Talentiade 2019:Den Bergen so nah

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Der Pullacher Schüler Finn Hösch betreibt den Sport Skibergsteigen und hat darüber auch zur Leichtathletik gefunden. Er tritt bei deutschen Titelkämpfen und Weltmeisterschaften an

Von Sina Rees

Finn Hösch ist Deutscher Meister im Skibergsteigen und das, obwohl er erst vor zwei Jahren zu dem Sport gefunden hat. Damit er auch im Sommer fit bleibt, hat er außerdem mit Leichtathletik angefangen - und auch das sehr erfolgreich.

Einen Berg mit Skiern rauflaufen - das klingt im ersten Moment wahnsinnig anstrengend und nicht für jeden sehr erstrebenswert. Aber für Finn Hösch ist es seit zwei Jahren seine große Leidenschaft. Skibergsteigen nennt man die Sportart, die der 16-Jährige seit zwei Saisonen ausübt - und das mit Erfolg. Er ist deutscher Meister seiner Altersklasse in allen drei Disziplinen - Sprint, Individual und Vertikal - und belegte bei seiner ersten Weltmeisterschaft 2019 in der Schweiz den fünften Platz im Sprint.

"Ich gehe mit meinem Vater schon ziemlich lange Ski-Touren", sagt Hösch und dabei hat er das Wettkampf-Format Skibergsteigen in Österreich entdeckt. Er fackelte nicht lange und ist direkt sein erstes Wettkampf-Rennen mitgefahren. "Ski fahre ich schon immer, aber eben lange nicht wettkampfmäßig", sagt der Pullacher.

Es gibt drei Disziplinen im Skibergsteigen. Beim Vertikal ist der Start unten und das Ziel oben am Berg. Es geht also nur bergauf. Für eine Strecke von etwa 600 Metern braucht Hösch 30 bis 40 Minuten. Der Sprint startet ebenfalls unten am Berg und endet dort auch wieder. Die Teilnehmer müssen zunächst mit den Skiern bergauf laufen, dann die Ski abschnallen und am Rucksack befestigen, und weiter geht's bergauf mit den Skischuhen. Oben angekommen werden die Brettl wieder angeschnallt, und in Höchstgeschwindigkeit fahren sie dann den Berg wieder runter. "Das ist sozusagen das Kurzformat, da dauert ein Durchlauf etwa vier Minuten", sagt Hösch. Die dritte Disziplin, das Individual, ist der "lange Sprint mit mehreren Anstiegen. Das dauert eine gute Stunde und sind bis zu 1000 Höhenmeter."

Bei seiner ersten Weltmeisterschaft im Skibergsteigen belegte Finn Hösch im März 2019 den fünften Platz in seiner Altersklasse in der Disziplin Sprint. Um sich im Sommer fit zu halten, fing der Pullacher mit dem Leichtathletiktraining an. Auch dort ist er erfolgreich. (Foto: Karl Posch)

"Der Erfolg beim Sprint bei der Weltmeisterschaft kam ziemlich unerwartet", sagt Hösch. Für eine Lieblingsdisziplin kann er sich aber nicht entscheiden, "die haben alle ihren eigenen Reiz". Um sich im Sommer fit zu halten, fing er dann noch mit der Leichtathletik an. "Beim Sprint kommt mir die Leichtathletik zugute", sagt Hösch. Als Leichtathlet ist er gerade in seiner zweiten Saison und trotzdem schon sehr erfolgreich dabei. Er ist Bayerischer Meister im Cross-Lauf über 1500 Meter und konnte sich im Mai für die Deutsche U18 Meisterschaft in Ulm im 2000-Meter-Hindernislauf qualifizieren.

Ob Sommer oder Winter, Finn Hösch kann nicht mehr ohne seine sportlichen Wettkämpfe leben. "Zum Glück bin ich noch nicht in den Konflikt gekommen, mich für eines entscheiden zu müssen", sagt er. Und neben dem Gymnasium und dem Sport spielt er auch noch Klavier. "Die sechs Trainings pro Woche laufen parallel zur Schule", sagt der Zehntklässler "und die Wettkämpfe sind ja am Wochenende."

Dass Finn in die Berge vernarrt ist, verrät schon seine Kleidung. Der 16-Jährige ist schlank und wirkt durchtrainiert. Sein weißes T-Shirt zeigt die Umrisse einer Bergkette. Der Reiz am Skibergsteigen, sagt er, sei dorthin zu kommen, "wo keine Lifte fahren, die Bedingungen sind deutlich besser und die Aussicht ist toll". Mit einem Freund hat er im März eine Ski-Tour über 4000 Höhenmeter gemacht, gedauert hat das zehn Stunden, alles nur mit Skiern an den Füßen, Stöcken in der Hand und Rucksack mit Lawinen-Ausrüstung auf dem Rücken. "Da ist man der Natur schon ziemlich ausgesetzt", sagt Hösch.

Kandidaten für den Jugend-Sportpreis der SZ

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(Foto: Logo Talentiade)

Zum zehnten Mal hat die Süddeutsche Zeitung in den vergangenen Wochen Leser, Aktive und Vereine aufgefordert, herausragende Sport-Talente aus München und der Region vorzuschlagen. Exakt 123 Athleten und Mannschaften hat die SZ seit der Premiere des "Talentiade"-Wettbewerbs im Jahr 2001 ausgezeichnet. In diesem Jahr gehen zahlreiche weitere Kandidaten ins Rennen um einen der mit jeweils 1500 Euro dotierten neun Förderpreise und den Schulsport-Preis "Klasse!" sowie den mit 5000 Euro dotierten Handball-Sonderpreis der Münchner Dr.-Ludwig-Koch-Stiftung - zu viele, um sie alle in Wort und Bild würdigen zu können. Die Landkreis- und Stadtviertel-Ausgaben der SZ präsentieren in dieser Ausgabe hoffnungsvolle Talente aus ihrem Verbreitungsgebiet. Bereits vorgestellte Talente bleiben selbstverständlich im Wettbewerb. Eine unabhängige Jury wählt am Dienstag, 25. Juni, die Gewinner aus.

Er möchte den Sport Skibergsteigen bekannter machen. "Skibergsteigen hat die Perspektive, 2026 olympisch zu werden", sagt er mit funkelnden Augen. Mal bei Olympia dabei zu sein, das ist sein großer Traum. Aber jetzt kommt erst mal 2020 die Jugendolympiade, dort wird er schon mal Olympia-Luft schnuppern.

© SZ vom 22.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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