Promillegrenze, Versicherung, Zulassung:Diese Regeln gelten für die neuen E-Scooter

E-Scooter - Ein Elektro-Roller auf einem Fahrradweg

Nur selten tragen E-Scooter-Fahrer einen Helm. Unfälle enden oft mit Kopfverletzungen.

(Foto: dpa)

Ab diesem Wochenende dürfen Elektro-Tretroller in Deutschland im Straßenverkehr fahren. Worauf müssen Käufer achten, um legal und sicher zu rollern?

Von Christina Kunkel

Am Samstag tritt die Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge in Kraft. Damit dürfen elektrische Tretroller auch offiziell in Deutschland fahren. Doch wer sich einen E-Scooter kaufen oder per Leihroller durch die Straßen flitzen möchte, muss sich unter Umständen noch ein paar Wochen gedulden. Was es zu beachten gilt, bevor man wirklich losrollern kann - die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wann sollte man sich einen neuen E-Scooter kaufen?

Im Internet gibt es schon zahlreiche Angebote für elektrische Tretroller. Allerdings ist dabei Vorsicht geboten. Denn die Hersteller müssen ihre Gefährte jetzt erst vom Kraftfahrtbundesamt zertifizieren lassen. Das dauert ungefähr zwei Wochen. Erst wenn die Tretroller eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) haben, dürfen sie legal auf deutschen Straßen gefahren werden. Modelle, die jetzt bereits angeboten werden, entsprechen meist nicht den deutschen Gesetzen, weil sie zum Beispiel schneller als 20 km/h fahren können oder keine zwei voneinander unabhängige Bremsen haben. Wer damit fährt, macht sich strafbar und hat keinen Versicherungsschutz. Die entstehenden Schäden sind auch nicht von einer privaten Haftpflicht gedeckt. Deshalb gilt: Lieber noch ein paar Wochen warten und beim Kauf unbedingt auf eine gültige ABE achten.

Was wird ein E-Scooter ungefähr kosten und wo kann man ihn kaufen?

Modelle wie etwa der Moover von Metz (circa 2000 Euro) und der X2City von BMW (circa 2400 Euro) waren mit Sondergenehmigung schon bisher zugelassen und sind im Fahrradfachhandel zu bekommen. Elektronikmärkte bieten schon einige wenige straßenzugelassene Modelle zum Vorbestellen zu Preisen zwischen etwa 400 bis 600 Euro an. Inwieweit der klassische Fahrradhandel künftig auch mit günstigeren Modellen einsteigt, bleibt abzuwarten.

Was braucht man noch, um mit dem Scooter losrollern zu dürfen?

Neben den Zulassungspapieren (die man übrigens anders als beim Mofa unterwegs nicht immer dabei haben muss) braucht jeder E-Tretroller eine Kfz-Haftpflichtversicherung. Weil die Scooter Kraftfahrzeuge sind, können sie nicht wie Fahrräder über die private Haftpflichtpolice versichert werden. Einige Versicherer bieten bereits entsprechende Policen an, die bei etwa 30-40 Euro pro Jahr liegen.

Was gilt für andere kleine Fortbewegungsmittel wie E-Skateboards oder Monowheels?

Nur Fahrzeuge, die über eine Lenk- oder Haltestange verfügen, sowie E-Tretroller oder Segways entsprechen der neuen Verordnung. Und die gilt nur für Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 20 km/h. Elektrische Fahrzeuge ohne Haltestange, etwa sogenannte Hoverboards, Monowheels oder E-Skateboards dürfen auch weiterhin nicht in den Straßenverkehr.

Wer darf mit den E-Scootern fahren?

Fahrer müssen mindestens 14 Jahre alt sein. Sie brauchen aber keine zusätzliche Prüfung. Wichtig: Nur eine Person darf auf dem Roller sein. Weder weitere Mitfahrer - Kinder auch nicht - noch ein Anhänger sind erlaubt. Zwar gibt es keine Helmpflicht, Experten raten jedoch, nicht ohne Kopfschutz zu fahren. Erste Studien aus Amerika bestätigen, dass die Gefahr von Kopfverletzungen bei Tretroller-Unfällen sehr hoch ist.

Wo dürfen zugelassene E-Scooter fahren?

In erster Linie auf Radverkehrsanlagen, also etwa auf Radwegen, Radfahrstreifen und Schutzstreifen. Fehlen sie, müssen E-Scooter-Fahrer auf die Straße wechseln. Gehwege sind grundsätzlich tabu - es sei denn, ein zusätzliches Verkehrszeichen gibt sie explizit auch für E-Scooter frei.

Darf ich den Roller im öffentlichen Nahverkehr mitnehmen?

Das kommt auf die Situation vor Ort an. Letztlich entscheidet laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) der jeweilige Betreiber, wie er die Mitnahme handhabt. Der VDV hat seinen Mitgliedsunternehmen aber empfohlen, die Mitnahme von elektrischen Tretrollern in Bussen und Bahnen zuzulassen - unter der Bedingung, dass diese nicht zu schwer sind und im Fahrzeug zusammenklappt werden. "Sie sollten nicht mehr als 15 Kilo wiegen und nicht länger als 1,15 Meter sein", sagte ein Sprecher. Das Fahrpersonal kann aber im konkreten Fall über Mitnahme oder Ausschluss entscheiden.

Wie sieht es mit der Mitnahme in Zügen der Deutschen Bahn aus?

Auch die Bahn knüpft die Mitnahme an bestimmte Bedingungen. Der E-Tretroller muss zusammengeklappt transportiert und über oder unter dem Sitz verstaut werden. "Der Akku muss während der gesamten Zugfahrt fest installiert bleiben", erklärt ein Bahnsprecher. "Ein Laden an den Steckdosen im Zug ist nicht erlaubt, da die Leistung dafür nicht ausreicht." Auch die Mitnahme von Ersatzakkus ist nicht möglich. Diese stuft die Bahn im nichteingebauten Zustand als Gefahrgut ein.

Wie kann man einen Scooter vor Diebstahl schützen?

Je nach Modell kann man Schlösser wie bei Fahrrädern nutzen, etwa ein ausziehbares Stahlkabel mit Zahlenschloss, ein Bremsscheibenschloss mit Stahldraht oder Diebstahlsicherungen in O-Form für das jeweilige Rad. Teilweise lassen sich Roller per App elektronisch sichern und eventuell auch per GPS orten. Wenn der Roller gestohlen wird, zahlt die Hausratsversicherung nicht. Wahrscheinlich werden aber einige Versicherungen entsprechende Zusatzpolicen anbieten.

Ein paar Bier und dann mit dem E-Tretroller heim - kein Problem?

Doch, denn die Promillegrenze liegt für Fahrer ab 21 Jahren bei 0,5 Promille. Für jüngere Fahrer gilt wie beim Autofahren ein absolutes Alkoholverbot. Einen Bußgeldbescheid bekommt, wer mit 0,5 bis 1,09 Promille erwischt wird, aber keine Verhaltensauffälligkeit als Folge des Alkoholgenusses zeigt. Das bedeutet in der Regel 500 Euro sowie einen Monat Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg. Wichtig zu wissen: Das Vergehen wird bereits ab 0,3 Promille zur Straftat, wenn alkoholbedingte Ausfallerscheinungen auftreten.

Welche Bußgelder gelten für E-Tretroller?

Wer ohne allgemeine Betriebserlaubnis fährt, muss mit einem Bußgeld von 70 Euro rechnen, so der Deutsche Verkehrssicherheitsrat. Wer auf dem Gehweg rollert, riskiert zwischen 15 und 30 Euro. Fehlen erforderliche technische Teile wie das Licht, können 20 Euro Strafe folgen. Und wer ohne den nötigen Aufkleber der Versicherung unterwegs ist, muss mit 40 Euro rechnen.

Wie werden Scooter-Fahrer kontrolliert?

Zum Start der Elektro-Tretroller in deutschen Städten wird es aus Sicht der Polizeigewerkschaft vorerst keine zusätzlichen Kontrollen geben. Diese seien wegen vieler anderer wichtiger Aufgaben der Polizei ohnehin schon reduziert, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, der Deutschen Presse-Agentur. Sollte es vermehrt zu Fehlverhalten und Unfällen kommen, müsse man aber einen Schwerpunkt darauf legen.

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