Natur in der Stadt:Treppen und Balkone für die Isar

Natur in der Stadt: Die Szenerie auf Höhe der Lukaskirche zählt zu den architektonisch schönsten an der Isar. Der Bereich soll aufgewertet werden - unter anderem mit mehr Gastronomie, was aber in dem pittoresken Maxwerk vorerst gescheitert ist.

Die Szenerie auf Höhe der Lukaskirche zählt zu den architektonisch schönsten an der Isar. Der Bereich soll aufgewertet werden - unter anderem mit mehr Gastronomie, was aber in dem pittoresken Maxwerk vorerst gescheitert ist.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Soll es ein Café mit Flussblick geben? Braucht es eine Art Boulevard auf Höhe der Ludwigsbrücke? Im Rathaus wird gerade viel diskutiert. Doch die geplanten Schönheitsoperationen haben ihre Tücken.

Von Dominik Hutter

Wie ein echter Problemfall wirkt der Patient eigentlich nicht. Gut, auf Höhe Reichenbachbrücke gibt es noch Hochwasserschäden mit den entsprechenden rot-weißen Absperrungen. Ansonsten aber fließt die grünblaue Isar gemächlich dahin. Auf den Steinstufen am Ufer entspannen sich die Münchner, und dass hier und da ein paar angeschwemmte Baumstämme herumliegen, gibt der Szenerie einen semi-wilden Charakter.

Es soll sich trotzdem etwas verändern rund um die Isar, in den Büros der Stadtverwaltung wird bereits geplant. Das Vorbild liefert der renaturierte Südteil des Flusses, südlich der Reichenbachbrücke. Der vor acht Jahren fertiggestellte Umbau gilt als wegweisend für den zeitgemäßen Umgang mit einem urbanen Wasserlauf. Wobei gilt: Hässlich war die Isar samt Kiesbett und Liegewiesen auch vorher nicht. Aber jetzt sieht sie noch besser aus.

Im nördlichen Teil ist die Schönheits-OP ein wenig schwieriger, und ganz so naturnah wie im Süden wird es wohl nie aussehen. Das liegt an den vielen Einbauten und am Hochwasserschutz, der ja trotz allem erhalten bleiben muss. Vor allem zwischen Maximilians- und Luitpoldbrücke ragen hohe Uferbefestigungen empor. Die Isar ist aber auch an anderen Abschnitten zumindest am Westufer in ein steinernes Korsett gezwängt. Das mit einem Alter von 100 bis 150 Jahren obendrein sanierungsbedürftig ist. Das Baureferat untersucht die bröckelnden Mauern bereits, die mittel- bis langfristig anstehenden Reparaturarbeiten beeinflussen die Planung für die Isar-Umgestaltung mit. Denn die Altbaustraßen des Lehels sollen auch weiterhin von Isarwasser verschont, die Uferbefestigung bleibt daher im Großen und Ganzen bestehen. Gut möglich aber, dass sie etwa auf Höhe der Patentämter aufgebrochen wird, um Sitzstufen für Isar-Beobachter nachzurüsten. Im Gespräch ist auch ein Isar-Balkon auf Höhe Steinsdorfstraße, gegenüber der nördlichen Museumsinsel, auf dem man sich Kaffee und Kuchen servieren lassen kann.

Vieles ist noch im Fluss am Fluss - denn wie so oft bauen die Planungen aufeinander auf. Erst wenn die eine fertig ist, kann man die nächste angehen. Ob es je ein Café auf einem Isar-Balkon gibt, hängt nicht nur mit den Sanierungsplänen für die Ufermauern, sondern auch mit einer Verkehrsuntersuchung zusammen, die dem Stadtrat erst vor wenigen Wochen präsentiert wurde. Kernfrage: Können auf der Ludwigsbrücke sowie den westlich die Isar begleitenden Straßenzügen Fahrspuren wegfallen, um eine Art Isar-Boulevard zu schaffen? Mit zusätzlichem Platz für Radfahrer und Fluss-Flaneure? Eigentlich nicht, befanden die städtischen Verkehrsplaner. Denn in diesem Bereich ist so viel los, dass jeder Engpass Staus und Schleichverkehr in den umliegenden Stadtvierteln zur Folge hätte.

Die von SPD und Grünen angeführte Mehrheit des Stadtrats setzte sich über diese Bedenken hinweg. Das Motto lautet Verkehrswende statt Beibehaltung des Status Quo. Nun sollen sowohl auf der Brücke als auch an der Uferstraße Fahrspuren verschwinden. Und die Verwaltung kann nach diesen Vorgaben das neue Westufer planen. In einem Sachstandsbericht, der kürzlich den Stadtrat passierte, kündigte Stadtbaurätin Elisabeth Merk an, dass nun auf die grundlegenden Untersuchungen die Phase der Studien folge: für Balkone, Terrassen und Treppen etwa.

Im Stadtrat geht das manchen zu langsam vorwärts. Grünen-Fraktionschef Florian Roth findet, dass man die Balkone und Sitzstufen auch unabhängig von den Verkehrsuntersuchungen hätte anpacken können. Sie befinden sich schließlich gar nicht im Straßenraum. Vieles komme gar nicht recht voran, der geplante Isarlehrpfad etwa oder auch die neuen Kioske und Lokale. Roth hätte sich zudem gewünscht, dass einige Problemstellen für Radfahrer angegangen werden. Der Steg vom Kabelsteg aus nordwärts zum Beispiel, der heute für Zweiräder gesperrt ist (was aber viele missachten). Wer sich dort als Radler vorschriftsmäßig verhält, muss auf eine Berg-und-Tal-Strecke am Isarhang ausweichen.

Bislang sei das alles "nicht der große Knaller", findet auch CSU-Stadtrat Johann Sauerer. Die CSU wünscht sich ein zusätzliches Lokal am Deutschen Museum, das man auch ohne Eintrittskarte besuchen kann. Und vielleicht ein paar Balkone am westlichen Ufer der Museumsinsel.

Ein bisschen was hat sich in puncto Gastronomie jedoch schon getan. Auf der Ludwigsbrücke kann man im Freien unter Sonnenschirmen an einem Kiosk sitzen, abends hat zusätzlich das "Blitz" an der östlichen Isar geöffnet. An dieser Stelle, direkt vor dem alten Kongresssaal, soll einmal eine Art Platz entstehen, auf dem man sich auch länger aufhalten will. Aktuell rauscht der Autoverkehr auf vier Spuren an den Tramhaltestellen vorbei. Nächstes Jahr wird es noch lauter. Dann werden Baumaschinen wummern - die Ludwigsbrücke muss dringend saniert werden. Später sollen hier nur noch auf zwei Spuren die Autos passieren können. Bislang ist Münchens erste Isarquerung nur semi-gemütlich - auch wenn gerade im Hintergrund leise Musik vom Kulturstrand zu hören ist.

Bald soll in unmittelbarer Nähe ein weiteres Café dazukommen: am Ostufer, in einem früheren Klohäusl. Denn das ist auch Teil des Isar-Plans Nord: mehr Gastronomie. Im pittoresken Maxwerk, einem Wasserkraftwerk nördlich der Maximiliansbrücke, ist das erst einmal gescheitert. Auf die hehren Pläne, das kleine "Schlösschen" als Biergarten und Gastwirtschaft zu nutzen, folgten Proteste aus Haidhausen und schließlich der Rückzug des potenziellen Betreibers. Aus dieser Chance zum Feierabendbierchen wird erst einmal nichts.

Weiterhin offen ist es, ob auf Höhe Deutsches Museum im Westarm der Isar ein Flussbad entsteht. Der Planungsausschuss des Stadtrats hat das vor allem von der SPD kritisierte Projekt zwar erst einmal begraben. Der Beschluss muss aber noch vom Plenum bestätigt werden - und weil die Grünen zuletzt aus Versehen gegen das Bad gestimmt haben, dürfte die Abstimmung dort wiederholt werden. Mit ungewissem Ausgang, denn die einst siegreiche Pro-Flussbad-Fraktion bröckelt. Ohnehin dürfte die Isar nur Hartgesottenen als Planschbecken dienen: Derzeit hat das Flusswasser zwischen 15 und 16 Grad.

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