"TKKG" im Kino:Naseweis wie immer

Filmstills

Die Hobbydetektive Klößchen, Karl, Gaby und Tim (von links) ermitteln.

(Foto: Warner)

Der Kino-Neustart von "TKKG" bedient die Nostalgie der Elterngeneration aus den Achtzigerjahren, könnte aber auch beim Nachwuchs der Gegenwart funktionieren.

Von David Denk

Kommissar Glockners noch erfreulich üppiges Haupthaar sieht struppig aus, ganz so, als hätte er es sich nach dem Auszug seiner Frau nicht mehr gekämmt. Gewaschen auch eher selten. Und der knittrige Trenchcoat ist ihm zu einer zweiten Haut geworden. Sieht so ein Mann aus, der sein Leben im Griff hat? Es gab Zeiten, da wurde dieser Glockner von Edgar Bessen gesprochen und gespielt, einem damals schon älteren Herrn mit einer freundlich-distanzierten norddeutschen Sprachfärbung. Im neuen TKKG-Kinofilm verkörpert ihn Trystan Pütter - aber ist der nicht viel zu jung? Nicht wirklich, sagt Wikipedia, er wird nächstes Jahr auch schon vierzig.

Man wird in diesem Film von Regisseur und Co-Autor Robert Thalheim, 44, darauf gestoßen, dass die eigene TKKG-Zeit nun doch schon ein Weilchen her ist. Und dass die eigene, mit der Jugendbuch- und Hörspielreihe aufgewachsene Generation längst in der Elternrolle angekommen ist - im Leben wie im Film.

Die unbarmherzig verstreichende Zeit zeigt sich auch daran, dass Edgar Bessen vor sieben Jahren im Alter von 78 Jahren gestorben ist. Bei Bessen wie bei Pütter ist jedenfalls Kommissar Glockner der ultimative gute Erwachsene - ein bisschen vertrottelt, aber prinzipiell wohlmeinend. Eine rare Spezies in der Welt des 2007 verstorbenen TKKG-Schöpfers Stefan Wolf, die so klar zwischen Gut und Böse trennt, wie das vielleicht in den Achtzigerjahren noch möglich war. Die halbwüchsigen Hobbydetektive Tarzan (später Tim), Karl, Klößchen (Willi) und Gaby sind nicht aus Überzeugung naseweis bis an die Grenze zur Impertinenz, eher aus Notwehr: Wenn die Erwachsenen so wenig im Griff haben, müssen eben wir den Karren aus dem Dreck ziehen - TKKG for future!

Der allererste Fall für TKKG, von dem der Film erzählt, dreht sich um den Diebstahl einer Goldstatue aus der Kunstsammlung von Klößchens Vater (Antoine Monot, Jr). Dessen Chauffeur Georg ist ebenfalls verschwunden und daher schwer verdächtig. Klößchen (Lorenzo Germeno) und sein neuer Internatszimmergenosse Tim (Ilyes Moutaoukkil) glauben als Einzige an Georgs Unschuld. Als dann auch noch Klößchens Vater entführt wird, beginnen sie, unterstützt vom schmächtigen Nerd Karl (Manuel Santos Gelke) und Kommissar Glockners furchtloser Tochter Gaby (Emma-Louise Schimpf), auf eigene Faust zu ermitteln - und freunden sich darüber an. Am Ende werden T, K, K und G dafür von der ganzen Schule gefeiert - und schreiten in mit den vier Initialen bedruckten Pullovern stolz durch ein Spalier von Mitschülern, Lehrern und Eltern.

Diese wohl universelle kindliche Sehnsucht, von den Erwachsenen ernst genommen zu werden, bedient der Film ebenso wie die von den vier Buchstaben ausgelösten nostalgischen Gefühle der Eltern. Tim benutzt zwar ein Smartphone, zum Musikhören aber einen Walkman mit einem alten Mixtape seines verstorbenen Vaters. Diese Retro-Seligkeit erinnert an die Serie "Stranger Things", wie auch der Synthesizer-Soundtrack und sogar das Filmplakat. Man kann nicht gerade behaupten, dass dieses TKKG-Reboot einen eigenständigen Weg gewählt hätte.

Im Windschatten des Netflix-Erfolgs kann es aber trotzdem funktionieren, mit dieser eher zahmen Abenteuergeschichte Erwachsene wie ihren Nachwuchs gleichermaßen zu erreichen (wenn auch der Film gegen die Serie doch recht hausbacken wirkt). Die Planungen jedenfalls sind selbstbewusst: Ein zweiter Teil ist in Vorbereitung, in dem endlich das Rätsel gelöst werden soll, wie Tim und Gaby zusammenkommen. Ein Rätsel, das die Eltern immer noch umtreibt, von dem ihre Kinder aber nicht einmal ahnen, dass es jemals eines war.

TKKG, D 2019 - Regie: Robert Thalheim. Buch: Thalheim, Peer Klehmet. Kamera: Henner Besuch. Mit Ilyes Moutaoukkil, Manuel Santos Gelke, Lorenzo Germeno, Emma-Louise Schimpf. Warner, 96 Min.

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