Physik-Campus:Forschen im Kubus

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Als erstes Gebäude des neuen Physik-Campus der Universität ist auf dem Gelände an der Königinstraße das Nano-Institut entstanden. (Foto: C. Olesinski/LMU)

Knapp 30 Millionen Euro hat der Bau des Nano-Instituts am Englischen Garten gekostet

Von Alfred Dürr

Es ist ein mächtiger Kubus, der an der Königinstraße und direkt am Englischen Garten, entstanden ist. Die klare, funktional wirkende Bauweise erhält ihre besondere Prägung durch die Fassadenbänder mit vertikalen Strängen aus Keramik, die mit einer hellen Glasur versehen sind. Keine Frage, das Erscheinungsbild der Königinstraße mit den Nachkriegsbauten der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) hat sich durch den neuen Komplex grundlegend geändert. Und der Wandel wird in den kommenden Jahrzehnten weitergehen: Zug um Zug soll hier der Physik-Campus der LMU wachsen. Das gerade fertig gewordene Nano-Institut ist der Auftakt.

Labore, Büros, Technikflächen und Treffpunkte für die Forscher bestimmen das neue Haus mit seinen fünf Stockwerken. Der Entwurf stammt von dem Berliner Architektenbüro Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel. Die Arbeit in den Räumen soll zu einer nachhaltigeren und effizienteren Energieversorgung beitragen, denn bisherige Wind- und Solaranlagen führen oft zu Transport- und Speicherproblemen.

Betrieben wird also Grundlagenforschung zu den Themen Photovoltaik und Photokatalyse. Dabei geht es nach einer Mitteilung der LMU um maßgeschneiderte Nanostrukturen für eine nachhaltige solare Energieumwandlung. So wird Sonnenenergie zu chemischer Energie etwa in Form des gasförmigen Brennstoffs Wasserstoff, der keine Speicherprobleme macht.

Finanziert wird das Nano-Institut, dessen Bau 29,8 Millionen Euro gekostet hat, größtenteils vom Freistaat Bayern für das Forschungsnetzwerk "Solar Technologies Go Hybrid", in dem fünf bayerische Universitäten zusammengeschlossen sind. Professor Jochen Feldmann ist Leiter des Lehrstuhls für Photonik und Optoelektronik. Inhaber des zweiten Lehrstuhls am Nano-Institut ist Professor Stefan Maier. Er war bis vor kurzem am renommierten Imperial College in London. Maier untersucht die Wechselwirkung von Licht und Materie in nanostrukturierten Materialien.

Sowohl LMU-Präsident Bernd Huber als auch der bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) sind stolz auf die neue Forschungseinrichtung, die die Arbeiten auf dem Gebiet der Energieumwandlung weiter forcieren und bündeln soll. Bei der offiziellen Eröffnung des Hauses sagte Sibler, es sei dringend nötig, über alternative Energie- und Antriebssysteme nachzudenken. Der massive Stromausfall in weiten Teilen Südamerikas habe gerade wieder drastisch vor Augen geführt, wie wichtig Energiestabilität sei.

Sibler verteidigte den Standort des Instituts am Englischen Garten und unweit des Universitäts-Hauptgebäudes. Die Innenstadtnähe des künftigen Campus trage dazu bei, die Verbindung zwischen der Uni und der Gesellschaft zu fördern. Eugen Bauer, der Leiter des Staatlichen Bauamts München 2, sieht eine große Chance für diesen Standort, der bisher für die Öffentlichkeit verschlossen war. Es soll ein offener Campus mit neuen Wegen in den Englischen Garten entstehen.

Noch läuft das Bebauungsplanverfahren bei der Stadt. Wie es konkret mit dem Physik-Campus mit seinen sieben Gebäuden weitergeht, hängt auch von der Finanzierung ab, die der Landtag bewilligen muss.

© SZ vom 21.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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