Freihandel:Bescherung in Hanoi

Freihandel: Eine junge Vietnamesin verpackt jetzt schon Karten für Weihnachten.

Eine junge Vietnamesin verpackt jetzt schon Karten für Weihnachten.

(Foto: Nhac Nguyen/AFP)

Die EU und Vietnam schließen ein Freihandelsabkommen. 99 Prozent der Zölle sollen wegfallen. Doch nicht nur Exporteure sollen profitieren.

Von Jan Schmidbauer

Vietnam und Weihnachten, das hat ungefähr soviel miteinander zu tun wie das vietnamesische Nationalgericht Pho mit der bayerischen Leberknödelsuppe. Was man in Europa als Heiligabend kennt, ist in Vietnam - für die meisten Menschen - ein normaler Arbeitstag, auch wenn viele Kaufhausbetreiber ihre Läden inzwischen weihnachtlich schmücken. Dass die junge Vietnamesin Karten verpackt, auf denen es kräftig weihnachtet, dürfte vor allem einen Grund haben: die Globalisierung. Nach Singapur ist Vietnam für die EU inzwischen der zweitwichtigste Handelspartner in Südostasien. Waren im Wert von 37 Milliarden Euro verschifften die Vietnamesen 2018 nach Europa, darunter selbstverständlich nicht nur Weihnachtskarten, die teilweise schon Monate vorher produziert werden, sondern auch Kleidung, Handys und Ersatzteile. In Zukunft könnte der Handel zwischen beiden Wirtschaftsräumen noch weiter zulegen. Die EU hat am Sonntag in Hanoi ein Freihandelsabkommen mit Vietnam abgeschlossen. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass 99 Prozent der bislang geltenden Zölle in den kommenden Jahren abgebaut werden. Der Handel zwischen beiden Wirtschaftszonen wird also billiger. EU-Kommissarin Cecilia Malmström bezeichnete das Abkommen als "Meilenstein". Profitieren sollen nicht nur Verbraucher und Exporteure. Vietnam machte auch Zusagen, wesentliche Standards der Internationalen Arbeitsorganisation einzuhalten, etwa das Verbot von Kinderarbeit.

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