Verkehr:Bahn untersucht "Auffälligkeiten" bei Beraterverträgen

FILE PHOTO: A locomotive engine of German railway Deutsche Bahn is seen at the main train station in Frankfurt

Bei der Bahn stellt sich nun wohl die Frage, ob für millionenschwere Verträge überhaupt eine Gegenleistung erbracht worden ist.

(Foto: REUTERS)
  • Zwischen 2010 und 2018 sollen etwa 20 Verträge mit früheren Konzern- und Bereichsvorständen geschlossen worden sein, bei denen teils offen sein soll, ob es eine ausreichende Gegenleistung gegeben hat.
  • Zwei dieser Verträge mit einem Volumen von zusammen mehreren hunderttausend Euro sollen den früheren Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg betreffen.
  • Die Deutsche Bahn räumte "Auffälligkeiten" im Zusammenhang mit Beraterverträgen ein.

Von Markus Balser und Klaus Ott

Beim größten deutschen Staatskonzern braut sich eine Affäre um möglicherweise rechtswidrige Beraterverträge zusammen. Die interne Revision der Deutschen Bahn (DB) stieß nach Angaben aus Konzernkreisen im Februar auf fragwürdige Verträge. Demnach wurden zwischen 2010 und 2018 etwa 20 Verträge mit früheren Konzern- und Bereichsvorständen geschlossen, bei denen teils offen sein soll, ob es eine ausreichende Gegenleistung gegeben habe. Es geht insgesamt um einen Millionenbetrag.

Zwei dieser Verträge mit einem Volumen von zusammen mehreren hunderttausend Euro sollen den früheren Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg betreffen. Auf Anfrage der SZ sagte Homburg, er wisse nichts von Untersuchungen und könne sich insofern auch nicht dazu äußern. "Ich gebe keine Stellungnahme ab."

"Wir werden der Sache massiv auf den Grund gehen"

Aufsichtsratschef Michael Odenwald erklärte, "wir werden der Sache massiv auf den Grund gehen". Die Deutsche Bahn räumte "Auffälligkeiten" im Zusammenhang mit Beraterverträgen ein. Aufgekommen war das durch Fragen des Bundesrechnungshofs zu Beraterverträgen. Interne Recherchen förderten danach Verträge in der Konzernmutter sowie in Geschäftsfeldern zutage, die der Aufsichtsrat nicht genehmigt hatte. Sie könnten damit unwirksam sein und Rückzahlungsforderungen nach sich ziehen. Der Vorstand ließ die fragwürdigen Verträge prüfen und meldete sie nun dem Aufsichtsrat.

Die Bahn berief am Donnerstag kurzfristig den kompletten Aufsichtsrat "aus gegebenem Anlass" zu einer Telefonkonferenz ein. Zudem soll sich das Gremium in der kommenden Woche in einer Sondersitzung mit dem Fall befassen.

Inzwischen ist auch die forensische Abteilung einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft eingeschaltet. Bis zur Aufsichtsratssitzung am 19. Juni erhofft sich Chefkontrolleur Odenwald neue Erkenntnisse.

Insidern zufolge geht es etwa um den Verdacht, dass Manager nach ihrem Ausscheiden noch Beraterverträge bekamen, um die Abfindung aufzubessern. Auch die Gewerkschaften sind angesichts der Finanzlage des Konzerns verärgert. "Wir fordern schnelle Aufklärung", sagte ein Sprecher der größten deutschen Bahngewerkschaft EVG.

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