Kasachstan:Gehen, um zu bleiben

Erstmals seit drei Jahrzehnten wurde in Kasachstan ein Präsident gewählt. Autokrat Nursultan Nasarbajew hat aber nur auf sein Amt verzichtet, um selbst bestimmen zu können, wer nachfolgt.

Von Silke Bigalke

In Kasachstan ist erstmals seit drei Jahrzehnten ein neuer Präsident gewählt worden. Was nach Veränderung klingt, ist das Gegenteil: Autokrat Nursultan Nasarbajew hat auf sein Amt verzichtet, um Veränderung zu verhindern.

Nasarbajew ist zurückgetreten, um selbst bestimmen zu können, wer nachfolgt. Damit hat er einerseits den Einfluss seines Clans gesichert. Andererseits musste er nicht mal auf persönliche Macht verzichten. Der neue Präsident, Kassym-Schomart Tokajew, scheint ihm treu ergeben zu sein. Zudem bleibt Nasarbajew Chef der Partei und des Sicherheitsrates, womit er eine Position für sich geschaffen hat, die ihn mächtiger macht als den Präsidenten. Tokajew könnte, selbst wenn er wollte, kaum eine Entscheidung ohne ihn treffen. Gut möglich, dass dies nur eine Übergangslösung ist, bis Nasarbajew einem Verwandten an die Staatsspitze helfen kann.

Seine Strategie hat aber auch Risiken. Auch ein Autokrat muss gelegentlich den Anschein von Demokratie wahren. Kaum jemand glaubt daran, dass die Wahl am Sonntag fair verlaufen ist, Hunderte haben protestiert. Zwar ist die Opposition klein und unorganisiert, aber sie eint die Wut darüber, dass ihr Wille nicht zählt - was am Wahlsonntag wieder belegt wurde. Wie groß Nasarbajews Risiko war, wird sich erst noch zeigen.

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