Persischer Golf:Auch Riad zeigt auf Teheran

Wie zuvor die USA und Großbritannien macht nun auch Saudi-Arabien Iran für die Angriffe auf zwei Tanker im Golf von Oman verantwortlich.

Von Dunja Ramadan

Persischer Golf: Wer steckte das Schiff in Brand? Öltanker vor der Küste Omans im Persischen Golf.

Wer steckte das Schiff in Brand? Öltanker vor der Küste Omans im Persischen Golf.

(Foto: AP)

Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich Saudi-Arabien neben jenen Ländern einreiht, die Iran als Urheber der Angriffe auf zwei Öltanker im Golf von Oman sehen. Nach den USA und Großbritannien machte am Sonntag nun auch Riad Teheran für die Angriffe vom Donnerstagmorgen verantwortlich. Das iranische Regime habe keinen Respekt vor der Anwesenheit des japanischen Premiers gezeigt, sagte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der arabischen Tageszeitung Asharq al-Awsat. Shinzo Abe war zur Zeit der beiden Angriffe auf die Tanker in Teheran, um in der Golfkrise zu vermitteln. Das Königreich wolle zwar keinen Krieg, sagte der Kronprinz, allerdings werde es nicht zögern, seine Bevölkerung, seine Souveränität und seine Interessen vor Bedrohungen zu schützen.

Saudi-Arabien und Iran sind Erzfeinde. Riad führt seit 2015 im Nachbarland Jemen an der Spitze einer Allianz Krieg gegen die Huthi-Rebellen - die nach Ansicht Riads von Iran unterstützt werden. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Lage in Jemen als "schlimmste humanitäre Krise des 21. Jahrhunderts", mehrere Millionen Jemeniten sind vom Hungertod bedroht. Am Wochenende wurde nun bekannt, dass die Bundesregierung seit Jahresanfang Rüstungslieferungen für mehr als eine Milliarde Euro an die von Saudi-Arabien geführte Allianz genehmigt. Das ergab eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Omid Nouripour. Berlin erlaubte sogar zwei Rüstungsgeschäfte mit Riad, obwohl für das Land seit November, als Reaktion auf den Mord am regierungskritischen Publizisten Jamal Khashoggi, ein Exportstopp gilt.

Mohammed bin Salman, den die CIA als Drahtzieher hinter dem Mord an Khashoggi ausmachte, hat die politische Krise unbeschädigt überstanden. Im Interview mit Asharq al-Awsat zählte er die Attacken der jüngsten Vergangenheit auf, darunter die auf eine saudische Ölpipeline Mitte Mai sowie jene auf den Flughafen in Abha, bei der 26 Menschen verletzt wurden. Diese würden die "Wichtigkeit unserer Forderungen an die internationale Gemeinschaft bestätigen, eine entschlossene Haltung gegenüber Iran einzunehmen", sagte bin Salman. Sein Land werde die Existenz von Milizen an seinen Grenzen nicht akzeptieren.

Aus Teheran kamen am Sonntag beunruhigende Nachrichten. Iran wolle den Bestand an angereichertem Uran ausweiten, meldete die Nachrichtenagentur Tasnim. Am Montag werde die iranische Energieorganisation bei der Atomanlage Arak die entsprechenden Vorbereitungen darlegen, die getroffen worden seien, hieß es weiter. Der umstrittene Reaktor in Arak könnte eine größere Menge Plutonium produzieren - ein Stoff, aus dem sich Atomwaffen herstellen lassen. Präsident Hassan Rohani drohte jüngst, Iran werde den Reaktor fertig bauen, wenn die Europäer keinen Ausgleich für die Exportverluste schaffen, die durch US-Sanktionen entstanden sind. Das US-Zentralkommando Centcom brachte indes neue Vorwürfe gegen Iran vor. So hätten iranische Revolutionsgarden erfolglos versucht, eine US-Drohne über dem Golf von Oman abzuschießen. Belege dafür gab es zunächst keine. Am Sonntagabend warb US-Außenminister Mike Pompeo für internationale Unterstützung gegen Iran. "Ich habe gestern diverse Telefonate mit Kollegen rund um die Welt geführt", sagte er dem US-Sender Fox News. Er sei zuversichtlich, dass sie Partner haben werden, die diese Bedrohung verstehen. Zugleich betonte er: "Wir wollen keinen Krieg."

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