Kapital:Genuss mit der Blockchain

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Ein Start-up will anderen Start-ups bei der Finanzierung helfen. Die jungen Firmen sollen Geld bekommen, ohne alle Macht abgeben zu müssen. Klappen soll das mit digitalen Genussrechten.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Es ist ein schwieriges Unterfangen für Martin Huber und Artur Steffen, Gründer des Start-ups Poligy. Zusammen haben sie eine neue Methode entwickelt, Wärme zu Strom machen, haben Preise abgeräumt und doch hakt es bei der Finanzierung. "Für die großen Investoren sind wir zu klein, und wenn wir mehrere Business Angels reinholen, will jeder mitreden", sagt Steffen. Die Firma, die nicht einmal ein Jahr alt ist, ist damit an einem Punkt angekommen, den einige Start-ups in Deutschland kennen dürften, sagt Cashlink-Gründer Lars Olsson, der das Problem selbst hatte: "Wenn man für jede Entscheidung eine Unterschrift von zehn Investoren brauchst, nervt das." Cashlink will es jungen Unternehmen in Deutschland einfacher machen, frühzeitig an Geld zu kommen, ohne die Entscheidungsgewalt an Investoren abtreten zu müssen.

Am Dienstag präsentierten die vier Gründer von Cashlink in Kooperation mit dem Kölner Start-up Inkubator "Startplatz" ihre neue Geschäftsidee: digitale Genussrechte. Ein Genussrecht kann man sich vorstellen wie eine Mischung aus Aktie und Anleihe, sagte Gründer Olsson. Die Investoren erhalten einen Anteil der Firma, allerdings kein Mitspracherecht. Erst wenn das Start-up Gewinn macht, an die Börse geht oder verkauft wird, werden die Investoren ausgezahlt oder bekommen Aktienanteile. "Die Gründer können also walten, wie sie wollen und die Investoren können trotzdem profitieren", sagte Olsson. Das große Risiko ist allerdings: Geht die Firma pleite, ist das Geld weg. Das Angebot sei für Profi-Anleger gemacht, die große Summen investieren und das Risiko kennen, betont Cashlink-Gründer Olsson.

Doch warum sollten Profi-Investoren ihr Mitspracherechte überhaupt abgeben? Cashlink verweist auf die Vorteile der Blockchain, über die die digitalen Genussrechte ausgegeben werden. "Bisher muss man für Genussrechte immer zu einer zentralen Verwahrstelle, zum Beispiel einem Notar", sagte Olsson. Das würde mit der Blockchain wegfallen, die eine große Datenbank ist, die auf den Rechnern aller Teilnehmer gespeichert wird. Genussrechte sollen so handelbar werden.

Cashlink springt auf einen Trend auf, den viele Finanz-Start-ups gerade verfolgen. Sie alle müssen noch beweisen, dass ihre Idee praktikabel und umsetzbar ist - und einen Markt finden. Denn nur weil es das Angebot gibt, bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass auch viele Investoren über das Blockchain-Konstrukt in Kombination mit Genussrechten in ein Unternehmen einsteigen wollen.

Bei Cashlink fängt man erst einmal klein an. Drei Unternehmen sind zum Start dabei, darunter das Energie-Start-up Poligy. Mit mehreren Investoren sei Cashlink zudem im Gespräch, heißt es. Fix sei aber noch nichts.

© SZ vom 12.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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