Neue Filme:Die Starts der Woche in Kürze

Lesezeit: 5 min

Die Superheldin Jean Grey (Sophie Turner) saugt in "X-Men: Dark Phoenix" aus Versehen eine mysteriöse Wolke auf. Der Dokumentarfilm "Push" erklärt Wohnen zum Grundrecht.

Von den SZ-Autoren

Die Starts ab 6. Juni auf einen Blick. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

Anker der Liebe

Doris Kuhn: Zwei Lesben wohnen auf einem Hausboot in London, die eine will ein Kind, die andere nicht. Ein Freund aus Spanien kommt zu Besuch, der Mann kann trinken, singen und unstet sein wie die Frauen, wird jedoch wegen seines Spermas interessant. Carlos Marques-Marcets Romanze skizziert die Liebe in Süße wie im Schmerz und untersucht dabei, ob guter Sex ausreicht, um ein gemeinsames Leben zu füllen.

The Black Godfather

Annett Scheffel: Wie wahrscheinlich es 1971 wohl gewesen sei, fragt Bill Withers einmal, dass ein schwarzer Typ aus North Carolina für Aufsehen hinter den Kulissen Hollywoods sorgt? Reginald Hudlins Dokumentation über den Musikmanager Clarence Avant ist vor allem eine eindrucksvolle Aneinanderreihung von Wegbegleitern und Protegés: Quincy Jones, P. Diddy, Berry Gordy, Babyface, Barack Obama und viele andere erzählen, wie Avant als gewitzter Dealmaker und Strippenzieher der amerikanischen Kulturindustrie seine Vorstellung von schwarzem Unternehmergeist einpflanzte (auf Netflix ab 7. Juni).

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Burning

David Steinitz: Der Student Jongsu trifft zufällig auf eine Freundin aus Kindertagen, verbringt eine Nacht mit ihr, und plötzlich ist nichts mehr wie zuvor. Nach der Kurzgeschichte "Scheunenabbrennen" von Haruki Murakami erzählt der südkoreanische Regisseur Lee Chang-dong eine zarte Liebesgeschichte, die sich in einen harten Thriller über Paranoia und Eifersucht verwandelt. Einer der aufregendsten Filme dieses Kinojahres (siehe Feuilleton vom 5. Juni).

Das Leben meiner Tochter

Anna Steinbauer: Welche moralischen und ethischen Grenzen darf man überschreiten, um das Leben seines Kindes zu retten? Die kleine Jana braucht so schnell wie möglich ein Spenderherz. Ihr verzweifelter Vater versucht, das auf illegalem Weg zu organisieren und wird dabei in dubiose Geschäfte mit Organen in Rumänien verwickelt. Steffen Weinert macht in seinem Drama auf das dringliche Thema Organspende aufmerksam, nähert sich aber manchmal etwas zu holzschnittartig dem Thema Tod.

Elisa & Marcela

Fritz Göttler: Eine verrückte Liebe, ein verrückter Plan, um sie vor der Engstirnigkeit der Umwelt zu bewahren. Elisa und Marcela lernen sich in der Schule kennen und lieben, dabei ist viel Regen im Spiel und viel Natur. Um ihre Liebe zu tarnen, beschließen sie zu heiraten, Elisa wird sich dafür als Mann verkleiden. Sie provozieren Arrest, Unmut, Verachtung, aber auch Verständnis und Unterstützung, vor allem, als Marcela eine Tochter bekommt. Nur in Spanien soll die Netflix-Produktion von Isabel Coixet fürs Erste im Kino laufen, was für Unmut sorgte, als der Film im Wettbewerb der Berlinale gezeigt wurde. Bei uns gibt es ihn nur beim Streamingdienst (Netflix, ab 7. Juni).

Magie der Wildpferde

Maximilian Senff: Wildpferde sind faszinierende Tiere. Mustangs beispielsweise sind ein fester Bestandteil der amerikanischen Kultur. Die Pferde vermehren sich jedoch schnell. Um dem Problem der Überweidung zu begegnen, werden sie eingefangen und zur Adoption freigegeben. Regisseurin Caro Lobig liefert verschiedene Perspektiven auf das Zusammenleben von Wildpferden und Menschen auf der ganzen Welt. Mit einer für Pferdefreunde wohl genau richtigen Prise Pathos begleitet sie eine 18-jährige Bayerin, die mit ihren Tieren bis ans Meer nach Lübeck wandert. Auch der Konflikt, dass die freiheitsliebenden Pferde zu ihrem Schutz doch wieder in Gefangenschaft der Menschen leben müssen, wird angesprochen.

Los Perros

Fritz Göttler: Wenn ich deinen Hund noch einmal in meinem Garten erwische, knall ich ihn ab, erklärt der Nachbar erbost Mariana. Sie hat es nicht leicht in der Männerwelt des heutigen Chile. Ihr Mann verordnet ihr eine künstliche Befruchtung, ihr Vater lässt sie haufenweise Verträge unterschreiben, die sie am besten gar nicht lesen soll. Ihr Reitlehrer ist reserviert, er soll sie Haltung lehren und ihr Zuneigung und Liebe schenken - aber was war seine Rolle in der chilenischen Militärdiktatur gewesen? Ein Frauenschicksal wie aus dem 19. Jahrhundert, kühl inszeniert von Marcela Said und cool gespielt von Antonia Zegers, die herrisch ist und herb, und doch so ungemein verletzlich und allein.

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Push - Für das Grundrecht auf Wohnen

Philipp Bovermann: Wer mit Immobilien handelt, handelt mit dem Zuhause von Menschen. Das sei zwar nicht intrinsisch böse, aber intrinsisch unmoralisch ... also böse. So sagt es einer der Protagonisten im Dokumentarfilm von Fredrik Gertten. Er begleitet Leilani Farha, UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf Wohnen, die mit Stadtregierungen überall auf der Welt, auch der von Berlin, eine Phalanx gegen Immobilienspekulanten schmiedet. Man erfährt zwar nicht viel Neues über das Problem, geht aber mit einer leisen Hoffnung aus dem Kino: Vielleicht braut sich da tatsächlich was zusammen.

Ramen Shop

Philipp Stadelmaier: Nach dem Tod seines Vaters macht sich der junge Ramen-Koch Masato (Takumi Saitoh) auf nach Singapur, auf die Spuren seiner vor Langem verstorbenen Mutter - und von Gerichten, die alte Familienwunden heilen. In Eric Khoos Film wird das Essen zum Medium der Emotion: Auch Familie ist ein Gericht, das man richtig zubereiten muss. In diesem Sinne ist Khoo beides: ein großer Gourmet und ein großer Filmemacher.

TKKG

David Denk: Tim, Karl, Klößchen und Gaby sind zurück - im dritten Kinofilm nach der erfolgreichen Jugendbuch - und Hörspielreihe lässt Regisseur Robert Thalheim die halbwüchsigen Hobbydetektive eine geklaute Goldstatue jagen. TKKG sind naseweis wie eh und je, doch die Welt hat sich verändert: Smartphones, Drohnen, Yoga-Hype. Immerhin isst Klößchen noch Schokolade tafelweise. Für Eltern ist der Film ein Date mit ihrer Vergangenheit, für die mitgeschleiften Kinder trotzdem ein Spaß - auch wenn dieses Abenteuer gegen Serien-Konkurrenz wie "Stranger Things" recht hausbacken wirkt.

War of Art

Juliane Liebert: "Wir wollen nicht Frieden und Demokratie nach Nordkorea bringen. Das müssen sie schon selbst hinkriegen." Eine Gruppe internationaler Künstler fährt nach Nordkorea, um dort mit nordkoreanischen Künstlern zusammenzuarbeiten. Tommy Gulliksen hat sie begleitet, und das Vorhaben ist ungefähr so erfolgreich, wie man es erwarten würde - schon die meisten Europäer verstehen moderne Kunst nicht, Nordkoreaner, nun! Trotzdem oder gerade deswegen schafft die Dokumentation es, mit Witz und Neugierde die Menschlichkeit ihrer Protagonisten einzufangen.

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X-Men: Dark Phoenix

Nicolas Freund: Die schöne Superheldin Jean Grey (Sophie Turner) saugt im Weltraum aus Versehen eine mysteriöse Wolke auf. Das ist gar nicht gut, denn jetzt sind ihre mächtigen Superkräfte völlig außer Kontrolle geraten. Und dabei hat sie doch schon mit dem Trauma vom Tod ihrer Eltern zu tun. Die X-Men sind vielschichtige Superhelden, ihre Fähigkeiten zugleich Gabe und Last. Regisseur Simon Kinberg setzt auf diese Ambivalenz und schafft es, mit Jessica Chastain, Jennifer Lawrence und Michael Fassbender seinen Figuren so etwas wie Tiefe zu geben. Ob das in Zukunft so bleiben wird, ist allerdings fraglich. Denn es könnte gut sein, dass die X-Men ihrerseits demnächst von den übermächtigen Avengers aufgesaugt werden. Für Superhelden-Befindlichkeiten ist dann wahrscheinlich keine Zeit mehr.

Zwischen den Zeilen

Susan Vahabzadeh: Die Schauspielerin Selena (Juliette Binoche) betrügt ihren Mann (Guillaume Canet) mit einem Schriftsteller - und der plant gerade, ihrem Mann ein Manuskript zu verkaufen, ohne jeden Erfolg. Olivier Assayas versucht sich an einer leichten Sittenkomödie im Stil Woody Allens, er porträtiert die wohlhabenden Intellektuellen von Paris. Hintergrund ist die Verlagswelt, die von der Digitalisierung durchgeschüttelt wird.

© SZ vom 06.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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