Studie:Europas Top-Konzerne sind nicht mehr so top

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Die drei höchstplatzierten deutschen Unternehmen im EY-Ranking kommen allesamt aus der Automobilindustrie. (Foto: Florian Peljak)
  • US-Konzerne hängen Europas Großunternehmen bei Umsatz- und Gewinnwachstum ab - und deutsche Firmen erst recht.
  • Der Umsatz der größten Unternehmen wächst in keinem Land der Welt langsamer als in Deutschland.
  • 34 Prozent der europäischen Top-Unternehmen kommen aus der Autoindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau oder der Chemiebranche - allesamt Industrien, die derzeit zu kämpfen haben.

Von Vivien Timmler

Europas Konzerne sind dabei, den Anschluss zu verlieren: Während die größten US-Unternehmen der Welt ihren Umsatz 2018 um durchschnittlich 9,0 Prozent steigerten, lag das Umsatzwachstum der europäischen Großunternehmen im Schnitt nur bei 4,3 Prozent - in Deutschland sogar nur bei 1,2 Prozent. Kleiner war der Zuwachs in keinem anderen Land der Welt.

44 deutsche Firmen haben es im vergangenen Jahr in das Ranking der 1000 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen der Welt geschafft - aus ganz Europa sind es 265 Unternehmen, aus den USA 299, aus Japan 146 und aus China 79. Die Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) hat die Bilanzen aller Firmen im Ranking analysiert. "Die Top-US-Konzerne sind derzeit in vielen Branchen das Maß der Dinge", sagt Alexander Kron, Mitglied der Geschäftsführung bei EY. "Sie profitieren vom großen und prosperierenden Heimatmarkt und von der hervorragenden Entwicklung der US-Technologie-Konzerne. Dem hat Europa zurzeit wenig entgegenzusetzen."

34 Prozent der europäischen Top-Unternehmen kommen aus der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau oder der Chemiebranche - allesamt Industrien, die derzeit zu kämpfen haben. In Nordamerika sind diese Branchen deutlich schwächer vertreten, dafür ist der Anteil im Bereich der Telekommunikation und Informationstechnologie deutlich höher.

"Europa hat darauf noch keine Antwort gefunden"

Abgeschlagen sind Europas Top-Konzerne auch in Sachen Gewinnwachstum: Sie konnten ihre operativen Gewinne, also die Gewinne vor Steuern und Zinsen, im vergangenen Jahr nur um durchschnittlich 3,9 Prozent steigern, während die Konzerne der USA und Asiens ihre Gewinne 8,1 bzw. 9,8 Prozent mehr als doppelt so stark erhöhen konnten. Der der Gewinn der deutschen Firmen sank sogar um zehn Prozent. "Im Durchschnitt bleiben bei US-Konzernen 32 Prozent mehr Gewinn hängen als bei ihren europäischen Wettbewerbern", sagt Kron. Hinzu komme, dass sieben der zehn gewinnstärksten Unternehmen ihren Sitz in den USA haben, darunter Apple, Microsoft, Google-Mutter Alphabet und Facebook.

In Europa waren im vergangenen Jahr Ölkonzerne die gewinnstärksten Unternehmen: Royal Dutch Shell, BP und Rosneft. Das gewinnstärkste europäische Unternehmen, das nicht der Ölbranche zuzuordnen ist, war der belgische Braukonzern Anheuser-Busch InBev. Die höchstplatzierten deutschen Unternehmen im weltweiten Umsatzranking sind Volkswagen (7. Platz), Daimler (16.), BMW (37.) und Siemens (48.).

"Die US-Technologiekonzerne treiben Europas Top-Konzerne vor sich her. Und auch Asiens Großunternehmen gewinnen an Bedeutung", sagt Kron. "Die USA und China geben in der digitalen Wirtschaft derzeit den Takt vor und setzten Standards und Regeln, nach denen sich zunehmend auch große Player aus anderen Branchen und Ländern richten müssen. Europa hat darauf noch keine Antwort gefunden."

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