Unesco-Weltkulturerbe:Bayern will es wissen

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Aus dem Freistaat kommen gleich zwei Bewerbungen für das Unesco-Weltkulturerbe: das historische Wassermanagement in Augsburg und der Donau-Limes.

Von Florian Fuchs und Hans Kratzer, Augsburg

Momentan gibt es in Bayern sieben Weltkulturerbestätten, in Deutschland sind es insgesamt 41. Dazu kommen noch drei Naturerbestätten. In wenigen Tagen könnten diese Listen eine Ausweitung erfahren. In Baku (Aserbaidschan) tagt seit Sonntag das Unesco-Welterbekomitee, das bei dieser Gelegenheit auch über neue Welterbestätten entscheiden wird. Drei deutsche Örtlichkeiten, zwei davon grenzüberschreitend, sind diesmal nominiert. Zwei sind in Bayern zu finden, nämlich das Augsburger Wassermanagement-System sowie der Donau-Limes.

Die Augsburger waren zunächst ziemlich überrascht, dass sie nach ihrer Bewerbung tatsächlich eine Chance bekommen, Weltkulturerbe zu werden. Das liegt wohl, da ist sich Kulturreferent Thomas Weitzel ziemlich sicher, an der besonderen Ausrichtung der Augsburger Bewerbung: Es geht eben nicht, wie sonst meistens, um einzelne Klöster, Burgen oder Schlösser, sondern um eine "systemische Bewerbung", wie er sagt. Also um das Wassermanagement-System mit vielen verschiedenen Stätten in und um Augsburg herum.

Zum Beispiel um das Wasserkraftwerk von 1879, das damals weltweit einmalig gewesen sei. Dieses Konzept eines technikgeschichtlichen und wasserwirtschaftlichen Zugangs sei neu in der Reihe der Weltkulturerbestätten und habe deshalb bei den Entscheidungsträgern offenbar einen Nerv getroffen. "Dazu kommt, dass das Thema Wassermanagement hochaktuell ist", sagt Weitzel. Augsburg könne belegen, dass sich die Verwaltung der Stadt bis ins 14. Jahrhundert zurück Gedanken über einen nachhaltigen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser gemacht habe. Die Delegation der Stadt reist deshalb selbstbewusst zur Entscheidung nach Baku: "Wir haben hier einen Vorbildcharakter für die Weltgemeinschaft", sagt Weitzel.

Überlegungen zur Nominierung des Donau-Limes gibt es indes schon seit Jahren. Nachdem der Obergermanisch-Rätische Limes mit dem Hadrianswall im Jahr 2005 ins Weltkulturerbe eingetragen und später um den Antoninuswall in Schottland ergänzt wurde, änderten sich allerdings die Richtlinien. Eine Ergänzung des Welterbes um weitere Teile des Limes erschwerte sich damit. Nun aber bekam der Donau-Limes doch noch eine eigene Welterbe-Nominierung. Da er jedoch von Niederbayern bis Ungarn mehrere Länder berührt (Deutschland, Österreich, Slowakei und Ungarn), handelt es sich um einen transnationalen, also nicht um einen eigenständigen deutschen Antrag.

Letztlich reichte Ungarn das gemeinsam ausgearbeitete und insgesamt 2300 Seiten starke Papier bei der Unesco ein. "Die Chancen stehen von unserer Seite aus recht gut", teilte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit, das an der Ausfertigung federführend beteiligt war. Der zur Eintragung vorgelegte Abschnitt des Donau-Limes erstreckt sich in Bayern von Eining im Kreis Kelheim über Regensburg und Straubing bis nach Passau und führt dann weiter nach Ungarn. Die Römer hatten einst ihren bebauten Grenzwall mit der Naturgrenze Donau verbunden. Entlang des Flusses bauten sie Kastelle und Wachtürme. Heute zeugen nur noch wenige sichtbare Reste von diesem Abschnitt des Limes, der in seiner kompletten Länge zwei Dutzend Staaten durchzieht und fast 6000 Kilometer lang ist.

Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst hatte bei den Anträgen für Augsburg und den Limes eine beratende Funktion. Der dritte Kandidat aus Deutschland ist ebenfalls ein grenzüberschreitendes Projekt: Die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoři (800 Jahre Bergbau, Wissenschaft und technologische Entwicklung) erstreckt sich über Sachsen und Tschechien. Insgesamt sind in diesem Jahr 36 Stätten für die Unesco-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt nominiert. Die Gesamtliste des Welterbes umfasst derzeit 1092 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern.

Zu den Welterbestätten in Bayern zählen bislang die Residenz Würzburg, die Wieskirche, die Altstadt von Bamberg, der Obergermanisch-Rätische Limes, die Altstadt von Regensburg, die prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen und das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth. Künftige Kandidaten werden in einer sogenannten Tentativliste erfasst. Diese sieht für die kommenden Jahre folgende Nominierungen aus Bayern vor: Alpine und voralpine Wiesen- und Moorlandschaften (Historische Kulturlandschaften im Werdenfelser Land, Ammergau, Staffelseegebiet und Murnauer Moos, Landkreis Garmisch-Partenkirchen). Der Antrag soll laut Wissenschaftsministerium 2022 eingereicht werden. Der Antrag für die Königsschlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee ist für 2024 vorgesehen. Unabhängig davon ist Bayern laut Wissenschaftsministerium mit dem Kurort Bad Kissingen an der transnationalen Nominierung "Great Spas of Europe" beteiligt.

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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