demnach im Jahr 1767. So schlimm soll sie gewesen sein, dass die Brücken über die Amper einstürzten und die hölzernen Altarteile in der Kirche Sankt Magdalena durch den Raum trieben. "Das Hochwasser hat sich so im kollektiven Gedächtnis der Brucker manifestiert, dass man noch hundert Jahre später davon sprach", sagt Mundorff. Wer sich vor den Fluten retten konnte, war einige Tage lang in dem ehemaligen Getreidelager untergebracht, in eben jenen Räumen, in denen sich heute das Museum befindet.

Taschensonnenuhren sind im 18. Jahrhundert vor allem bei Adeligen beliebt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Fürstenfelder Abt Gerard Führer erprobte sich im 18. Jahrhundert mit frühen Messgeräten an einer wissenschaftlich fundierten Vorhersage des Wetters. Dies wurde bald zum Trend und Adelige zückten nicht nur gerne ihre edlen Taschensonnenuhren, von denen zwei Augsburger Exemplare von um 1700 in der Ausstellung zu sehen sind, sondern führten auch ihre eigenen Schreibkalender, in denen sie ihre Wetterbeobachtungen notierten.

Den Großteil der etwa 170 Ausstellungsobjekte machen die Gemälde aus. Einige Landschaftsbilder von Carl Spitzweg werden gezeigt, neben Arbeiten von Eduard Schleich und Heinrich Reinhold, den Sonnenuntergängen von Anton Zwengbauer und einer Gewitterkulisse von Fritz Behrendt. "Die Wirkung eines Bildes hängt wesentlich davon ab, wie ein Maler den Himmel darstellt", sagt Mundorff. Manche Arbeiten zeigen auch Menschen, die das Wetter um sich herum inspizieren, teilweise mit wissenschaftlichem Gerät. So kommen in der Ausstellung Kultur-, Wissenschafts- und Kunstgeschichte zusammen.

Ausstellung "Wetter und Mensch" im Museum Fürstenfeldbruck, Do., 6. Juni, bis 24. November, Di. bis Sa. von 13 bis 17 Uhr und sonntags 11 bis 17 Uhr

© SZ vom 06.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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