Forstwirtschaft:Wenn Aiwanger vorhat, einen Bock zu schießen

Forstwirtschaft: Ins Visier genommen: Bayerische Jäger streiten mit Förstern darum, wessen Interessen Vorrang in Bayerns Wäldern genießen.

Ins Visier genommen: Bayerische Jäger streiten mit Förstern darum, wessen Interessen Vorrang in Bayerns Wäldern genießen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ist passionierter Jäger. Für seine Leidenschaft riskiert er jetzt sogar Streit im Kabinett.

Glosse von Christian Sebald

Hubert Aiwanger ist nicht nur Freie-Wähler-Chef, Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister. Sondern auch Jäger. Und zwar ein begeisterter. Wann immer er ein paar Stunden Zeit hat, geht er hinaus in den Wald hinter seinem Bauernhof im niederbayerischen Rottenburg, "um einen Bock zu schießen", wie er gerne kalauert. Aber nicht nur das. Als Vorsitzender der Rottenburger Jäger ist Aiwanger Funktionär im Jagdverband. Als solcher steht er gleichsam von Natur aus auf Kriegsfuß mit den Förstern.

Denn in den Wäldern ist es so: Der Jagdverband will, dass in ihnen möglichst viele Rehe, Hirsche und in den Bergen auch Gämsen leben. Die Förster wollen, dass die Buchen, Eichen, Fichten und Tannen gedeihen. Beides geht schwer zusammen. Denn wenn im Wald zu viel Wild unterwegs ist, fressen die Tiere junge Bäume so zusammen, dass er nicht gedeihen kann. Also liegen Jäger und Förster im Dauerstreit.

Aiwanger schießt in Richtung Förster

Kürzlich hat Aiwanger seinem Verdruss auf die Förster wieder mal freien Lauf gelassen. Er wolle die "Gams nicht nur zum Knospenabfresser abwerten lassen", sagte er in einem Interview. Den Förstern warf er vor, im Wald "auf den Knien rutschend zu schauen", ob sie eine vom Wild "verbissene Eiche oder Vogelbeere" finden. Wie überhaupt sich "staatliche Stellen beim Thema Verbiss oftmals zu viel anmaßen" und "Unruhe in die Dörfer" tragen. Zugleich kündigte Aiwanger an, dass er als Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister selbstverständlich auch in Zukunft in Sachen Jagd Stellung beziehen wird. Das ist insofern erstaunlich, als für die Jagd Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) zuständig ist und im Kabinett der eherne Grundsatz gilt, dass kein Minister im Bereich des anderen wildert.

Jagdministerin Kaniber wird das Interview denn auch mit großem Interesse gelesen haben. Zumal sie dazu demnächst im Landtag ganz offiziell Stellung beziehen muss. Die Grünen wollen per Anfrage von ihr wissen, was sie davon hält, dass Aiwanger in aller Öffentlichkeit so harsch mit ihren Förstern ins Gericht geht und das auch in Zukunft tun will. Und Ministerpräsident Markus Söder soll erklären, ob er es weiter hinnimmt, dass Aiwanger die Zuständigkeiten im Kabinett auf den Kopf stellt.

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