Gedenkveranstaltung für Michael Jackson:Posieren in der Suite

Lesezeit: 2 min

In dem Hotelzimmer, das Michael Jackson bevorzugt bewohnte, zeigen sich zwei Darsteller des Musicals "Beat it", um an den Tod des Künstlers am 25. Juni 2009 zu erinnern. (Foto: Florian Peljak)

Zum zehnten Todestag des Popsängers gibt es in München eine eigenwillige Gedenkveranstaltung - ein Thema wird dabei offiziell ausgespart.

Von Max Fluder

Die Hände gefaltet, den Kopf leicht geneigt - so steht Annett Nickel auf dem Promenadeplatz vor der Statue des Orlando di Lasso, besser bekannt wohl als das inoffizielle Michael-Jackson-Denkmal. Kurz zuvor hat Nickel, gekleidet wie Jackson bei seinen Auftritten in ein Pailletten-Jackett, schwarze Hose und Lederslipper, eine rote Rose vor einem Poster mit dem Konterfei des Musikers abgelegt. Sie steht da, wirkt in sich versunken und scheint den Moment der Ruhe zu genießen. Wirklich still wird es an diesem Ort jedoch selten. Während der Schweigeminute zu Ehren von Michael Jackson an diesem Montag knattert in der Nähe ein Motorroller. Der Popsänger ist vor zehn Jahren, am 25. Juni 2009, tot aufgefunden worden.

Kurz nach dem Tod des Musikers hängten Fans Postkarten und Poster an den Sockel der Statue, klebten Schmetterlinge und Herzen daran und stellten Grablichter auf. Auch heute noch pflegen Fans wie Nickel den Ort. Zusammengefunden haben sie sich im MJ's Legacy e.V.. Zusammen mit dem Rock Museum Munich und dem biografischen Jackson-Musical "Beat it" veranstaltete der Verein zum Wochenstart eine Gedenkfeier am Denkmal und in der Suite des Hotels Bayerischer Hof, die Jackson bevorzugte. Zu dieser sind unter anderem Jacksons früherer Personenschützer Peter Althof gekommen, Ex- Bravo-Chefredakteur Alexander Gernandt, aber auch der Fernsehmoderator Frederic Meisner. Die Veranstaltung knüpft an vergangene Zeiten an. Zwei der Jacksonschauspieler aus "Beat it", Koffi Missah und Dantanio Goodman, fahren in einer Limousine vor und treffen auf viele Schaulustige. Ein Sicherheitsdienst begleitet sie durch die Drehtür ins Hotel. Ob Althof, Jacksons damaliger Leibwächter, nicht einspringen wollte? "Nee", meint dieser nur - und muss über die Vorstellung lachen. Seine Erinnerungen an Jackson? "Etwas zerbrechlich, sensibel, zurückhaltend", all das sei er gewesen.

Peter Althof, Jacksons ehemaliger Leibwächter, schaut am Todestag des Musikers auch vorbei. (Foto: Florian Peljak)

Auch die anderen Gäste erinnern sich an die Erlebnisse, die sie mit Jackson hatten. Was sie alle eint, ist die positive Sicht auf den Musiker. "Ein Ausnahmekünstler", sagt Oliver Forster, der Produzent des Musicals, später dann sogar: "der größte Künstler, den die Welt je gesehen hat". Für Alexander Gernandt lebt Jackson "in den Herzen seiner Fans weiter".

Die Stimmung in der Suite ist locker, die Musicaldarsteller posieren für Fotos. Am Fenster sind Bilder der Suite zu sehen, wie sie beim letzten Jackson-Besuch in München ausgesehen hat. Eine Suite im Stil der Neverland-Ranch. Ausgerechnet Neverland, das Anwesen, das namensgebend für die Dokumentation war, in der zwei Männer berichten, als Kinder von Jackson missbraucht worden zu sein.

Eine Schweigeminute an der Gedenkstätte, anschließend verteilt Musical-Produzent Oliver Forster (links) Kerzen. (Foto: Florian Peljak)

Die Doku "Leaving Neverland" bewegte die Welt. Dass der Künstler und sein Erbe nach den Pädophilie-Vorwürfen anders betrachtet werden, spürt man auch am Montag im Bayerischen Hof. Offiziell wird zu dem Thema nichts gesagt, doch die Frage, wie damit umzugehen sei, taucht immer wieder auf. Keiner der Veranstalter hält die Anschuldigungen für gerechtfertigt. "Man darf nicht vorverurteilen", findet der Journalist Gernandt. Annett Nickel bezichtigt die beiden Männer, die in der Doku zu Wort kommen, gar der Lüge. Sie wiederholt mantraartig: "Facts don't lie, people do", Fakten lügen nicht, Menschen lügen. Auch die Biografie Jacksons, die im Musical wiedergegeben wird, müsse man wegen der Vorwürfe nicht anpassen.

Aus dem Fenster ist das Denkmal zu sehen, das Jackson gewidmet ist. Im März demonstrierten dort Fans für die Glaubwürdigkeit des Künstlers. Am Montag haben sich dort wieder Menschen versammelt. Sie legen Blumen ab, stellen Grablichter auf und hören den Musicaldarstellern zu, wie sie "We are the world" singen.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMichael Jackson
:"Ich glaube, der hat dat gemacht"

Der King und ich: All den Missbrauchsvorwürfen gegen Michael Jackson zum Trotz tourt sein Imitator Ralf Abel immer noch erfolgreich durch die Provinz. Ein Besuch.

Von Oliver Klasen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: