Streetart:Es wird bunt

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Beim Artding-Festival bemalen internationale Künstler fünf große Hauswände. Bei einem Spaziergang durch Klettham kann man ihnen in der kommenden Woche dabei zuschauen

Von Florian Tempel, Erding

Mr. Woodland ist mit seinem Beitrag schon fertig, bevor die anderen überhaupt anfangen. Als Veranstalter des Artding Festivals hat er viele Verpflichtungen, er hätte sich nicht, wie die anderen Streetart-Künstler, eine Woche nur aufs Malen konzentrieren können. Dass der in Erding aufgewachsene Mr. Woodland, der seit ein paar Jahren in Walpertskirchen lebt, seine Wand am Haus Dr.-Ulrich-Weg 1 bereits vorab fertiggestellt hat, gibt ihm Zeit, das ganze Drumherum des Festivals zu managen. Es macht die Sache aber auch für die Besucher interessanter, die sich auf den Artding-Spaziergang begeben, um den Künstlern bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Es ist spannend mitzuverfolgen, wie sich leere Hauswände binnen weniger Tage in mehrere Meter hohe Bilder verändern. So große Flächen brauchen jedoch ihre Zeit. In den ersten Tagen der Festivalwoche wird man noch wenig erkennen und nur erahnen können, wohin die Reise geht. Wenn man an Mr. Woodlands Werk vorbeikommt, hat man einen Eindruck, was einen erwarten kann.

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(Foto: Artding Festival)

Die Australierin Georgia Hill malt streng grafische Schwarz-Weiß-Optiken mit wenigen Worten Text dazu.

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(Foto: Artding Festival)

Die Logo von Georgia Hill.

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(Foto: Artding Festival)

Die Ate-Crew sind Esze und Sidas, die sich in Würzburg nicht gesucht, aber gefunden haben und seitdem gemeinsam malen.

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(Foto: Artding Festival)

Die Signatur der Ate-Crew.

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(Foto: Artding Festival)

Schon als Kind war Zoer von Schrottplätzen begeistert. In seinen Wandbildern sind kaputte Autos ein zentrales Motiv.

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(Foto: Artding Festival)

Das Logo von Zoer.

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(Foto: Artding Festival)

Der Stil von Mr. Woodland ist vielen Erdingern vertraut. Er ist bereits mit mehreren Wänden in der Stadt präsent.

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(Foto: Artding Festival)

Die Signatur von Mr. Woodland.

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(Foto: Artding Festival)

Die Niederländer Telmo und Miel sind seit vielen Jahren als unzertrennliches Kollektiv unterwegs.

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(Foto: Artding Festival)

Die Signatur von Telmo und Miel.

Georgia Hill malt nur wenige Schritte von Mr. Woodlands Wand an der Riverastraße 4. Die Australierin malt ausschließlich in Schwarz und Weiß, grafische Kompositionen aus Kreislinien, die sich ineinander verschachteln. Weiter nördlich in der Stefanstraße 17 sind Esze und Sidas, die Ate-Crew, am Werk. Die beiden kommen aus Würzburg und malen fantastische Comiccharaktere. An der Gießereistraße 1 wird der in Palermo geborene und in Frankreich aufgewachsene Zoer eine Wand gestalten. Wahrscheinlich wird sein Lieblingsmotiv, kaputte Autos, eine zentrale Rolle spielen. Ein ironischer Wink für alle, die später auf dem Weg zur Kfz-Zulassungsstelle hier vorbei kommen. Die Niederländer Telmo und Miel bilden eines der derzeit gefragtesten Wandkünstler-Duos. Ihr Stil ist magischer Realismus vom Feinsten, mit dem sie eine Wand an der Franzensbader Straße 6 veredeln werden.

Den Spaziergang zu allen fünf Stationen kann man locker zu Fuß abgehen, aber natürlich auch sehr gut radeln. Später, wenn alle Wände fertig und die Künstler wieder abgereist sind, wird der Weg als Streetart-Safari dauerhaft bleiben. An den Kunstwerken sollen Infotafeln und QR-Codes angebracht werden. Man muss nur sein Phone draufhalten und schon wird man zur Artding-Homepage weitergeleitet, auf der alles Wesentliche zu den Künstlern und dem Festival steht. Jede einzelne Wand wird dann in einer Foto-Slideshow in ihrer Entwicklung über die einzelnen Tage der Festivalwoche hinweg dargestellt. Es wird auch einen kurzen Film geben, den das Team Kamerakete aus Solingen über die Artding-Woche drehen wird. Auch das Bayerische Fernsehen kommt, berichtet in der Abendschau für die Älteren unter uns, "die noch Fernsehen schauen", wie Mr. Woodland sagt. Ein zweites BR-Team dreht für den Jugendkanal Puls, der über Youtube und Podcasts das Festival den Jüngeren näher bringt. Aber erst mal lockt Artding mit der seltenen Möglichkeit, internationalen Künstlern ganz real und unmittelbar bei der Arbeit zuzuschauen. "Die Leute sollen kommen, fotografieren und es weiter erzählen", sagt Mr. Woodland.

Die sieben Tage des Festivals sind der künstlerische Auftakt für das Städtebauförderprogramm Soziale Stadt in Klettham. Das Ziel des Programms ist, den öffentlichen Raum im Quartier aufzuwerten. Am Freitag, 14. Juni, sind alle Kletthamer eingeladen, sich einmal selbst als Streetartist zu versuchen. Von 12 bis 15 Uhr wird dazu eine mobile Wand an der Ecke Stefan- und Riverastraße aufgestellt. Es geht dann aber nicht nur um Kunst, sondern auch um die Gelegenheit, eigene Wünsche und Ideen fürs eigene Viertel zu äußern. Denn die Künstler, die von Pfingstmontag an die ausgesuchten Hauswände gestalten, werden weiterziehen.

© SZ vom 08.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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