Umwelt:DDT schädigt Seen bis heute

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Wie hier 1948 im Bundesstaat Oregon wurde das Insektengift DDT in Amerika aus Flugzeugen versprüht, um Ungeziefer - in diesem Fall Zecken - zu vernichten. (Foto: ddp images/AP/)

Fast 50 Jahre nach dem Verbot belastet das Pestizid noch immer Gewässer - und die Tiere, die darin leben.

Von Lena Hummel

Seit knapp 50 Jahren ist der Einsatz des Pestizids Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) in Europa und Nordamerika verboten. Trotzdem lassen sich noch heute besorgniserregend hohe Werte des Insektenbekämpfungsmittels in Seen nachweisen, was sich auf die gesamte Nahrungskette auswirkt. Das berichtet ein Team um Joshua Kurek von der kanadischen Mount Allison University in Environmental Science & Technology.

Die Forscher haben Sedimente von fünf abgelegenen Seen untersucht, die sich in verschiedenen Wassereinzugsgebieten im Norden von New Brunswick in Kanada befinden. Seesedimente bestehen aus winzigen Partikeln, die sich im Laufe der Zeit auf dem Grund eines jeden stehenden Gewässers ansammeln. Die so entstandenen Schichten sind eine Art Umweltkalender, den die Forscher nutzten, um die chemischen und biologischen Bedingungen vor, während und nach dem Einsatz des Pestizids zu beurteilen.

Der Einsatz in den nordamerikanischen Wäldern rächt sich

Wenig überraschend konnten die Wissenschaftler in den Sedimenten aus den 1960er- und 1970er-Jahren einen hohen DDT-Gehalt nachweisen. In diesen Jahren wurde das Mittel in großem Umfang in nordamerikanischen Wäldern eingesetzt, um Insekten zu bekämpfen. Doch auch in neueren Schichten ließen sich DDT-Werte und toxische Abbauprodukte identifizieren, die weit über dem Niveau liegen, bei dem schädliche Wirkungen erwartet werden. Und tatsächlich: Der Bestand an Daphnien, winzigen wirbellosen Tieren, die zur Gattung der Krebstiere gehören und häufig als Wasserflöhe bezeichnet werden, hat abgenommen. Dadurch entstehen einerseits mehr Algen, andererseits finden Fische weniger Nahrung.

DDT wurde in Kanada und den USA 1972 verboten, nachdem sich gezeigt hatte, dass es fatale Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette hatte - bis hin zu Raubvögeln, die das Gift über ihre Beute aufnahmen und daraufhin viel zu dünne, schon beim Brüten brechende Eier legten. Heute ist das Mittel durch das Stockholmer Übereinkommen von 2001 in den meisten Staaten weitgehend verboten. Zur Malariabekämpfung darf es jedoch weiter eingeschränkt eingesetzt werden.

© SZ vom 13.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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